In manchen Kulturen oder Religionen ist die Beschneidung eine weitverbreitete Praxis. Auch aus medizinischen Gründen kann sie notwendig sein. Doch hat sie darüber hinaus grundsätzlich gesundheitliche Vorteile für den Mann? Bezüglich dieser Frage herrscht in der Forschung Uneinigkeit. Eine neue Studie liefert neue, spannende Hinweise.
Ist die Beschneidung beim Mann gesund? Auf diese Frage gibt es bislang keine eindeutige Antwort. In Fällen einer Vorhautverengung oder wiederkehrender Entzündungen im Bereich der Vorhaut, Eichel oder Harnwege kann der Eingriff eine medizinische Lösung sein. Doch auch darüber hinaus wird diskutiert, ob die Beschneidung gesundheitlichen Nutzen bietet. Vergangene Studien kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine neue Untersuchung deutet darauf hin, dass die Beschneidung eine Wirkung auf das Penis-Mikrobiom hat.
Übersicht
Ist die Beschneidung gesund? Die bisherige Studienlage
Die Theorie, dass beschnittene Männer weniger anfällig für sexuell übertragbare Krankheiten sind, hält sich seit dem späten 19. Jahrhundert. Tatsächlich konnten Studien in der Vergangenheit Hinweise liefern, dass dies zu einem gewissen Grad stimmen könnte. So kam eine Meta-Analyse von 2006 zu dem Ergebnis, dass die Beschneidung bei Männern mit weniger bakteriellen Infektionen wie etwa Syphilis oder viralen Infektionen wie z. B. Genitalherpes einherzugehen scheint.2 Außerdem brachten Wissenschaftler die Praxis der Beschneidung mit einem geringeren Risiko für die Ansteckung mit HIV in Verbindung.3
Doch gibt es auch Forschungsergebnisse, die keine gesundheitlichen Vorteile von Beschneidung aufzeigen konnten. So fand eine dänische Studie, die über 30 Jahre lang erfolgte, keine Hinweise dafür, dass ein Schutz vor HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gegeben wäre.4 Und auch andere Untersuchungen kamen zu keinen klaren Ergebnissen.5
Nun liefert eine Studie aus den USA neue spannende Erkenntnisse zur möglichen Wirkung einer Beschneidung auf den Körper und die langfristige Gesundheit.
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So lief die neue Studie ab
Im Rahmen der Studie analysierte ein Forschungsteam Proben von elf Kindern, die im Bereich der Harnröhre entnommen worden waren – sowohl vor als auch nach der Beschneidung. Der Fokus lag auf möglichen Veränderungen des Mikrobioms nach dem Eingriff.
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Die Beschneidung verändert das Penis-Mikrobiom
Tatsächlich zeigte die Analyse, dass sich die Menge bestimmter Mikrobiomorganismen in den Proben, die den Jungen nach der Beschneidung entnommen worden waren, verringert hatte. Und zwar betraf dies überwiegend solche, die hauptsächlich mit dem Aminosäure- und Glukosestoffwechsel verbunden sind.6
Beschneidung könnte Schutz Krankheiten bieten
Laut den Studienautoren liefert ihre Analyse einen genaueren Einblick in den Effekt der Beschneidung auf das Penis-Mikrobiom. Dadurch, dass sowohl vor als auch nach dem Eingriff entnommene Proben analysiert wurden, ist zu vermuten, dass tatsächlich die Beschneidung den Effekt hervorgerufen hat. Außerdem handelte es sich bei den zurückgegangenen Bakterien und Pilzen um solche, die mit Entzündungen und Krebs in Verbindung gebracht werden. Demnach liefert die Studie Hinweise, dass die Beschneidung langfristig gesunde Wirkungen für den Mann haben kann.
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Einschränkung der Studie
Allerdings ist auch wichtig, zu betonen, dass es sich um eine sehr kleine Studie (nur elf Probanden) handelt, was die Aussagekraft der Ergebnisse abschwächt. Deshalb kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Beschneidung tatsächlich die Veränderungen im Mikrobiom verursacht. Auch der Langzeiteffekt auf erwachsene Männer kann aktuell nur vermutet werden. Weitere Forschung ist daher notwendig.
Quellen
- 1. infomedizin. Beschneidung (Zirkumzision. (aufgerufen am 17.1.2023)
- 2. Weiss, H.A., Thomas, S.L., Hayes, R.J. (2006). Male circumcision and risk of syphilis, chancroid, and genital herpes: a systematic review and meta‐analysis. Sexually Transmitted Infections (STI).
- 3. Auvert, B., Taljaard, D., Lagarde, E. et al. (2005). Randomized, Controlled Intervention Trial of Male Circumcision for Reduction of HIV Infection Risk: The ANRS 1265 Trial. PLOS MEDICINE.
- 4. Frisch, M., Simonsen, J. (2022). Non-therapeutic male circumcision in infancy or childhood and risk of human immunodeficiency virus and other sexually transmitted infections: national cohort study in Denmark. European Journal of Epidemiology.
- 5. Goncales, M.F.M., Fernandes, A.R., Rodrigues, A.G. & Lisboa, C. (2022). Microbiome in Male Genital Mucosa (Prepuce, Glans, and Coronal Sulcus): A Systematic Review. Micrororganisms.
- 6. Mishra, K., Isali, I., Sindhani, M. et al. (2022). Characterization of Changes in Penile Microbiome Following Pediatric Circumcision. European Urology Focus.