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Studie findet Ursache

Warum nehmen viele zu, wenn sie mit dem Rauchen aufhören?

Faust schlägt auf Zigaretten
Bei vielen, die mit dem Rauchen aufhören, ist der Frust groß. Der Grund: Sie nehmen zu. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

04.10.2021, 11:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fast alle frischen Ex-Raucher werden im Laufe ihrer ohnehin schon schwerfallenden Abstinenz mit einigen Extrakilos „belohnt“. Warum ist das so? Wie so oft findet sich die wahre Ursache, warum Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, zunehmen, im Gehirn.

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Es gibt verschiedene Theorien, warum Menschen, die gerade mit dem Rauchen aufhören, anfangs oft so stark zunehmen. Zum einen, indem Essen eine orale Ersatzbefriedigung darstellt. Zum anderen sinkt der Grundumsatz, wenn kein Nikotin mehr zugeführt wird (Raucher verbrennen ca. 200 Kilokalorien mehr pro Tag). Viele Ex-Raucher entdecken obendrein zu ihrer eigenen Verwunderung, dass ihre Lust auf Fettiges und Süßes plötzlich ungebrochen scheint. Welcher gemeine Mechanismus ist da am Werk? Forscher der Minnesota Medical School haben eine interessante Antwort entdeckt.

Das Gehirn eines Süchtigen ist anders „verkabelt“

Dem US-Gesundheitsmagazin „Healthline“ sagte Studienleiter Mustafa al’Absi: „Es gibt einen Teil im Gehirn, das bei Süchtigen und Rauchern anders verkabelt ist.“ Diese falsche Verkabelung löst bei Entzug enorme Stressgefühle aus. Dies führe dazu, dass Personen auf ihrem Weg ins Ex-Raucher-Leben nach besonders kalorienlastiger Nahrung lechzen.

Das Problem: Die daraus resultierenden ungeliebten Kilos auf der Wage sorgen für Frust und nicht selten Verzweiflung. Für viele Betroffene Grund genug, wieder mit dem Qualmen anzufangen. Dabei braucht es nur etwas Geduld, denn ohne das Nervengift Nikotin „kabelt“ sich das Gehirn irgendwann wieder von selbst um.

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Studie mit Medikament für Heroinabhängige brachte neue Erkenntnisse

Für die Studie rekrutierten al’Absi und sein Team erwachsene Raucher und Nichtraucher aller Altersgruppen. Einige von ihnen erhielten während des Versuchszeitraums Naltrexon, ein Medikament zur Behandlung von Opioid-Abhängigkeit, während andere ein Placebo bekamen. Die Raucher duften nun für 24 Stunden keine Zigarette anfassen, bekamen aber wie die Nichtraucher jede Menge Leckereien von super gesund mit extrem kalorienlastig vorgesetzt. Wie zu erwarten, griffen die Raucher bei Snacks mit viel Zucker, Kohlenhydraten und Fett besonders beherzt zu – allerdings nur diejenigen, die zuvor kein Naltrexon eingenommen hatten. Jene Raucher, die unter Naltrexon standen, aßen trotz Entzug nicht mehr oder weniger als die Nichtraucher-Vergleichsgruppe.1

Wie die Nikotinsucht unbewusst mit Essen gefüttert wird

Mit dem Rauchen aufzuhören, bedeutet für viele, dass sie zunehmen, weil sie mit dem Essen erst so richtig anfangen – und zwar auf die ungesunde Art. „Nahrung aktiviert dasselbe Dopamin im Gehirn wie Rauchen“, erklärt Kylee Prodosa dem Magazin. Als Ernährungsberaterin und Leiterin von Rauchentwöhnungsprogrammen beobachtet sie immer wieder, wie ihre Teilnehmer Nikotin gegen Fett und Zucker eintauschen, ohne es recht zu bemerken. Eine These, die die oben beschriebene Studie unterstützt. „Diesen Mechanismus zu erkennen und zu durchschauen hilft dabei, das Gewicht unter Kontrolle zu behalten.“

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Raus aus der Essensfalle – was Ex-Raucher in Spe tun können

„Eine Gewichtszunahme sollte kein Grund sein, nicht aufzuhören“, sagt al’Absi. „Ihr Gewicht kann anfangs steigen, wird sich aber nach kurzer Zeit wieder einpendeln. Es mag etwas mehr sein als vor dem Rauchstopp. Aber wenn Sie sich sonst gesund ernähren, wird es genau das Gewicht sein, das Sie haben sollten.“ Die Tipps vom Experten:

  • Einen Ernährungsberater aufsuchen. Dieser erkennt oft viele ungesunde Muster und Mechanismen, die einem selbst nicht auffallen. Das macht sie einfacher zu durchbrechen.
  • Bei Heißhunger sich eine Beschäftigung suchen, die etwa 20 Minuten dauert. So lange braucht es in der Regel, bis ein ungesundes Verlangen verfliegt.
  • Zuckerfreie Bonbons oder Eiswürfel lutschen.
  • Pläne schmieden. Sei es ein Urlaub, eine größere Anschaffung oder eine sonstige Belohnung. Sich in Erinnerung zu rufen, wofür man das alles durchmacht, hilft ungemein.
  • Aktiv bleiben. Wandern, Spazieren, Freunde treffen, Nähen, Basteln oder mit Holz arbeiten – alles bereitet Freude und hat nichts mit Essen zu tun.

Rauchen aufhören und zunehmen – immer noch die bessere Wahl

Al’Absi hofft, dass seine Studienergebnisse dazu führen, dass Personen, die mit dem Rauchen aufhören möchten, bezüglich Ernährung und drohende Zunahme besser informiert und vorbereitet werden. „Aufhören ist immer die beste Wahl“, betont der Forscher. „So schwer es auch sein kann.“

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Quellen

Themen Rauchen
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