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Ist der Eingriff gesund?

Eine Beschneidung verändert offenbar das Penis-Mikrobiom

Ist eine Beschneidung beim Mann gesund?
Ist eine Beschneidung beim Mann gesund? Foto: GettyImages/Vachiravit Vasuponsritara

19. August 2024, 17:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In manchen Kulturen oder Religionen ist die Beschneidung eine weitverbreitete Praxis. Auch aus medizinischen Gründen kann sie notwendig sein. Doch hat sie darüber hinaus grundsätzlich gesundheitliche Vorteile für den Mann? Bezüglich dieser Frage herrscht in der Forschung Uneinigkeit. FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erläutert die aktuelle Studienlage, welche spannende Hinweise liefert.

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Ist die Beschneidung beim Mann gesund? Auf diese Frage gibt es bislang keine eindeutige Antwort. In Fällen einer Vorhautverengung oder wiederkehrender Entzündungen im Bereich der Vorhaut, Eichel oder Harnwege kann der Eingriff eine medizinische Lösung sein.1 Doch auch darüber hinaus wird diskutiert, ob die Beschneidung gesundheitlichen Nutzen bietet, z. B. in Hinblick auf eine HIV-Infektion und andere sexuell übertragbare Krankheiten. Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Beschneidung eine Wirkung auf das Penis-Mikrobiom – also die Gesamtheit der dort vorkommenden Bakterien – hat.

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Ist die Beschneidung gesund? Die bisherige Studienlage

Die Theorie, dass beschnittene Männer weniger anfällig für sexuell übertragbare Krankheiten sind, hält sich seit dem späten 19. Jahrhundert. Tatsächlich konnten Studien in der Vergangenheit Hinweise liefern, dass dies zu einem gewissen Grad stimmen könnte. So kam eine Meta-Analyse von 2006 zu dem Ergebnis, dass die Beschneidung bei Männern mit weniger bakteriellen Infektionen wie Syphilis oder viralen Infektionen wie Genitalherpes einherzugehen scheint.2 Außerdem ergab eine klinische Studie südafrikanischer Wissenschaftler aus 2005, dass eine Beschneidung mit einem um 60 Prozent geringeren Risiko für die Ansteckung mit HIV einhergeht.3 Grund hierfür sei verringerte Schleimhautoberfläche des Penis und der an HIV-Zielzellen reiche Teil der Vorhaut entfernt wird. Auch die deutsche Aidshilfe verweist noch heute auf diese Erkenntnisse.4

Doch gibt es auch Forschungsergebnisse, die keine gesundheitlichen Vorteile von Beschneidung aufzeigen konnten. So fand eine dänische Studie, die über 30 Jahre lang erfolgte, keine Hinweise dafür, dass ein Schutz vor HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten durch eine Beschneidung gegeben wäre.5 Und auch ein Review, welches zehn verschiedene Studien überprüfte, kam zu keinem klaren Ergebnis.6

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Beschneidung verändert das Penis-Mikrobiom

Eine amerikanische Studie aus 2022 liefert spannende Erkenntnisse zur möglichen Wirkung einer Beschneidung auf den Körper und die langfristige Gesundheit.

Im Rahmen der Studie analysierte ein Forschungsteam Proben von elf Kindern, die im Bereich der Harnröhre entnommen worden waren – sowohl vor als auch nach der Beschneidung. Der Fokus lag auf möglichen Veränderungen des Mikrobioms nach dem Eingriff.

Tatsächlich zeigte die Analyse, dass sich die Menge bestimmter Mikrobioorganismen in den Proben, die den Jungen nach der Beschneidung entnommen worden waren, verringert hatte. Und zwar betraf dies überwiegend solche, die hauptsächlich mit dem Aminosäure- und Glukosestoffwechsel verbunden sind.7

Eine kenianische Beobachtungsstudie aus 2022 kam zudem zu dem Ergebnis, dass die Veränderungen des Mikrobioms nach einer Beschneidung stabil blieben.8

Beschneidung könnte Schutz Krankheiten bieten

Laut den amerikanischen Studienautoren liefert ihre Analyse einen ersten genaueren Einblick in den Effekt der Beschneidung auf das Penis-Mikrobiom. Dadurch, dass sowohl vor als auch nach dem Eingriff entnommene Proben analysiert wurden, ist zu vermuten, dass tatsächlich die Beschneidung den Effekt hervorgerufen hat. Außerdem handelte es sich bei den zurückgegangenen Bakterien und Pilzen um solche, die mit Entzündungen und Krebs in Verbindung gebracht werden. Demnach liefert die Studie Hinweise, dass die Beschneidung langfristig gesunde Wirkungen für den Mann haben kann.

Einschränkung der Studie

Allerdings ist auch wichtig, zu betonen, dass die Studie eine geringe Teilnehmeranzahl aufweist, was die Aussagekraft der Ergebnisse abschwächt. Deshalb ist nicht sicher, dass die Beschneidung tatsächlich die Veränderungen im Mikrobiom verursacht. Auch der Langzeiteffekt auf erwachsene Männer kann aktuell nur vermutet werden. Weitere Forschung ist daher notwendig.

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Themen Männergesundheit

Quellen

  1. infomedizin. Beschneidung (Zirkumzision). (aufgerufen am 15.08.2024) ↩︎
  2. Weiss, H.A., Thomas, S.L., Hayes, R.J. (2006). Male circumcision and risk of syphilis, chancroid, and genital herpes: a systematic review and meta‐analysis. Sexually Transmitted Infections (STI). ↩︎
  3. Auvert, B., Taljaard, D., Lagarde, E. et al. (2005). Randomized, Controlled Intervention Trial of Male Circumcision for Reduction of HIV Infection Risk: The ANRS 1265 Trial. PLOS MEDICINE. ↩︎
  4. Deutsche Aidshilfe. Schutz. (aufgerufen am 15.08.2024) ↩︎
  5. Frisch, M., Simonsen, J. (2022). Non-therapeutic male circumcision in infancy or childhood and risk of human immunodeficiency virus and other sexually transmitted infections: national cohort study in Denmark. European Journal of Epidemiology. ↩︎
  6. Goncales, M.F.M., Fernandes, A.R., Rodrigues, A.G. & Lisboa, C. (2022). Microbiome in Male Genital Mucosa (Prepuce, Glans, and Coronal Sulcus): A Systematic Review. Micrororganisms. ↩︎
  7. Mishra, K., Isali, I., Sindhani, M. et al. (2022). Characterization of Changes in Penile Microbiome Following Pediatric Circumcision. European Urology Focus. ↩︎
  8. Mehta, S., Nandi, D., Agingu, W. et al. (2022). Longitudinal Changes in the Composition of the Penile Microbiome Are Associated With Circumcision Status, HIV and HSV-2 Status, Sexual Practices, and Female Partner Microbiome Composition. Frontiers in Cellular and Infection Microbiology. ↩︎
  9. Gray, R.H., Kigozi, G., Serwadda, D. et al. (2009). The effects of male circumcision on female partners' genital tract symptoms and vaginal infections in a randomized trial in Rakai, Uganda. American Journal of Obstetrics & Gynecologym. ↩︎
  10. Wawer, M.J., Tobian, A.A., Kigozi, G. et al. (2011). Effect of circumcision of HIV-negative men on transmission of human papillomavirus to HIV-negative women: a randomised trial in Rakai, Uganda. Lancet. ↩︎
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