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Kinderzahnärztin Dr. Anne Heinz warnt: „Ich würde Zucker ähnlich bewerten wie Zigaretten“

19. September 2024, 13:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Möglichst gute Ernährung und immer brav Zähneputzen – das sind die beiden Hauptfaktoren, die Dr. Anne Heinz im „FITBOOK Experts“-Interview für eine optimale Kinderzahngesundheit anführt. Welchen Stellenwert vor allem Zucker für sie dabei einnimmt, lesen Sie im Folgenden.

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Wenn es um die Zahngesundheit bei Kindern geht, denkt man wohl nicht als Erstes an Zigaretten. Genau diese brachte aber Kinderzahnärztin Dr. Anne Heinz im FITBOOK-Interview ins Gespräch. Das Rauchen vergleicht sie nämlich mit dem Zuckerkonsum, um zu betonen, wie schlecht Zucker für Kinder ist – auch speziell für die Zähne und die Entwicklung von Karies. Außerdem: Warum sie Eltern dennoch keinen Vorwurf macht, wenn ihre Kinder naschen dürfen und wie aus dem täglichen Kampf ums Zähneputzen eine Wohlfühlroutine für Kinder und Eltern wird.

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Ernährung ist Hauptfaktor für die Entstehung von Karies

FITBOOK: Gene oder Ernährung – was beeinflusst stärker, ob Kinder Karies bekommen?
Dr. Anne Heinz: „Ich weiß, dass ganz viele Eltern sich wünschen würden, dass ich jetzt sage, der Hauptgrund für Karies bei Kindern sei die Genetik. Wir wissen aber, dass das nicht der Fall ist. Die Genetik spielt auch eine Rolle, aber nicht die größte. Die größte Rolle spielt die Ernährung und die zweitgrößte Rolle spielt die Mundpflegeroutine. Wie gut putzen wir unsere Zähne und was lassen wir in den Mund rein. Und wenn Letzteres zum größten Teil zuckerhaltig ist, dann steigt das Risiko immens, dass wir Löcher bekommen.“

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Zucker ist genauso schlimm wie Zigaretten

Wie viel Zucker ist okay für Kinder?
„Das mag jetzt total radikal klingen, was ich sage. Aber ich würde Zucker ähnlich bewerten wie Zigaretten. Das heißt, ich würde meinem Kind ja auch nicht nur eine Zigarette am Tag erlauben wollen und dementsprechend möchte ich nicht auch nur einen Keks erlauben. Man kann es aber manchmal nicht verhindern und ich möchte den Eltern gar keinen Vorwurf machen, die sagen, bei den Großeltern oder zum Geburtstag gibt es einen Kuchen. Wovor ich aber wirklich warnen möchte ist, dass zuckerhaltige Lebensmittel zu Grundnahrungsmitteln gemacht werden, z. B. morgens die Cornflakes oder das Nutella-Brötchen. Das ist nichts, womit ihr euren Kindern etwas Gutes tut, ganz im Gegenteil.“

Kinder bekommen oft Süßigkeiten geschenkt. Wie gehen Eltern richtig damit um?
„Es ist wirklich unglaublich schwierig, weshalb ich Eltern gar keinen Vorwurf machen möchte. Das fängt schon im Supermarkt damit an, dass nicht auf den Apfel die Einhornfigur geklebt ist, sondern auf der Cornflakes-Packung. In der Kita hat jeden Tag ein Kind Geburtstag und bei den Großeltern gibt es vielleicht auch öfter Schokolade. Deswegen sollte man die Mundpflegeroutine so gut wie möglich einhalten.“

„Direkt, nachdem man ‚gesündigt‘ hat, kann man es wiedergutmachen, indem man die Zähne putzt“

Sollten Kinder sofort nach dem Naschen die Zähne putzen?
„Ich bin selbst eine Naschkatze und esse auch mal eine ganze Packung Toffifee. Aber ich putze danach auch wirklich zweieinhalb Minuten die Zähne und gehe mit der Zahnseide jeden Tag durch alle Zwischenräume. Also direkt, nachdem man ‚gesündigt‘ hat, kann man es wiedergutmachen, indem man die Zähne putzt. Es gibt nur eine Ausnahme, und das hat weniger mit Kinderzahnpflege zu tun, sondern gilt eher im Erwachsenenalter: Bei säurehaltigen Speisen oder Getränken wie z. B. Red Bull oder frisch gepresstem Orangensaft sollte man mindestens eine halbe Stunde, besser eine Stunde, warten, denn sonst läuft man Gefahr, sich den eigenen Schmelz wegzuputzen.“

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Mit diesem Tipp wird aus dem täglichen Zähneputzen-Kampf ein Wohlfühlritual

Wie etabliert man eine gute Zahnpflegeroutine bei Kindern?
„Ich weiß, dass die häusliche Mundhygiene mit Kindern manchmal sehr herausfordernd sein kann und dass es vielen Kindern keinen Spaß. Das ist gerade zu Beginn, wenn man anfängt, eine Zahnhygiene zu etablieren, der Fall. Und da möchte ich einen Tipp geben. Ich glaube, dass es ganz sinnvoll ist, wenn man nicht versucht, mit dem Kind zu kämpfen, sondern dass man versucht, das Zähneputzen wie ein kuscheliges Wellnessbad zu etablieren. Das schafft man – nicht bei jedem Kind, aber vielleicht bei den meisten – indem man nicht zwei Minuten am Stück putzt, sondern nur ein paar Sekunden und dann das Kind knuddelt und lobt. Dann noch mal drei Sekunden putzen und einen Knutscher verteilen. Wenn man dem Kind dabei viel Liebe schenkt und Anerkennung gibt dafür, dass er oder sie so toll mitmacht, schafft man es, die Zahnpflege zu einer tollen Routine des Tages werden zu lassen.“

FITBOOK Experts ist unsere neue Videoreihe, in der Experten aus Medizin, Wissenschaft, Ernährung und Sport Fragen beantworten und nützliche Tipps geben.

Protagonistin unserer ersten Staffel ist Kinderzahnärztin Dr. Anne Heinz. In den kommenden Wochen erwarten Sie weitere „FITBOOK Experts“-Folgen zu spannenden Zahngesundheitsthemen:

– Karies
– Zahnbehandlung bei Kindern
– Zahnpflege und professionelle Reinigung
– Kreidezähne
– Kieferorthopädie
– Zahnbleaching

Themen FITBOOK Experts Interview Kindergesundheit Zahngesundheit
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