
9. Juli 2025, 15:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Magenkrebs zählt zu den zehn häufigsten Krebsarten in Deutschland. Jährlich sterben allein hierzulande etwa 8500 Menschen daran. Eine Studie zeigt nun, wie viele Millionen Fälle zukünftig hinzukämen, die sich aber – so die gute Nachricht – vermeiden ließen.
Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 14.500 Menschen an Magenkrebs.1 Männer sind davon fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Obwohl die Behandlungsmethoden besser werden und die Sterbezahlen rückläufig sind, führt das Magenkarzinom immer noch zu rund 8500 Sterbefällen pro Jahr. Weltweit sind es sogar Millionen von Magenkarzinomen, wie eine aktuelle Studie berichtet. Die Forscher errechneten eine Prognose für Kinder und Jugendliche (unter 18-Jährige). Sie kamen zu der Erkenntnis, dass von den heute jungen Menschen etwa zwölf Millionen im Verlauf ihres Lebens aufgrund eines bestimmten Bakteriums Magenkrebs bekommen werden. Die Studie zeigt aber auch, dass sich diese Magenkrebs-Fälle vermeiden ließen.2
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Übersicht
Was ist Magenkrebs und wie entsteht er?
Bei Magenkrebs, auch Magenkarzinom genannt, handelt es sich um eine bösartige Tumorerkrankung des Magens. Dabei beginnen Zellen der Magenwand, unkontrolliert zu wachsen. Sie können dabei auch umliegendes Gewebe befallen und sogenannte Metastasen bilden. Sind bereits Metastasen vorhanden, lässt sich der Krebs nicht mehr vollständig heilen. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum trifft dies leider auf vier von zehn Betroffenen zu. Wird das Magenkarzinom hingegen im Frühstadium entdeckt, sind die Heilungschancen gut. Da die Beschwerden in diesem Stadium jedoch meist gering und unauffällig sind, bleibt die Erkrankung oft lange unentdeckt.
Vor allem chronische Erkrankungen der Magenschleimhaut können das Risiko für Magenkrebs erhöhen. Dazu zählen etwa eine chronische Gastritis oder ein Magengeschwür. In den meisten Fällen ist jedoch ein anderer Übeltäter verantwortlich: Helicobacter pylori. Dieses Bakterium gilt inzwischen als der wichtigste Risikofaktor für Magenkrebs. Forscher gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der weltweit auftretenden Magenkrebsfälle auf eine Infektion mit Helicobacter pylori zurückzuführen sind.3 Die Bakterien nisten sich in der Magenschleimhaut ein und führen zu einer chronischen Entzündung. Da sie resistent gegen Magensäure sind, können sie nur mit Antibiotika bekämpft werden.
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Prognose: Bis zu 15,6 Millionen Magenkrebs-Erkrankte weltweit
In einer aktuellen Studie nutzten Wissenschaftler der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC/WHO) Daten zur Inzidenz von Magenkrebs aus 185 Ländern im Jahr 2022 und betrachteten zudem die bevölkerungsspezifischen Sterbeprognosen der Vereinten Nationen. Dabei prognostizierten sie potenzielle Magenkrebserkrankungen in einer Kohorte junger Menschen, die zwischen 2008 und 2017 geboren wurden. Sie berechneten die zu erwartenden Magenkrebsfälle, wenn keine präventiven Maßnahmen ergriffen werden.
Laut den Berechnungen erwarten die Forscher weltweit allein innerhalb der einbezogenen Geburtskohorten (also der jetzt unter 18-Jährigen) rund 15,6 Millionen Magenkrebsfälle im Laufe des Lebens. Davon wären 76 Prozent auf Helicobacter pylori zurückzuführen. Zwei Drittel der Krebserkrankungen werden in Asien (10,6 Millionen) erwartet, gefolgt von Amerika und Afrika.
Für Deutschland rechnen die Wissenschaftler mit etwa 96.000 Magenkrebs-Neuerkrankungen – wohlgemerkt nur für die Kohorten zwischen 2008 und 2017. Alle anderen Geburtenjahrgänge sind in dieser Zahl nicht inbegriffen. In geschätzt 61.500 der 96.000 Fälle wäre Helicobacter pylori für die Krebserkrankung verantwortlich.

Immer mehr Magenkrebsfälle bei Menschen unter 50 Jahren

Der Zusammenhang zwischen scharfem Essen und Magenkrebs

Anzeichen, die auf Magenkrebs hindeuten
Fast 12 Millionen Magenkrebs-Fälle lassen sich vermeiden – so die Forscher
Da das Bakterium Helicobacter pylori in 76 Prozent der Fälle der Auslöser für Magenkrebs ist, könnten theoretisch bis zu 11,9 Millionen Erkrankungen vermieden werden. Deshalb raten die Forscher dringend zu einer besseren Magenkrebs-Prävention, die bereits bei jungen Menschen ansetzt. Hier könnten Screenings helfen, das Bakterium frühzeitig zu identifizieren und mit einer geeigneten Therapie zu beseitigen. Dafür gibt es verschiedene Methoden:4
- Atemtests
- Stuhlproben-Untersuchung
- Magenuntersuchung (Endoskopie)
Wird das Bakterium entdeckt, kann es meist beseitigt werden. In der Regel kommt bei der Therapie eine Kombination aus einem Protonenpumpenhemmer zur Reduzierung der Säureproduktion und einem Antibiotikum zum Einsatz. Gängige Antibiotika zur Behandlung sind Amoxicillin, Clarithromycin, Metronidazol und Tetrazyklin. Da die Bakterien sehr hartnäckig sind, ist es wichtig, mehrere Wochen nach der Behandlung einen weiteren Test zu absolvieren. Nur so kann überprüft werden, ob die Therapie erfolgreich war und das Bakterium vollständig beseitigt wurde.
Die Studienautoren betonen auf Basis ihrer Analyse, dass das Bakterium viel stärker in den Fokus rücken und zu neuen Präventivmaßnahmen führen sollte, da es für den Großteil der Magenkrebserkrankungen verantwortlich sei.