
13. Juni 2025, 13:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Studie mit fast einer halben Million Teilnehmern liefert Hinweise dafür, dass regelmäßiges Radfahren das Risiko für Demenz stark senken kann. Der Grund dafür könnte in einer bestimmten Hirnregion liegen, die beim Radfahren gestärkt wird.
Körperliche Bewegung ist gut fürs Gehirn. Wenn dabei Orientierungssinn und räumliches Denken gefordert sind, sinkt das Risiko für Alzheimer und Demenz zusätzlich. Dies konnten bereits Studien mit Taxi- und Krankenwagenfahrern belegen, die sich täglich in großen Städten zurechtfinden müssen. 1 Ein chinesisch-australisches Forscherteam wollte nun herausfinden, inwieweit körperliche Fortbewegung – in diesem Fall Radfahren oder zu Fuß gehen – das Risiko für Demenz senkt und welche Methode besser abschneidet. Die Ergebnisse der Studie wurden der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht. 2
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Übersicht
Daten von 479.723 Menschen gesammelt
Um mehr zu erfahren, analysierte das Team die Gesundheitsdaten von 479.723 Personen der UK Biobank. Dabei handelt es sich um eine groß angelegte Langzeitstudie zur Gesundheit von Menschen in England, Schottland und Wales. Das Verhältnis von Frauen zu Männern war ausgeglichen und das Durchschnittsalter betrug 56,5 Jahre. Zu Beginn der Studie waren alle Teilnehmer gesund. Das heißt, sie zeigten keine Anzeichen von Demenz bzw. Alzheimer. Gleichzeitig wurde abgefragt, wie häufig sie das Rad, den Bus oder das Auto nutzen oder zu Fuß unterwegs sind.
Radfahren senkte Risiko für Demenz um 19 Prozent
Wer bekam im Laufe der Studie eine Demenz? Bei insgesamt 8.845 Teilnehmenden wurde eine Demenz festgestellt (das entspricht 1,8 Prozent), bei 3956 davon handelte es sich um Alzheimer (0,8 Prozent). Die wichtigste Erkenntnis: Menschen, die regelmäßig Fahrrad fuhren, erkrankten am seltensten. Laut den Forschenden weist dies darauf hin, dass regelmäßiges Radfahren das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 19 Prozent senken könnte, das Alzheimer-Risiko sogar um 22 Prozent.
Allerdings scheint das nicht für alle Menschen im gleichen Maße zu gelten. Die Gene spielen offenbar dabei eine Rolle – genauer gesagt ein bestimmtes Gen namens APOE ε4, das mit einem höheren Demenzrisiko in Verbindung steht. Wer dieses Gen nicht hat, profitiert gemäß den Erkenntnissen der Studie stärker vom Radfahren. Besonders deutlich war dieser Effekt bei der sogenannten spät beginnenden Demenz. Bei Alzheimer oder früh einsetzender Demenz war der Unterschied durch die Gene weniger relevant.
Auch beim Gehen gab es interessante Beobachtungen: Menschen, die viel zu Fuß unterwegs waren, hatten laut Studie ein kleineres Volumen an bestimmten Hirnbereichen – der grauen und weißen Substanz. Außerdem zeigte sich bei reinem Gehen sogar ein leicht erhöhtes Alzheimer-Risiko.
Was ist mit anderen Verkehrsmitteln?
Wer mit dem Auto oder mit einer Kombination aus Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, hatte ein geringeres Demenzrisiko als Menschen, die nur den Bus oder die Bahn nutzten. Die frühere Annahme, dass Autofahren vor allem Stress bedeutet und dadurch schaden könnte, wurde durch die Ergebnisse nicht bestätigt.
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Wie profitiert das Gehirn vom Radfahren?
Die Forscher machten noch eine aufschlussreiche Entdeckung: MRT-Scans der Gehirne zeigten, dass regelmäßige Radfahrer ein größeres Hippocampusvolumen aufwiesen. Dabei handelt es sich um eine für das Gedächtnis und das Lernen wichtige Gehirnregion. Ein gut ausgebildetes Hippocampusvolumen gilt daher als wichtiges Indiz für ein geringeres Demenzrisiko.

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Warum die Studie von Bedeutung ist
Auch wenn sich die Studie vor allem auf selbstberichtete Daten stützt, was stets zu Messfehlern führen kann, liegen ihre Stärken in der hohen Teilnehmerzahl und dem langen Messzeitraum. Demenz ist ein sich rasant ausbreitendes Phänomen. Die Zahl der Fälle wird weltweit voraussichtlich von 55 Millionen im Jahr 2019 auf 139 Millionen im Jahr 2050 steigen. Das führt zu einer erheblichen Pflegebelastung, ganz zu schweigen von den Kosten. Daher ist es für die globale Gesundheit von Bedeutung, kostengünstige und leicht in den Alltag zu integrierende Methoden zu ermitteln, die diesen problematischen Trend ausbremsen können. Radfahren scheint ein sicherer Weg zu sein, um das Risiko für Demenz zu senken