
11. Juni 2025, 15:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn es um die neurodegenerativen Krankheiten Demenz und Alzheimer geht, sind die Nachrichten meist schlecht. Schließlich erkranken immer mehr Menschen daran. Doch nun verkünden Forscher positive Erkenntnisse, denn offenbar sinkt das Demenzrisiko bei jungen Generationen.
Bei Demenz handelt es sich um eine Erkrankung, mit der ein kontinuierlicher Abbau der kognitiven Leistung einhergeht. Typische Symptome im fortgeschrittenen Stadium sind Orientierungslosigkeit, Gedächtnisverlust, Sprachstörungen sowie Persönlichkeitsveränderung. Dies findet meist jenseits des 60. Lebensjahres statt. Die häufigste Form von Demenz ist die Alzheimer-Erkrankung. Der Krankheitsverlauf lässt sich bislang nicht stoppen, sondern lediglich verlangsamen. Allein in Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen davon betroffen.1 Dabei schätzt man, dass die Zahl bis 2050 auf 2,8 Millionen ansteigt. Eine hoffnungsvolle Studie zeigt nun, dass zumindest junge Generationen womöglich ein geringeres Demenzrisiko haben.
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Übersicht
Warum ist Demenz so gefürchtet?
Demenz ist aus mehreren Gründen gefürchtet: Zum einen verlieren Betroffene nach und nach ihre Erinnerungen, Fähigkeiten und letztlich auch ihr Selbstbild.2 Dieser schleichende Identitätsverlust ist für Betroffene und Angehörige sehr belastend. Zudem wird
im Verlauf der Erkrankung der Alltag zunehmend schwieriger, denn die Betroffenen verlieren die Fähigkeit, selbstständig zu leben. So ist es meist unausweichlich, dass die Erkrankten im fortgeschrittenen Stadium auf Pflege angewiesen sind. Damit verbunden ist auch die Angst, Angehörigen zur Last zu fallen, wenn man an Demenz erkrankt ist.
Nicht zuletzt ist es eine extreme psychische Belastung, wenn man die Diagnose Demenz bekommt. Denn der Verlauf ist meist schleichend, aber unaufhaltsam. Dies findet oft über Jahre hinweg statt. Dabei ist der zunehmende Verlust der Fähigkeiten Demenz besonders schwer zu ertragen.
Es gibt Hoffnung für junge Generationen
Bislang ist das Thema Demenz oft mit vielen deprimierenden Erkenntnissen verbunden. Doch australische Forscher von der University of Queensland haben nun gute Nachrichten: Laut ihrer Untersuchung sinkt offenbar das Demenzrisiko für junge und nachfolgende Generationen.3
Die Wissenschaftler führten eine Querschnitts-Beobachtungsstudie durch, bei der Gesundheits-Umfragedaten aus den USA, Europa und England verwendet wurden. Somit handelt es sich hierbei um eine Studie, die repräsentativ für Querschnitte der beteiligten Bevölkerungsgruppen zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, aber auf Beobachtungsdaten basiert. Dabei wurden nur Variablen verwendet, die in allen Umfragedaten verfügbar waren, um den Demenzstatus der Teilnehmer zu schätzen und fehlende Daten auszugleichen. Weitere Fakten zu den Studienteilnehmern:
- 99.420 Personen stammten aus den USA
- 21.069 Personen stammten aus dem europäischen Festland
- 32.490 Personen stammten aus England
- die verwendeten Daten wurden zwischen 1994 und 2021 in früheren Untersuchungen erhoben und zwischen 2023 und 2025 auf das Demenzrisiko hin ausgewertet
So stark sinkt das Demenzrisiko bei jüngeren Kohorten
Die Forscher konzentrierten sich bei der Datenauswertung besonders auf Menschen im Alter von 71 Jahren oder älter. Dabei wurden die Altersgruppen in jeweils vier Jahresschritten unterteilt. Im Vergleich zu den älteren Gruppen wiesen die jüngeren Kohorten niedrigere altersspezifische Demenzprävalenzraten auf. Bei den jüngeren US-Teilnehmern der Studie sank das Risiko um 21,2 Prozent, bei den europäischen Teilnehmern um 38,9 Prozent und bei den englischen Probanden um 28,3 Prozent, an Demenz zu erkranken.
„In den USA beispielsweise litten unter den 81- bis 85-Jährigen 25,1 Prozent der zwischen 1890 und 1913 Geborenen an Demenz, verglichen mit 15,5 Prozent der zwischen 1939 und 1943 Geborenen“, erklärte die Ökonomin und Mitautorin Sabrina Lenzen von der University of Queensland gegenüber dem Nachrichtenportal „The Guardian“.4
In allen drei untersuchten Weltregionen war die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, bei den jüngeren Geburtskohorten geringer, wenn auch in unterschiedlichem Maße, schreiben die Forscher in ihrer Studienauswertung. Zudem war dieser rückläufige Trend bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Dies ist insofern interessant, als Frauen deutlich häufiger von Demenz und Alzheimer betroffen sind als Männer. So sind etwa zwei Drittel aller Menschen mit Alzheimer Frauen.5

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Einschränkungen der Studie
Obwohl die Ergebnisse ein erstes Anzeichen dafür sind, dass junge und nachfolgende Generationen von Menschen womöglich ein geringeres Demenzrisiko haben, so gibt es einige Einschränkungen. Zum einen weisen die Forscher darauf hin, dass die ausgewerteten Daten möglicherweise nicht genau widerspiegeln, wie sich das Demenzrisiko in Minderheitengruppen entwickelt. Zum anderen handelt es sich um Beobachtungsdaten und keine offiziellen Demenzdiagnosen, die anhand von klinischen Tests erstellt wurden.
Und man hat auch nicht die Gründe für das geringere Demenzrisiko bei jüngeren Kohorten untersucht. Dennoch gibt es einige Vermutungen, welche Faktoren eine Rolle dabei spielen könnten, die Einfluss auf eine Demenzerkrankung haben:
- Einführung von Schulpflicht
- Rauchverbote
- bessere medizinische Versorgung und Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Hörverlust
Die Forscher konstatieren, dass durch die Alterung der Gesellschaften die Anzahl von Demenzkranken immer weiter steigen wird. Doch die Studie liefere Hinweise darauf, dass jüngere Generationen womöglich ein geringeres Risiko haben, daran zu erkranken.