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Lockdown-Studien

Weniger Migräne und Kopfschmerzen im Homeoffice

Junge Frau sitzt vor dem PC und fasst sich ins Gesicht
Zwei Studien haben untersucht, wie sich die Corona-Lockdowns und Arbeiten im Homeoffice auf primäre Kopfschmerzen ausgewirkt haben Foto: Getty Images

05.09.2021, 07:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Starker Druck oder hämmernder Schmerz: Wer unter primären Kopfschmerzen wie zum Beispiel Migräne leidet, ist im Alltag immer wieder eingeschränkt. Zwei Studien haben nun untersucht, inwieweit die Corona-Lockdowns sich auf die primären Kopfschmerzen ausgewirkt haben und ob das Homeoffice zur Entlastung beitragen könnte.

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Hohe Arbeitsbelastung, Stress und mangelnde Erholung können zu primären Kopfschmerzen wie Migräne und Spannungskopfschmerzen beitragen. In den letzten 1,5 Jahren wurde unser Alltag pandemiebedingt ziemlich auf den Kopf gestellt. Zwei Studien – eine deutsche und eine italienische – untersuchten nun den Einfluss der Lockdowns auf Migräne. Mit interessanten Ergebnissen. Offenbar sollten Menschen, die an primären Kopfschmerzen leiden, am besten dauerhaft oder zumindest öfter im Homeoffice arbeiten.

Kopfschmerzen in den Lockdowns

In der deutschen Studie wurden die Daten von 2325 Patientinnen und Patienten mit primären Kopfschmerzerkrankungen ausgewertet. Dafür hatten diese ein digitales Kopfschmerztagebuch mit der App „M-sense“ geführt. Darin hatten sie 28 Tage vor einem Lockdown und die ersten 28 Tage im Lockdown ihre Kopfschmerzerfahrungen festgehalten. Die Wissenschaftler analysierten die Eingaben der App-Nutzer auf mögliche Veränderungen im Hinblick auf die monatlichen Kopfschmerztage, die monatlichen Migränetage, die akute Bedarfsmedikation und die Schmerzintensität.1

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Signifikante Reduzierung von Akuttherapie

Weder auf die Menge an Tagen mit Kopfschmerzen oder Migräne im Monat noch auf die Intensität der empfundenen Schmerzen scheinen sich die Lockdowns deutlich positiv oder negativ ausgewirkt zu haben. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich jedoch bei der Anzahl der Tage, an denen die Kopfschmerzpatienten eine Akuttherapie, z.B. sofortige Hilfe in Form von Medikamenten, benötigen. Darüber hinaus gaben die Probanden an, weniger aktiv zu sein, zugleich weniger Stress zu haben, länger zu schlafen, mehr Energie und bessere Laune zu haben.

Positiver Effekt von Lockdowns auf Kopfschmerzen nur von kurzer Dauer

Die Wissenschaftler wollten in einer weiterführenden Analyse zudem herausfinden, ob die positive Wirkung in Bezug auf die Akuttherapie nachhaltig ist. Dafür erhoben sie die Daten von 439 der bereits untersuchten Teilnehmer nach drei Monaten erneut und verglichen sie mit den Ausgangswerten vor dem Lockdown. Es zeigte sich, dass nun auch die Tage der Aktumedikation wieder auf dem alten Stand waren. Dies deutet daraufhin, dass Lockdowns zunächst zwar einen positiven Effekt hatten, nach einer Zeit aber vielleicht auf andere Art zu primären Kopfschmerzen beitrug. „Womöglich brachte der Lockdown neue Stressoren mit sich – durch das Homeschooling, die soziale Isolation oder auch durch Zukunftsängste und finanzielle Sorgen“, ordnet Prof. Peter Berlin, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) die Analyseergebnisse ein.2

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Wie wirkt sich Homeoffice auf Kopfschmerzen aus?

Auch eine italienische Studie widmete sich dem Zusammenhang von Lockdowns während Corona und primären Kopfschmerzen. Anders als die deutsche Studie nahm die der italienischen Wissenschaftler auch mögliche Faktoren, die während der Lockdowns Einfluss haben konnten, in den Blick – darunter auch den Faktor Homeoffice.

Ein Viertel der Befragten fühlte sich in Lockdowns besser, ein Viertel schlechter

Die Italiener erhoben die Daten via E-Mail-Fragebogen, den 92 Probanden ausfüllten. 40,2 Prozent von ihnen gab an, dass die Häufigkeit ihrer Kopfschmerzattacken während der Lockdowns gleich geblieben waren. 33,7 Prozent litten häufiger unter Kopfschmerzen, bei 26,1 Prozent hatte sich die Häufigkeit reduziert. Bei 55,4 Prozent dauerte eine Attacke genauso lange wie vor den Lockdowns, bei 23,9 Prozent dauerte sie länger, bei 20,7 Prozent hatte die Dauer sich verkürzt. Der Migräneschmerz war bei 65,2 Prozent gleich oder vermindert, bei 34,8 Prozent hatte die Schmerzintensität zugenommen. Die Wirksamkeit der Migränemedikamente gaben 73,9 Prozent der Befragten mit gleich gut an, 17,4 Prozent nahmen sie als vermindert wahr, 8,7 Prozent als verbessert. Das heißt also, dass sich ein Viertel der befragten Kopfschmerzpatienten während der Lockdowns besser fühlte, während sich die Kopfschmerzen eines Viertels der Teilnehmer verschlechterte. Bei ungefähr der Hälfte zeigten sich keine Unterschiede.3

Faktor Homeoffice während Lockdowns zeigt positive Wirkung auf Kopfschmerzen

Bemerkenswert an den Ergebnissen der italienischen Studie war der Einfluss des Faktors Homeoffice. Die Patientinnen und Patienten, die während der Lockdowns im Homeoffice arbeiteten, gaben bei der Umfrage an, weniger Medikamente benötigt, eine geringere Schmerzintensität empfunden und eine kürzere Attackendauer erlebt zu haben.

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Homeoffice kann Lebensqualität von Kopfschmerzpatienten verbessern

Während die Lockdowns also nur kurzzeitige Entlastung und das auch nur bei der benötigten Medikamenteneinnahme bewirkten, scheint das Konzept Homeoffice womöglich nachhaltiger positiv wirken zu können. Es könnte damit also ein möglicher Weg sein, die Lebensqualität von Menschen mit primären Kopfschmerzen zu verbessern. Das kann sich auch der DGN-Pressesprecher, Prof. Dr. Hans-Christoph Diener gut vorstellen: „Diese Hypothese ist nicht abwegig, denn wir wissen, dass bestimmte Trigger, wie beispielsweise Stress oder Lärm, Migräne-Attacken auslösen. Im Großraumbüro kann man sich dem weniger gut entziehen als im Homeoffice. Auch hat man zu Hause immer einen Rückzugsraum und kann sich ‚rausnehmen‘, wenn eine Attacke beginnt, was die Intensität und Länge der Schmerzen günstig beeinflussen kann.“

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Quellen

Themen Kopfschmerzen
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