Wenn die Hände einschlafen, denken sich viele erst einmal nichts dabei. Doch diese Beschwerden darf man keinesfalls ignorieren. Sie können auf das Karpaltunnelsyndrom hindeuten. Und das kann ohne Behandlung dauerhafte Folgen haben.
Es kribbelt, es ziept, nichts rührt sich mehr – eingeschlafene Hände sind unangenehm! Oft passiert das mitten in der Nacht. „Man wacht davon mehrmals auf“, sagt Professor Veit Braun von der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. „Irgendwann kommen die Beschwerden auch tagsüber – zum Beispiel beim Fahrrad- oder Autofahren“. Schuld daran kann das Karpaltunnelsyndrom sein. Was das ist, wie es entsteht und welche Art der Behandlung am sinnvollsten ist, lesen Sie hier.
Übersicht
Was ist der Karpaltunnel?
Der Karpaltunnel ist ein Durchgang zwischen den Handwurzelknochen an den Seiten und einem Band, das wie ein Deckel darüber liegt. Dadurch laufen Sehnen und ein Nerv – der Nervus Medianus. „Das ist einer der Haupt-Handnerven, auch mittlerer Handnerv genannt. Er versorgt Daumen, Zeige- und Mittelfinger,“ erklärt Oliver Kastrup von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aus Essen.
Wie entsteht das Karpaltunnelsyndrom?
Gerät der mittlere Handnerv etwa aufgrund angeschwollener Sehnen im Karpaltunnel unter Druck, entsteht das Karpaltunnelsyndrom.
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Mögliche Ursachen
Verantwortlich für das Karpaltunnelsyndrom kann etwa eine Hormonumstellung sein, aber auch ein alter Bruch, bei dem sich der Karpaltunnel verschoben hat. „In seltenen Fällen gibt es auch ein überlastungsbedingtes Karpaltunnelsyndrom“, erklärt Professor Jörg van Schoonhoven, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Doch über diese Ursache diskutieren Wissenschaftler derzeit noch. Laut Deutscher Gesellschaft für Neurochirurgie „spricht vieles dafür, dass der Tunnel bei manchen Menschen (wahrscheinlich bis zu zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung) von Geburt an zu eng angelegt wurde und dass diese Enge familiär gehäuft vorkommt. Sie werden möglicherweise in Ihrer Familie weitere Mitglieder kennen, die ähnliche Beschwerden wie Sie haben.“
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Solange die Beschwerden noch leicht sind, kann eine Armschiene für nachts gegen das Abknicken des Gelenks helfen. So vermeidet man Belastungen. „Das wird aber oft als unkomfortabel empfunden“, sagt Oliver Kastrup. Die zweite Möglichkeit: eine Cortison-Spritze. Diese schlägt laut Deutscher Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) oft gut an – zum Beispiel bei Schwangeren, deren Hormonhaushalt sich nach der Geburt wieder umstellt.
Übungen, die die Beschwerden lindern
Wer nicht gleich zu Medikation greifen möchte, hat aber noch eine andere Möglichkeit, die Beschwerden zu lindern. Welche fünf Hand-Übungen gegen das Karpaltunnelsyndrom eine Expertin empfiehlt, lesen Sie hier.
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Wann ist eine Operation sinnvoll?
Wer wegen des schmerzhaften Kribbelns gar kein Auge mehr zubekommt, zieht vielleicht irgendwann auch eine ambulante Operation in Betracht. Dabei wird das Band, das den Deckel des Karpaltunnels bildet, unter örtlicher Betäubung gespalten. Dadurch verlängert es sich – und das entlastet den Nerv. Die Operation wird häufig ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt.
Doch das läuft natürlich nicht ganz ohne Risiko ab. So kann der Nerv verletzt oder in seltenen Fällen sogar durchtrennt werden. Sofern jedoch alles gut geht, ist die Wunde nach ungefähr zwei Wochen verheilt und die Beschwerden des Karpaltunnelsyndroms meist verschwunden.
Aber Achtung! Ist der Nerv bereits zu stark geschädigt und der Muskel verkümmert, ist der Schaden unter Umständen irreparabel. Deshalb sollte man eingeschlafene Hände unbedingt früh genug ernst nehmen!