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Strabismus

Schielen – Ursachen und Behandlung

Der Fachbegriff für Schielen ist Strabismus
Leidet ein Mensch an Strabismus, liegt bei ihm eine Fehlstellung der Augen vor, die zum Schielen führt. Foto: Getty Images / RapidEye
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

24. September 2024, 4:15 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Strabismus, umgangssprachlich als „Schielen“ bezeichnet, ist eine Augenkrankheit, bei der die Augen nicht korrekt ausgerichtet sind. Zwar können die Betroffenen mit beiden Augen ein Objekt fixieren – allerdings schaut ein Auge immer daran vorbei. FITBOOK erklärt, welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

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Wenn jeder Blickkontakt ein Gedankenkarussell anstößt, wird Schielen zusätzlich zur mentalen Last. Die Augenfehlstellung selbst zeigt sich meistens schon im Kindesalter. Auch die Ursachen und Ausprägungen können dabei sehr vielfältig sein.

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Was versteht man unter Strabismus?

Im Normalfall haben beide Augen dieselbe Blickachse: Bei etwa vier Prozent der Menschen in Deutschland ist das nach Angaben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) jedoch anders. Sie sind von einer Fehlstellung eines oder gleich beider Augen betroffen. Kurz gesagt: Sie schielen. 

Meistens beginnt Schielen im Kindesalter. Schätzungen gehen davon aus, dass eines von 25 Kindern schielt. Die Fehlstellung der Augen kann dabei Folgen haben: Sie kann Doppeltsehen, ein verringertes räumliches Sehen oder auch Kopfschmerzen auslösen, so die DOG. Und: Bleibt das Schielen unbehandelt, kann sich bei Kindern eine Sehschwäche eines Auges entwickeln – bis hin zum Sehverlust. 

Räumliches Sehen

In der Regel funktioniert räumliches Sehen nur, wenn beide Augen in dieselbe Richtung blicken und das Gehirn dann die Informationen beider Augen korrekt verarbeiten kann. Wenn man schielt, ist dies allerdings nicht gegeben. Die Augen erfassen unterschiedliche Bilder, wobei das Gehirn diese nicht zu einem einheitlichen Gesamtbild zusammenführen kann.

Auch interessant: 6 Symptome, mit denen Sie sofort zum Augenarzt sollten

Ursachen für das Schielen

Für das Schielen ist ein Ungleichgewicht in der Augenmuskulatur verantwortlich. Jedes Auge wird von sechs äußeren Muskeln gesteuert, die auch für die Bewegung des Augapfels zuständig sind. Zudem gibt es zwei innere Muskeln, die nicht nur die Größe der Pupille regulieren, sondern auch das Sehen in der Nähe und Ferne anpassen können. Ist dieses Gleichgewicht zwischen diesen Muskeln gestört, kann es zum Schielen kommen.

Strabismus kann dementsprechend viele verschiedene Ursachen haben und sowohl angeboren als auch erworben sein. Unter anderem können Verletzungen, genetische Faktoren, Risikofaktoren während der Schwangerschaft und Geburt oder Refraktions- und Brechungsfehler der Augen die Entstehung der Erkrankung begünstigen.

Es ist aber auch möglich, dass Schielen durch weitere Faktoren hervorgerufen werden kann, die bisher unbekannt sind. So kann Schielen auch bei Frühgeborenen auftreten. Ebenso kann eine unterschiedlich starke Fehlsichtigkeit oder eine unbehandelte Weitsichtigkeit beider Augen Strabismus auslösen.1

Diese Formen von Strabismus gibt es

Es gibt verschiedene Arten von Strabismus, die wie folgt klassifiziert werden:

Manifestes und latentes Schielen

Beim manifesten Schielen ist die Fehlstellung der Augen dauerhaft sichtbar. In diesem Fall kann sein, dass immer dasselbe Auge schielt oder aber beide Augen abwechselnd schielen.

Das latente Schielen (auch „Heterophorie“ oder „verstecktes Schielen“ genannt), ist zwar im Alltag häufig unsichtbar, kann aber unter bestimmten Bedingungen wie Alkoholkonsum oder Überanstrengung in ein manifestes Schielen übergehen.

Schielen nach Richtung der Abweichung

Eine Unterscheidung der Formen ist ebenfalls nach der Richtung möglich, in die das schielende Auge abweicht. Weicht das betroffene Auge nach innen ab, spricht man vom „Innenschielen“ (Esotropie). Schielt es hingegen nach außen, handelt es sich um ein „Außenschielen“ (Exotropie). Zudem kann das Auge nach oben oder nach unten schielen – wobei in diesem Zusammenhang von „Höhenschielen“ die Rede ist. Beim „Verrollungsschielen“ (Cyclotropie) ist die Sehachse des Auges verdreht.

Mikrostrabismus

Mikrostrabismus äußert sich darin, dass eine minimale und kaum sichtbare Schielstellung vorhanden ist. Jedoch ist der harmlose Schein trügerisch: Auch wenn diese Form von Strabismus äußerlich nicht besonders auffällt, kann es unbehandelt zu schweren Sehbehinderungen führen.

Lähmungsschielen (Parese)

Diese Form des Schielens entsteht durch eine Lähmung von mindestens einem der äußeren Augenmuskeln. Das Lähmungsschielen kann angeboren sein oder aber plötzlich aufgrund verschiedenen Verletzungen, Erkrankungen und Entzündungen auftreten.

Begleitschielen (Heterotropie)

In dieser Form begleitet das schielende Auge das andere Auge bei jeder Bewegung mit, wenn es beispielsweise die Blickrichtung ändert, damit ein Objekt fixiert werden kann.2

Symptome der Erkrankung

Das wohl auffälligste Merkmal der Erkrankung ist die Fehlstellung der Augen. Hier können die Blickrichtungen beider Augen nämlich voneinander abweichen. Neben dem sichtbaren Schielen, – also wenn eine der beiden Augenachsen von der normalen Parallelstellung nach innen oder außen abweichen – gibt es noch weitere Symptome:

  • Häufiges Blinzeln oder Zwinkern
  • Leseschwäche
  • Brennende oder zitternde Augen
  • Schwierigkeiten beim Konzentrieren
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schiefhaltung des Kopfes
  • Ungeschicklichkeit z. B. beim Greifen von Gegenständen

Problematisch ist, dass die Begleiterscheinungen den Alltag der Betroffenen erheblich einschränken und beeinträchtigen können. Gerade bei Kindern sollten sie ernst genommen und schnell behandelt werden.3

Schielende Menschen erleben Benachteiligung

„Mindestens genauso gravierend sind jedoch die psychosozialen Folgen“, so Prof. Bettina Wabbels von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Wer schielt, schämt sich oft dafür, vermeidet Blickkontakt und Interaktion mit anderen Menschen – und kann in der Folge psychische Probleme entwickeln. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene. 

Betroffene erleben zudem in vielen Fällen Benachteiligungen im Alltag, weil sie als weniger intelligent, sympathisch, attraktiv und fleißig beurteilt werden, wie Studien zeigen.

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Fehlstellung bis zur Einschulung beheben lassen

Die gute Nachricht: Schielen lässt sich gut behandeln. Und das sollte bei Kindern früh genug passieren. Augenärztin Bettina Wabbels rät Eltern, die zugrunde liegende Fehlstellung am besten vor dem Schuleintritt korrigieren zu lassen. Denn das Hänseln beginne meist im Grundschulalter. Jüngere Kinder können mitunter noch gar nicht erkennen, dass ein anderes Kind schielt. 

Bei etwa der Hälfte aller schielenden Kinder wird die Fehlstellung des Auges durch eine Operation behoben, heißt es vom Bundesverband Ambulantes Operieren. Dabei werden bestimmte Augenmuskeln umgelagert, sodass sich die Blickachse verändert. Ein weiterer zentraler Bestandteil der Strabismus-Behandlung ist es außerdem, dass das stärkere Auge mit einem Pflaster abgedeckt wird, damit das schwächere mehr gefordert ist. Zusätzlich können folgende Therapiemöglichkeiten durchgeführt werden:

Anpassung einer Brille

Tatsächlich verhält es sich so, dass bei vielen Kindern das Schielen aufgrund einer unentdeckten Fehlsichtigkeit beruht. Daher besteht die erste Behandlungsmaßnahme auch darin, eine Brille anzupassen, die den Schielwinkel minimieren oder ausgleichen kann. Liegen kleinere Schielwinkel vor, wie beispielsweise beim latenten Schielen, sind Prismenbrillen auch eine Option, um die Abweichungen zu korrigieren.

Okklusionstherapie

Sollte es dazu kommen, dass sich durch das Schielen bereits eine Sehschwäche (Amblyopie) entwickelt hat, wird das besser sehende Auge mit einem Pflaster abgedeckt. Dadurch wird das schwächere Auge sozusagen „gezwungen“ am Sehprozess teilzunehmen, was dabei hilft die Sehkraft zu verbessern. Die Dauer der Okklusion selbst hängt vom Schweregrad der Sehschwäche und dem Alter des Kindes ab. Jedoch ist es wichtig, die Therapie konsequent durchzuführen, weil sie mit zunehmendem Alter an Wirksamkeit verliert.

Operative Korrektur der Augenstellung

Sollte es dazu kommen, dass Brillen oder andere Korrekturmethoden nicht ausreichen, kann auch ein operativer Eingriff notwendig sein. Hierbei passt man die Augenmuskeln an, damit eine Fehlstellung behoben wird und die Augen somit in die richtige Position gebracht werden können. Allerdings trifft der zuständige Arzt diese Entscheidung anhand der Größe des vorliegenden Schielwinkels und andere Faktoren.4

Mit Material von dpa

Themen Augengesundheit Krankheiten Krankheiten A bis Z

Quellen

  1. USZ: Schielen (Fehlstellung der Augen). (aufgerufen am 23.09.2024) ↩︎
  2. KGS. Schielen (Strabismus) – Ursachen, Arten und Behandlung. (aufgerufen am 23.09.2024) ↩︎
  3. Netdoktor. Strabismus. (aufgerufen am 23.09.2024) ↩︎
  4. Caterna. Schielen (Strabismus): Ursachen, Formen und Behandlung. (aufgerufen am 23.09.2024) ↩︎
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