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Entdeckung an der TU Dresden

Die menschliche Leber erneuert sich ständig und wird nie älter als drei Jahre

Leber erneuert sich: Leber
Der körperliche Alterungsprozess wirkt sich auf die Leber nicht in demselben Maße aus wie auf andere Organe Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

13.06.2022, 08:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Leber ist nicht nur ein Regenerationswunder, sondern sie erneuert sich ständig selbst. Forschende der TU Dresden konnten jetzt nachweisen, dass unser Entgiftungsorgan nie älter als drei Jahre wird.

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Von allen Organen verzeiht uns die Leber am meisten. Sei es Phasen des jugendlichen Leichtsinns oder Zeiten, in denen man besonders viele Medikamente nehmen muss – das Entgiftungsorgan kann sich bis zu einem gewissen Grad erstaunlich gut erholen. Ein internationales Forscherteam der TU Dresden entdeckte jetzt mittels eines komplizierten Verfahrens das Geheimnis dahinter: Die Leber erneuert sich ständig. Und zwar so rasant, dass sie als ganzes Organ nie älter als drei Jahre wird.

Die Leber bleibt ein Leben lang jung

Dass die Leber sich nach Verletzungen oder durchzechten Nächten recht schnell regeneriert, ist lange bekannt. Allerdings war nicht klar, ob diese Fähigkeit mit zunehmenden Alter erhalten bleibt. Denn üblicherweise altern die Organe mit dem Menschen mit, was die körpereigenen Selbstheilungskräfte massiv zurückschraubt. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Dr. Olaf Bergmann wollte daher der Frage genauer auf den Grund gehen und verwendete dafür eine komplizierte und aufwendige Technik, die als retrospektive Radiokohlenstoff-Geburtsdatierung bekannt ist. Damit bestimmten sie das Alter der menschlichen Leber. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Altern keinen Einfluss auf die Erneuerung der Leberzellen hat und diese sich bei jungen und alten Menschen gleichermaßen gut ersetzen“, heißt es in einer Universitätsmitteilung.1 Die komplette Studie dazu wurde jetzt in der Fachzeitschrift „Cell Systems“ veröffentlicht. 2

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Ob mit 20 oder 84 – für die Leber macht das keinen Unterschied

So untersuchte das Team die Lebern mehrerer Personen, die im Alter zwischen 20 und 84 Jahren gestorben waren. Auch hier stellten sie fest, dass sämtliche Leberzellen mehr oder weniger das gleiche Alter hatten. „Egal, ob man 20 oder 84 Jahre alt ist, die Leber bleibt im Durchschnitt unter drei Jahre alt“, erklärt Dr. Bergmann. Die Leber erneuert sich demnach immer gleich gut und schnell, ihre Zellen befinden sich in einem ständigen Austausch. Dieser Prozess scheint vom ersten bis zum letzten Lebenstag perfekt zu funktionieren.

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Warum es Ausnahmen gibt und was diese für die Lebergesundheit bedeuten

Es fanden sich aber auch vereinzelt Leberzellen, die zehn Jahre oder älter waren. Bei ihnen entdeckten die Forscher mehr DNA als bei den jungen, gesunden Leberzellen. „Die meisten unserer Zellen haben zwei Chromosomensätze, aber einige Zellen akkumulieren mit zunehmendem Alter mehr DNA. Am Ende können solche Zellen vier, acht oder sogar mehr Chromosomensätze tragen“, erklärt Dr. Bergmann. Je DNA-reicher eine Zelle, desto länger verbleibt sie in der Leber. Aber das muss nichts Schlimmes bedeuten, im Gegenteil: „Dies könnte ein Schutzmechanismus sein, der uns im Alter vor der Anhäufung schädlicher Mutationen bewahrt.“ Aber: „Wir müssen herausfinden, ob es ähnliche Mechanismen bei chronischen Lebererkrankungen gibt, die sich in einigen Fällen zu Krebs entwickeln können.“

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Bei einer Leberzirrhose erneuert sich die Leber nicht mehr

Doch auch die lange sehr geduldige Leber gerät irgendwann an ihre Grenzen. Bei einer durch etwa chronischem Alkoholmissbrauch entstandenen Leberzirrhose ist das Gewebe derart vernarbt, dass sich die Leber weder regenerieren noch erneuern kann. Das Tückische: Anzeichen und Symptome der Erkrankung treten erst auf, wenn die Zirrhose schon weit fortgeschritten ist. Daher ist es ratsam, die eigene Leber trotz ihrer wundersamen Eigenschaft dauerhaft jung zu bleiben, nicht überzustrapazieren.

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Quellen

Themen Leber
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