8. Oktober 2024, 11:09 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wer gesunde Zähne haben und möglichst selten zum Zahnarzt gehen möchte, der sollte auf seine Mund- und Zahnhygiene achten. Worauf es dabei besonders ankommt und wie eine perfekte Routine aussieht, erklärt uns Zahnärztin Dr. Anne Heinz, Protagonistin unserer Videoreihe FITBOOK Experts.
Welche Zahnbürste ist die richtige? Sollte es Zahnpasta mit oder ohne Fluorid sein? Antworten auf diese Fragen hat Dr. Anne Heinz. Sie erläutert die optimale Zahnpflege. Weil diese zeitaufwendig ist und nur wenige Menschen perfekt ihre Zähne putzen, spricht sich die Expertin für eine regelmäßige professionelle Reinigung aus. Was uns Heinz sonst noch alles rund um Zahnpflege verraten hat, lesen Sie und sehen Sie im Video.
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Übersicht
»Die richtige Zahnbürste und richtige Zahnpasta sind wichtig
FITBOOK: Was gehört zur täglichen Zahnpflege?
Dr. Anne Heinz: „Bei der täglichen Zahnpflege ist es besonders wichtig, dass man die richtige Zahnbürste verwendet. Das kann ganz individuell sein. Manche kommen mit der Handzahnbürste besser zurecht, andere bevorzugen die elektrische. Ich bin ein großer Fan der elektrischen Zahnbürste, denn damit tut man sich auch viel, viel leichter, ein Super-Ergebnis zu erreichen. Ein zweiter wichtiger Baustein für eine gesunde Zahnpflege ist die Zahnpasta. Auch hier gibt es Unterschiede und auch hier muss jeder für sich selbst herausfinden, was am besten zu ihm passt. Manch einer putzt lieber mit Fluorid, der andere sollte besser ohne Fluorid putzen. Auch hier gibt es einfach ganz individuell wie maßgeschneidert das richtige Produkt. Und um die Zahnpflege zu komplettieren und perfekt zu machen, sollte man täglich Zahnseide benutzen. Auch hier gibt es Unterschiede: gewachste und ungewachste Zahnseide.“
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„Wir Zahnärzte raten von Mundspülung ab“
Ist es gut, jeden Tag Mundspülung zu verwenden
„Mundspüllösungen verändern die Mundflora eher negativ. Deshalb raten wir als Zahnärzte davon ab. Und es gibt doch ganz viele Studien, die das mittlerweile belegen. Es gibt aber Ausnahmen, beispielsweise bei Zahnfleischentzündungen oder nach einem operativen Eingriff. Da kann es durchaus auch mal Sinn machen, eine bestimmte Mundspülung für eine gewisse Zeit zu benutzen.“
Für wen Fluorid wichtig ist – und für wen nicht
Fluorid in Zahnpasta – sollte man darauf verzichten oder nicht?
„Also, in meinem Herz, sage ich immer, schlagen zwei Anteile. Zum einen die Öko-Tante, die gegen Fluorid sich ausspricht, aber zu meiner noch die Wissenschaftlerin. Und wenn wir vom wissenschaftlichen Standpunkt ausgehen, dann gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass Fluorid äußerst wirksam ist, um vor Karies zu schützen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch vereinzelt Belege dafür, dass Fluorid schädlich sein kann. Ob die Dosen tatsächlich erreicht werden, das ist oft die Frage und der Kritikpunkt der Fluorid-Kritiker. Das heißt, auch hier muss jeder für sich selbst einen Weg finden. Aber meine Meinung ist, wenn du es schaffst eine gesunde Ernährung an den Tag zu legen, die möglichst zuckerarm ist – vielleicht schaffst du es sogar, komplett auf Zucker verzichten – dann ist es durchaus legitim, auch auf natürliche Präparate zurückzugreifen, die auf Fluorid verzichten. Hast du aber ein Kind beispielsweise, was sehr, sehr viel Süßigkeiten ist, was sich nicht vermeiden lässt in der Kita, bei den Großeltern? Oder bist du selbst vielleicht eine Naschkatze? Dann würde ich dir schon empfehlen, um einfach zu verhindern, dass Löcher entstehen, Fluorid in der Zahnpasta zu benutzen.“
Welchen Inhaltsstoff sollte meine Zahnpasta auf keinen Fall haben?
„In den letzten Jahren ist es sehr, sehr stark in die Diskussion gekommen, welche Inhaltsstoffe in Zahnpasta unbedenklich sind und welche nicht. Wo man sich sehr, sehr sicher ist heutzutage ist: Man weiß, dass Titandioxid ein Stoff ist, auf den wir verzichten sollten. Der wird benutzt, um eine Zahnpasta zu färben. Der hat also noch nicht mal einen medizinischen Nutzen, sondern tatsächlich nur die Färbung der Zahnpasta. Und deshalb darf man da auch gerne drauf verzichten.“
Nach dem Zähneputzen nicht ausspülen und nichts trinken
Wie lange sollte man nach dem Zähneputzen nichts trinken?
„Am besten ist es, wenn man nach dem Zähneputzen für 30 Minuten nichts trinkt, unter der Bedingung, dass man mit einer Zahnpasta geputzt hat, die bestimmte Wirkstoffe wie zum Beispiel Fluorid enthält. Also benutzt ihr eine Zahnpasta, die Fluorid enthält, dann ist es schön, wenn diese Wirkstoffe noch eine gewisse Zeit auf eure Zähne einwirken können. Benutzt ihr aber z. B. ein biologisches Zahnpulver ohne Fluorid, könnt ihr auch direkt danach was trinken.“
Sollte man den Mund nach dem Zähneputzen mit Wasser ausspülen?
„Benutzt man eine Zahnpasta, die beispielsweise Fluorid enthält, dann möchte man, dass dieser Wirkstoff ja noch möglichst lange auf die Zähne einwirkt. Deshalb hier besser nur ausspucken. Hat man jedoch ein natürliches Präparat ohne irgendwelche Wirkstoffe wie zum Beispiel Fluorid, dann darf man den Mund auch ausspülen.“
Ein Plädoyer für die professionelle Zahnreinigung
Ist eine professionelle Zahnreinigung wirklich notwendig?
„Selbst ich als Zahnärztin schaffe es nicht 100 Prozent perfekt meine Zähne zu putzen und muss deshalb alle drei bis sechs Monate zur professionellen Zahnreinigung, um zu gewährleisten, dass wirklich alles tipptopp sauber ist. Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die eine wahnsinnig gute Mundhygiene haben, die theoretisch keine professionelle Zahnreinigung bräuchten, z. B. Fachkräfte aus dem medizinischen Bereich. Die Realität zeigt uns aber, dass es davon verschwindend wenige Menschen gibt und deshalb ist es sinnvoll, sich da mal helfen zu lassen. Mein klares Statement ist: alle sechs Monate zur Kontrolle und dann individuell entscheiden. Gibt es vielleicht Schwachstellen? Wo kann man besser putzen? Bei ganz vielen Menschen werden sich Schwachstellen zeigen und die sollen dann auch zu einer professionellen Zahnreinigung gehen.“
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Die ideale Zahnpflegeroutine
Wie läuft die ideale Zahnpflegeroutine ab?
„Es gibt eine bestimmte Zahnpflegeroutine, die erfordert sehr viel Zeit. Ich will sie aber der Vollständigkeit halber trotzdem erwähnen. Im Idealfall beginnt die Zahnpflegeroutine mit der Reinigung der Zunge. Das heißt, man hat eine Zungenschaber oder wahlweise einfach einen großen Löffel und macht damit einmal, bevor man das erste Mal am Tag etwas trinkt, die Zunge sauber. Dann kann man Ölziehen machen. Es ist auch wirklich wissenschaftlich bewiesen, dass Ölziehen fürs Zahnfleisch besonders gesund ist, z. B. mit einem nativen Kokosöl. Ist das Ölziehen erledigt, für 15 Minuten, dann kann man mit Zahnseide arbeiten. Das heißt, die Interdentalräume, also die Bereiche zwischen den Zähnen, macht man einmal sauber. Dann schnappt man sich die Zahnbürste, die Zahnpasta und putzt im Idealfall immer zwei Minuten, manchmal auch ein bisschen länger, um wirklich alle Bereiche tiptop sauber zu bekommen.“
FITBOOK Experts ist unsere neue Videoreihe, in der Experten aus Medizin, Wissenschaft, Ernährung und Sport Fragen beantworten und nützliche Tipps geben.
Protagonistin unserer ersten Staffel ist Kinderzahnärztin Dr. Anne Heinz. In den kommenden Wochen erwarten Sie weitere „FITBOOK Experts“-Folgen zu spannenden Zahngesundheitsthemen:
– Kreidezähne
– Kieferorthopädie
– Zahnbleaching