Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Studie

Küssen könnte Ausbreitung von Herpesviren begünstigt haben

küssen herpes: Ein junges Paar küsst sich
Der Kuss hat in der Kulturgeschichte ganz unterschiedliche Implikationen, auch in medizinischer Hinsicht ist er nicht ganz uninteressant Foto: Getty Images
FITBOOK Logo
FITBOOK Redaktion

07.08.2022, 18:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Laut WHO sind etwa 3,7 Milliarden Menschen unter 50 Jahren mit dem oralen Herpesvirus infiziert. Seine weltweite Verbreitung könnte mit dem Phänomen des Küssens zusammenhängen.

Artikel teilen

Wenn ein Kuss krank macht: Nach Ansicht von Wissenschaftlerinnen könnte das Aufkommen des Küssens als neuer Brauch die Verbreitung des oralen Herpes begünstigt haben. Das Virus wird über den Mund übertragen.

Vor 5000 Jahren nahm Übertragung von oralen Herpesviren zu

„Vor etwa fünftausend Jahren geschah etwas, das es einem Herpesstamm ermöglichte, alle anderen zu überholen. Die Zunahme der Übertragungen könnte möglicherweise mit dem Küssen in Verbindung stehen“, sagte Christiana Scheib von der britischen University of Cambridge. Sie ist Co-Autorin der Studie, die im Fachblatt „Science Advances“ erschien.1

Auch interessant: Kann man die Heilung von Lippenherpes beschleunigen?

3000 DNA-Proben von archäologischen Funden

Für die Studie analysierte das internationale Forscherteam etwa 3000 DNA-Proben von archäologischen Funden. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fanden nur in vier Fällen das Herpesvirus. Die älteste Probe komme von einem Mann, der in der russischen Uralregion lebte und aus der späten Eisenzeit vor etwa 1500 Jahren stammte. Bisher stammten die ältesten genetischen Daten für Herpes nach Angaben der Autorinnen und Autoren von einer Probe aus dem Jahr 1925.

Durch eine Sequenzierung der Genome und einem Vergleich zu Proben aus dem 20. Jahrhundert habe man eine Mutationsrate und die Evolution des Virus abschätzen können.

„Gesichtsherpes versteckt sich lebenslang in seinem Wirt und wird nur durch oralen Kontakt übertragen, so dass Mutationen langsam über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg auftreten“, sagte Co-Autorin Charlotte Houldcroft (ebenfalls Uni Cambridge). Jede Primatenart habe eine Form von Herpes, sagte Scheib. Deshalb gehe man davon aus, dass auch Menschen das Virus in sich trugen, seit sie Afrika verlassen haben. Das Küssen könnte später aber zu einer Verbreitung des oralen Herpes beigetragen haben.

Die früheste bekannte Überlieferung des Küssens ist nach Angaben des Forscherteams ein Manuskript aus der Bronzezeit in Südasien. Der Brauch sei in der menschlichen Kultur bei Weitem nicht universell.

Auch interessant: Forscher entdecken Zusammenhang zwischen Herpes und Demenz-Erkrankungen

Zusammenhang mit kultureller Praxis des sexuellen und romantischen Küssens

Die Wissenschaftlerinnen vermuten, dass der Kuss mit einer Wanderungsbewegung aus Eurasien nach Europa gekommen sein könnte. Der Aufschwung des oralen Herpes könne mit dem Aufkommen der kulturellen Praxis des sexuellen und romantischen Küssens zusammengefallen sein.

Auch heutzutage ist der romantische Kuss übrigens nicht in allen Teilen der Welt verbreitet. Eine Studie des Kinsey Instituts an der Indiana University kam 2015 zu dem Ergebnis, dass es nur in 46 Prozent der 168 untersuchten Kulturen erfolgt. Insbesondere im Mittleren Osten, in Nordamerika und Europa werden demnach viele Küsse verteilt. Bei afrikanischen Kulturen südlich der Sahara, auf Neuguinea oder in Zentralamerika spiele der mit Liebe und Sexualität verbundene Kuss eher keine Rolle.2

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden Herpeserkrankungen hauptsächlich durch zwei Virentypen verursacht: das Lippenherpes-Virus (HSV-1) und das Genitalherpes-Virus (HSV-2). Der Typ HSV-1, um den es auch in der Studie geht, wird über Mund-zu-Mund-Kontakt übertragen. Das Virus bleibt lebenslang im Körper, Symptome können immer wieder auftreten. Laut WHO sind etwa 3,7 Milliarden Menschen unter 50 Jahren mit diesem Herpesvirus infiziert.3

Mehr zum Thema

Quellen

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.