23. August 2024, 4:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es ist wohl der Alptraum eines jeden Mannes: Penisbruch! Doch woran erkennt man einen Penisbruch eigentlich, und wie behandelt man ihn richtig? Denn es gilt, nicht nur die Verletzung zu kurieren, sondern auch Folgeschäden zu vermeiden.
Wirklich brechen kann ein Penis nicht, denn er hat keinen Knochen. Doch es kann zu einer starken Biegung kommen, bei der die Schwellkörper in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie genau dies passieren kann? Das hat sich FITBOOK von dem Urologen Dr. med. Axel-Jürg Potempa erklären lassen. Außerdem erzählte der Experte, wie man die Verletzung erkennt und therapiert – und welche Folgeschäden im schlimmsten Fall möglich sind.
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Übersicht
Wie passiert ein Penisbruch?
Was umgangssprachlich als „Penisbruch“ oder „Penisruptur“ bezeichnet wird, beschreibt eine starke Biegung oder Stauchung, infolge deren ein Schwellkörper bzw. die Haut eines Schwellkörpers reißen kann.1 Meistens handelt es sich um einen einseitigen Riss einer Membran des Schwellkörpers: der sogenannten „Tunica albuginea“.2 „Die Bindegewebshülle, die die Schwellkörper umgibt, ist nicht elastisch. Kommt es bei der Masturbation oder beim Sex zu einer Stauchung, zum Beispiel, indem der Penis aus der Scheide rutscht und am Schambein der Frau hängenbleibt, kann das zu einem solchen Riss führen.“, erklärt der Urologe aus München. Trotzdem ist ein Penisbruch sehr selten: „Von 175.000 Notfällen in der Klinik handelt es sich bei einem um einen Penisbruch.“
Wie erkennt man einen Penisbruch, um Folgeschäden zu vermeiden?
Unbemerkt bleibt ein Penisbruch nur selten. „Oft berichten Patienten von einem knackenden Geräusch“, erzählt Dr. med. Potempa. Es kommt zu starken, stechenden Schmerzen. Die Erektion geht zurück, gleichzeitig verfärbt sich der Penis dunkelrot-bläulich und schwillt an. Betroffen ist meist nur einer der beiden oben liegenden Schwellkörper.3 „In diesem Fall verbiegt sich der Penis in Richtung der nicht gerissenen Seite“, so der Urologe. „Es gibt noch einen Schwellkörper, der unten an der Harnröhre liegt. Der ist meistens nicht betroffen. Wenn doch, merkt man das dadurch, dass Blut aus der Harnröhre kommt, weil diese auch verletzt ist.“
In jedem Fall gilt: Den Penis kühlen und so schnell wie möglich in die Notaufnahme! Dort kann die Penisruptur dann durch Ertasten, Ultraschall, MRT oder Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel festgestellt und lokalisiert werden.
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Wie muss ein Penisbruch behandelt werden?
Zunächst wird die Blutung mit komprimierenden Verbänden verlangsamt. Medikamente können die Schmerzen lindern. Auf keinen Fall jedoch sollte Aspirin eingenommen werden, denn dieses erhöht die Blutungsneigung. Stattdessen sorgen Antiandrogene und Beruhigungsmittel dafür, dass kein neues Blut in den Schwellkörper eintritt.
Konservative Behandlung
Ärzte müssen dann darüber entscheiden, wie der Penisbruch behandelt wird. „Bei einer konservativen Behandlung, also ohne OP, sind die späteren Komplikationen deutlich häufiger“, so Dr. med. Potempa. Meistens wird deshalb sofort oder einen Tag später operiert und der Riss vernäht. Eine sichtbare Narbe bleibt nur selten zurück.
Operative Behandlung
Nach der Operation erhält der Patient einen Kompressionsverband. Testosteronblocker und Beruhigungsmittel verhindern eine Erektion, sodass die Operationswunde ausheilen kann. „Wenn die Harnröhre nicht verletzt wurde, braucht man nach der Operation oft keinen Harnröhrenkatheter zu tragen. Der Patient sollte aber ca. fünf Tage stationär aufgenommen werden und nach der Entlassung vier bis sechs Wochen sexuell inaktiv bleiben“, sagt der Mediziner.
Kann ein Penisbruch unentdeckt bleiben?
Wer trotz Schmerzen nicht zum Arzt geht, riskiert, dass ein Riss in der Schwellkörperhülle oder in den Schwellkörpern unentdeckt bleibt. „Manchmal sind das dann Patienten, die wegen Erektionsstörungen zu mir in die Praxis kommen“, so der Urologe. „Oder wegen einer Penisdeviation, das heißt, dass der Penis bei der Erektion schief wird. Bei der Untersuchung kann ich dann durch Ertasten oder einen Ultraschall erkennen: Da ist eine Verhärtung oder eine Unregelmäßigkeit im Bindegewebe. Dort könnte es mal zu einer leichten Penisfraktur gekommen sein.“
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Welche Spätfolgen sind möglich?
Bleibt ein Penisbruch unbehandelt, kann er Folgeschäden nach sich ziehen. „Es kann zu einer Verkrümmung des Penis kommen oder zu Erektionsstörungen, weil der Blutfluss zu den Schwellkörpern gestört sein kann“, erklärt Dr. med. Potempa. „Oder zu wiederkehrenden Schmerzen und Bindegewebsknoten, die als Schwellung erkennbar sind.“ Auch Divertikel, also Ausstülpungen an den Schwellkörpern, sowie Harnröhrenverengungen, sind mögliche Folgeschäden nach einem unbehandelten Penisbruch.
Zudem ist eine nachträgliche Operation riskant. Es droht die Gefahr einer Schädigung der Schwellkörper oder einer Infektion. „Wenn es eine rein kosmetische, also nicht funktionelle Sache ist, würde ich von einer Operation am Schwellkörper dringend abraten“, so die Einschätzung des Experten.