
10. Mai 2025, 8:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Schmerzen ganz unten am Rücken – direkt über dem Po – können sehr unangenehm sein und den Alltag stark belasten. Mediziner sprechen dann von Kokzygodynie, der Fachbegriff für Steißbeinschmerzen. Unbehandelt können sie quälend sein und negative Effekte auf die Lebensqualität der Betroffenen haben.
Das Steißbein ist ein kleines, aber bedeutendes Element der Wirbelsäule. Beschwerden in diesem Bereich können akute oder chronische Auslöser haben – von Verletzungen über Haltungsprobleme bis zu organischen Erkrankungen. FITBOOK erklärt, was es mit dem Steißbein auf sich hat und wie man die Schmerzen behandeln kann.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Wie fühlen sich Steißbeinschmerzen an?
Steißbeinschmerzen treten insbesondere beim Sitzen, Aufstehen oder Beugen des Körpers auf und können in umliegende Körperregionen ausstrahlen. Sie reichen von dumpfen Dauerschmerzen bis zu stechenden Reizen und schränken Betroffene im Alltag spürbar ein. Mitunter ist es schwierig, zwischen einem lokalen und einem übertragenen Schmerz zu unterscheiden, was eine exakte Diagnose umso wichtiger macht. Der medizinische Fachbegriff lautet Kokzygodynie – abgeleitet vom lateinischen-griechischen „coccyx“ (Steißbein) und „odynie“ (Schmerz).
Warum das Steißbein so empfindlich auf Belastung reagiert
Das Steißbein bildet den untersten Abschnitt der Wirbelsäule und besteht in der Regel aus mehreren, miteinander verwachsenen Wirbeln. Obwohl es aus evolutionärer Sicht ein rudimentärer Teil des Körpers ist, übernimmt es eine wichtige Stütz- und Verbindungsfunktion für Bänder, Sehnen und Muskulatur des Beckenbodens. Aufgrund seiner exponierten Lage und der nur dünn ausgeprägten Schutzschicht reagiert es besonders sensibel auf Druck und mechanische Belastung. Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, drohen Schmerzen: Sitzen, Radfahren oder Aufstehen machen dann keine Freude mehr.1
Auch interessant: Donald-Duck-Syndrom – 2 Übungen, die gegen den Entengang helfen
Typische Auslöser von Steißbeinschmerzen
Direkter Sturz
Ein direkter Sturz auf das Gesäß – etwa durch Ausrutschen – kann sofortige, starke Schmerzen im Steißbeinbereich verursachen. In solchen Fällen liegt häufig eine Prellung oder im schlimmsten Fall ein Bruch vor, was eine zügige ärztliche Untersuchung erforderlich macht.
Fehlhaltungen
Allerdings entstehen Steißbeinschmerzen oft nicht plötzlich, sondern schleichend. Häufige Ursache sind Fehlhaltungen, die zu einer Überlastung bestimmter Muskeln und Bänder führen und in weiterer Folge Verspannungen hervorrufen. Kubosch zufolge ist oft schlichtweg zu langes Sitzen die Ursache.
Menstruation
Ein weiterer häufiger Auslöser: die Menstruation. Viele Frauen verspüren während ihrer Regelblutung Schmerzen, die bis ins Steißbein ausstrahlen. Wenn sich Gebärmutter und umliegende Muskulatur zusammenziehen, um die Schleimhaut abzustoßen, kann dies Beschwerden verursachen. Zudem erhöht die stärkere Durchblutung in der Beckenregion den Druck auf umliegende Nerven und Gewebe – und damit auch auf das Steißbein, wie Kubosch erklärt.
Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft sind viele Frauen betroffen. In Vorbereitung auf die Geburt lockern sich Bänder und Gelenke im Becken, was die Stabilität des Steißbeins beeinträchtigen kann.2
Weitere mögliche Ursachen
Neben Stürzen oder einer ungünstigen Sitzhaltung gehören auch entzündliche Erkrankungen wie Periostentzündungen oder chronisch-entzündliche Krankheiten wie Morbus Bechterew zu den möglichen Auslösern. Auch Druck durch Fisteln, Zysten oder gut- bis bösartige Tumoren im Gesäßbereich kann zu Beschwerden führen. Probleme mit der Bandstruktur oder stark verspannte Muskulatur im Beckenbereich sind weitere Faktoren. Wenn keine organische Ursache gefunden wird, sprechen Fachleute von idiopathischer Kokzygodynie.
Machen Sie mit bei unserer Umfrage!
Wie man die Schmerzen lindern kann
Wer aufs Steißbein gestürzt ist, sollte die betroffene Stelle zunächst kühlen und auf das Liegen auf dem Rücken verzichten – eine Maßnahme, die David Kubosch empfiehlt.
Sind Verspannungen die Ursache, hilft Wärme dabei, die Muskulatur zu entspannen – zum Beispiel durch ein warmes Bad, eine Wärmflasche oder ein Wärmepflaster. Auch gezielte Dehn- und Kräftigungsübungen für die untere Rückenmuskulatur können zur Linderung beitragen.
Für Menschen, die viel sitzen – etwa im Büro –, ist eine ergonomische Sitzhaltung entscheidend. Ein gut gepolsterter Stuhl oder spezielle Sitzkissen wie Keil- oder Donutkissen können den Druck auf das Steißbein reduzieren. Zudem ist es ratsam, beim Sitzen regelmäßig die Position zu wechseln.
Auch interessant: Bringt es etwas, wenn man nur am Wochenende Sport macht? Das sagt die Forschung
Steißbeinschmerzen vorbeugen
Hilfreich sind auch Alltagstipps: aufrechtes Sitzen, häufige Lagewechsel und seitliches Schlafen entlasten das Steißbein spürbar. Unterstützend wirken Sitzringe oder Steißbeinkissen. Bei akuten Schmerzen helfen Kühl- und Wärmeanwendungen. Gezielte Rückentrainings und Beckenbodenübungen – gerade in der Schwangerschaft – wirken langfristig vorbeugend. Locker sitzende Kleidung und bei Bedarf entzündungshemmende Medikamente oder Stuhlweichmacher runden die Selbsthilfemaßnahmen ab.

Schmerzen im Gesäß, die bis ins Bein ausstrahlen? Diese 7 Übungen helfen

Leiden Sie auch an Konaschu?

Adele über Folgen schlimmer Rückenschmerzen: „Ich muss aktuell watscheln“
Therapien bei anhaltenden Schmerzen
Wenn konservative Mittel keine Besserung bringen, kommen weiterführende Behandlungen wie manuelle Therapie, Osteopathie oder gezielte Physiotherapie infrage. Damit lassen sich Verspannungen lösen und Fehlhaltungen ausgleichen. Falls psychische Belastungen als Ursache infrage kommen, kann eine Psychotherapie zur Schmerzlinderung beitragen. Nur in extremen Ausnahmefällen wird operativ ein Teil des Steißbeins entfernt.3
Wann ärztliche Abklärung nötig ist
Die Steißbeinschmerzen sind sehr heftig? Oder Sie haben keine Ahnung, woher sie stammen könnten? Das gibt Anlass, die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Auch wenn die Schmerzen länger als sechs Wochen bestehen, sollte man einen Arzt aufsuchen, rät David Kubosch.
Erster Ansprechpartner ist in der Regel die Hausarztpraxis. Falls erforderlich, erfolgt die Überweisung an eine Facharztpraxis – üblicherweise aus der Orthopädie, Unfallchirurgie, Gynäkologie oder Neurologie.
Mit Material von dpa