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Bluthochdruck feststellen: So erfolgt die Diagnose von Hypertonie

Weit verbreitetes Leiden

Wie der Arzt die Diagnose Bluthochdruck stellt

Diagnose Bluthochdruck: Arzt misst Blutdruck
Die routinemäßige Blutdruckmessung beim Arzt steht meist am Anfang einer Hypertonie-Diagnose. Nach der Feststellung von überhöhten Werten werden weitere Untersuchungen veranlasst.Foto: istock/stockvisual

Obwohl Hypertonie zu den am meisten verbreiteten Erkrankungen weltweit zählt, können mitunter Jahre vergehen, bis eine eindeutige Diagnose gestellt wurde. Das liegt unter anderem daran, dass Bluthochdruck häufig kaum bzw. nur wenig offensichtliche Symptome verursacht. Zudem werden die Folgen nach wie vor unterschätzt. Doch wie stellt ein Arzt fest, ob jemand unter Bluthochdruck leidet?

Noch immer handelt es sich bei Hypertonie um eine Erkrankung, die meist zufällig entdeckt wird. Und selbst bei einem im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung gemessenen Blutdruck im abnorm hohen Bereich, bedeutet das nicht, dass die Person tatsächlich auch unter Bluthochdruck im Sinne einer chronischen Erkrankung handelt. Bei einem Verdacht sollte jedoch immer eine Abklärung erfolgen. FITBOOK über die unterschiedlichen Methoden zur Diagnose von Bluthochdruck und das sogenannte Weißkittelsyndrom.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Mehrmalige Praxismessungen

Eine eindeutige Diagnose bedarf mehrerer Messungen beim Arzt, da ein einmalig erhöhter Blutdruck nicht aussagekräftig ist. Der Messung erfolgt an beiden Oberarmen nach einer Ruhepause von etwa fünf Minuten. Liegt der Wert bei mehrmaligen Messungen an unterschiedlichen Tagen bei mehr als 140/90 mmHg, so handelt es sich um einen behandlungsbedürftigen Bluthochdruck. Tipp: Noch aussagekräftiger ist die Diagnose, wenn der Arzt auch den Knöchelblutdruck misst. Je höher der Blutdruck, desto mehr Folgeuntersuchungen sind wahrscheinlich.

24-Stunden-Blutdruckmessung

Eine zuverlässige Aussage lässt sich vor allem nach einer 24-Stunden-Blutdruckmessung stellen. Leider wird diese Methode zur Diagnose noch immer nicht standardmäßig angewandt. Dabei zeigte eine spanische Registerstudie, dass die 24-Stunden-Blutdruckmessung besser geeignet war als Praxismessungen, um eine das Risiko für einen vorzeitigen Tod vorauszusagen.1

Bei der 24-Stunden-Blutdruckmessung erhalten Patienten ein Messgerät, das sie tagsüber und nachts tragen müssen. In regelmäßigen Abständen finden dann Messungen statt. Der Patient protokolliert parallel etwaige Ereignisse im Alltag, die ggf. Rückschlüsse auf Blutdruckschwankungen ermöglichen, etwa Stresssituationen, körperliche Belastung etc.

Die 24-Stunden-Blutdruckmessung ist insofern aufschlussreich, als sie aufgrund der Durchschnittswerte und möglicher Ausreißer nach oben oder unten ein besseres Gesamtbild bietet und dadurch eine höhere Aussagekraft bezüglich eines potenziellen Krankheitswerts hat. Nachts sollte der Blutdruck etwa um bis zu 10 bis 20 Prozent absinken. Bleibt er weiter hoch, ist das ein wichtiger Indikator für die Diagnose von Bluthochdruck.

Ein Nachteil der 24-Stunden-Blutdruckmessung ist, dass das Gerät auch nachts regelmäßig eine Messung vornimmt, was oft als störend empfunden wird und den Schlaf beeinträchtigen kann.

Weitere Untersuchungen

Je nach Alter und Begleiterkrankungen kann der Arzt zusätzlich ein Belastungs-EKG, eine Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) sowie eine Ultraschall-Doppleruntersuchung der Nierenarterien anordnen. Zudem ist eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Beingefäße möglich. Wenn der Verdacht besteht, dass sich der zu hohe Bluthochdruck auf die Sehfähigkeit auswirkt, ist eine Überweisung zum Augenarzt möglich, um den Augenhintergrund zu checken. Gerade bei Patienten, die unter Grünem Star (Glaukom) leiden, ist es wichtig, die Hypertonie-Therapie unter Berücksichtigung der Augenerkrankung anzupassen.

 Systolischer Blutdruckdiastolischer Blutdruck
Optimale Werteunter 120 mmHgunter 80 mmHg
Normalwerte120 – 129 mmHg80 – 84 mmHg
Hochnormal130 – 139 mmHg85 – 89 mmHg
Hypertonie Grad 1 (leichter Bluthochdruck)140 – 159 mmHg90 – 99 mmHg
Hypertonie Grad 2 (mittelschwerer Bluthochdruck)160 – 179 mmHg 100 – 109 mmHg
Hypertonie Grad 3 (schwerer Bluthochdruck)über 180 mmHgüber 110 mmHg

Was ist das Weißkittelsyndrom?

Bei der Blutdruckmessung ist nicht selten ein besonderes Phänomen zu beobachten. Sobald eine Ärztin oder ein Arzt selbst Hand anlegt, ist der Blutdruck höher als die zu Hause gemessenen Werte. Teilweise bis zu 30 Prozent. In diesen Fällen spricht man vom sogenannten Weißkittelsyndrom. Es ist die Nervosität, die Frauen und Männer in weißen Kitteln verursachen können. Erstaunlicherweise ist dieses Syndrom weniger stark ausgeprägt, wenn ein Arzthelfer oder Pflegepersonal den Blutdruck nehmen. Sowohl Arzt als auch die Praxiskräfte wissen um das Phänomen und berücksichtigen es meist bei der Interpretation der Werte, sofern andere Risikofaktoren ausgeschlossen wurden.

Austricksen lässt das Weißkittelsyndrom mit der 24-Stunden-Blutdruckmessung. Nur so ist es dann auch möglich, eine sichere Diagnose zu stellen.

Kontrolle zu Hause: Für wen Blutdruckmessgeräte sinnvoll sind

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, regelmäßig den Blutdruck zu messen, selbst wenn man sich gesund und fit fühlt. Menschen, bei denen ein oder mehrere Risikofaktoren zusammenkommen – etwa Übergewicht, chronischer Stress, Rauchen etc. –, sollten besonders häufig die Werte ermitteln. Unbedingt zur Gewohnheit machen sollten es sich Personen, bei denen die Diagnose Bluthochdruck gesichert ist.

Glücklicherweise sind Blutdruckmessgeräte mittlerweile nicht nur Medizinern vorbehalten, sondern verhältnismäßig günstig in Apotheken, Drogerie und Elektromärkten erhältlich. Bei Bluthochdruckpatienten übernehmen die Kassen sogar die Kosten für die Anschaffung. Für den Hausgebrauch stehen zahlreiche und leicht zu bedienende vollautomatische Geräte zur Verfügung. Viele sind sogar in der Lage, die Messwerte zu speichern. Tests zeigen allerdings immer wieder Qualitätsunterschiede. Es kann daher sinnvoll sein, das eigene Gerät mit in die Arztpraxis zu nehmen und einen Vergleich zu ziehen.

Bei Blutdruckmessgeräten hat man die Wahl zwischen Handgelenk- und Oberarmgeräten. Experten raten zur Messung am Oberarm da sich das Gerät dann auf jeden Fall in Herzhöhe befindet. Tests haben zudem gezeigt, dass sie genauer und zuverlässiger sind. Wer trotzdem ein Handgelenkgerät bevorzugt, sollte darauf achten, es bei der Messung in Herzhöhe zu halten. Wird das Gerät zu niedrig gehalten, verfälscht das die Werte. Sie fallen dann höher aus.

FITBOOK hat einige Blutdruckmessgeräte miteinander verglichen:

Erfinder der Blutdruckmessung ist übrigens der italienische Kinderarzt Scipione Riva-Rocci (1863 – 1937). Während er sich den Arm vor 120 Jahren noch mit dem Fahrradschlauch abband, gibt es dafür heute Manschetten mit Klettverschluss. Diese gehört zu jedem verlässlichen Gerät. Man muss sie so weit aufpumpen, dass die Arterie abgeklemmt wird und kein Blut mehr fließen kann. Dann lässt man langsam die Luft aus der Manschette. Sobald der Druck sinkt, kann wieder Blut fließen. Genau in diesem Moment wird der systolischen Druck angezeigt. Das ist der obere Wert. Nach einer weiteren Phase des Druckverlusts wird der zweite Wert, der diastolische Wert, gemessen. Das geschieht zum Zeitpunkt der Erschlaffungsphase des Herzens.

Auch interessant: Wie viel Kaffee bei Bluthochdruck gut ist, wie viel schlecht

Diagnose von Bluthochdruck: Welcher Arzt ist der richtige?

Besteht der Verdacht auf eine Hypertonie, so sind Hausärzte in aller Regel die ersten Ansprechpartner. Sie stellen die Diagnose Bluthochdruck und legen dann auch die Art der Therapie fest. Je nach Befund kann es aber auch sinnvoll sein, einen Internisten, Kardiologen (Herzspezialisten) oder auch Neprohologen (Nierenspezialisten) aufzusuchen. Noch relativ neu ist die Zusatzqualifikation zum Hypertensiologen. Das sind Ärzte mit einer spezifischen Ausbildung für Bluthochdruck, eingeführt von der Deutschen Hochdruckliga (DHL).

Quellen

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