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Untersuchung

Erstaunlich! Bäume sollen Wirkung auf Geburtsgewicht von Babys haben

Nachwuchs im Grünen: Bäume, die rund um die Adresse der Mutter gepflanzt wurden, korrelierten mit einem höheren Geburtsgewicht
Nachwuchs im Grünen: Bäume, die rund um die Adresse der Mutter gepflanzt wurden, korrelierten mit einem höheren Geburtsgewicht Foto: Getty Images/jeannehatch
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

9. Mai 2025, 14:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sorgen Bäume für gesündere Babys? Was frühere Forschungen bereits nahe legten, wollte eine neue Studie nun genauer untersuchen – mit interessanten Ergebnissen. FITBOOK-Autorin Friederike Ostermeyer hat einen genaueren Blick darauf geworfen.

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Grüne Umgebung, gesunde Babys – das klingt zunächst naheliegend. Und tatsächlich haben frühere Studien bereits gezeigt: Schwangere, die in grüneren Gegenden wohnen, bringen tendenziell gesündere Kinder zur Welt. Ob es die Bäume selbst sind, die für bessere Babys sorgen, oder ob ein höheres Einkommen und damit eine bessere Gesundheitsversorgung mehr damit zu tun haben, war bislang unklar. Denn wohlhabende, gebildete Menschen bevorzugen eher Wohngegenden in der Nähe von Natur und Parks. Forscher der Drexel University in Philadelphia haben deshalb eine andere Methode gewählt, um der Frage auf den Grund zu gehen, und ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift „Science of The Total Enviroment“ veröffentlicht.1

Was die Methodik der Studie so besonders macht

Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem neuen Experiment. 36.000 Bäume wurden zwischen 1990 und 2020 in Portland, Oregon, von einer gemeinnützigen Umweltorganisation gepflanzt. Und zwar sowohl in ärmeren als auch in wohlhabenderen Gegenden. Die Verteilung der Bäume korreliert also nicht mit dem sozialen oder finanziellen Status der Bewohner.

Was wurde gemessen?

Die Forscher zählten 36.564 Geburten, die zwischen 2015 und 2020 stattfanden. Gleichzeitig zählten sie, wie viele Bäume in den zehn Jahren vor der Geburt eines Kindes im Umkreis von 100 Metern um den Wohnort der Mutter gepflanzt wurden. Die Studie berücksichtigte wichtige Einflussfaktoren wie Bildungsstand, Einkommen, ethnische Zugehörigkeit und Body-Mass-Index (BMI). Alle Daten wurden mit dem Geburtsgewicht des Kindes verglichen. Auch das Vorliegen einer Frühgeburt berücksichtigten die Forscher.

Jeder einzelne Baum erhöht Geburtsgewicht des Babys

Die Ergebnisse zeigten: Jeder Baum, der im Umkreis von 100 Metern innerhalb von zehn Jahren vor der Geburt gepflanzt wurde, war mit einem durchschnittlich 2,3 Gramm höheren Geburtsgewicht verbunden. Standen 50 Bäume in der Nähe der schwangeren Frau, wogen die Babys bei der Geburt durchschnittlich 50 Gramm mehr. „Das klingt nicht viel, aber wenn jedes Baby in unserer Stichprobe bei der Geburt 50 Gramm zugenommen hat, bedeutet das 642 untergewichtige Babys weniger“, erklärt Studienleiterin Prof. Yvonne Michael in einer Mitteilung der Universität.2 Das habe wiederum positive Auswirkung auf die Entwicklung des Kindes und damit sein gesamtes Leben.

Welchen Einfluss haben die Bäume genau?

Bessere Luft, weniger Stress durch beruhigendes Grün, weniger Reizüberflutung – Forscher vermuten, dass sich die bekannten positiven Eigenschaften von Bäumen auf Körper und Psyche auch auf das heranwachsende Baby im Bauch auswirken und sogar Frühgeburten verhindern können. Für ältere Bäume gilt dies nach Ansicht der Forscher sogar noch mehr, da sie durch ihr dichteres Blätterwerk mehr Schadstoffe und Straßenlärm kompensieren können. Für sie steht dennoch fest: Durch die Bepflanzungsaktion konnten zahlreiche Babys für ihr ganzes Leben profitieren.

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Einordnung der Studie

Wohlhabende Menschen leben im Grünen. „Indem wir uns auf neu gepflanzte Bäume konzentrierten, konnten wir diese Verzerrung reduzieren – wir betrachteten die Situation quasi als natürliches Experiment“, sagt Michael. „Außerdem haben wir nur die Geburtsdaten nach dem Pflanzen der Bäume einbezogen und so eine zeitliche Abfolge hergestellt.“ Die Studie ist derzeit eine der genauesten ihrer Art und liefert detaillierte Informationen über die Auswirkungen von Bäumen auf die Gesundheit von neugeborenen Babys. Dennoch: Die Ergebnisse stammen aus einer geografischen Region und sind nicht direkt auf andere Länder übertragbar. Außerdem berücksichtigte die Studie nicht, ob sich die werdende Mutter tatsächlich dauerhaft an ihrem Wohnort aufgehalten hat oder zwischenzeitlich umgezogen ist. Faktoren wie Ernährung oder persönliche Lebensumstände – die ebenfalls einen starken Einfluss auf die Gesundheit des Kindes haben – ließen sich in dieser Studie nicht erfassen. Kurz: Es besteht zwar klar ein Zusammenhang, ob wirklich die Bäume die wesentliche Ursache sind, lässt sich damit noch nicht endgültig beweisen.

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Ohne Bäume geht es nicht!

Interessanterweise zeigte sich, dass das Geburtsgewicht während der Waldbrände im Jahr 2020 abnahm. Der Klimawandel – so die Forscher – zeige auch hier seine Auswirkungen. Und die Ergebnisse stützen eine weitere Studie, die Michael und sein Team 2013 veröffentlicht haben.3 Darin stellten sie fest, dass der Verlust von 100.000 Bäumen mit einem Anstieg der Todesfälle durch Herz- und Atemwegserkrankungen einhergeht. Bäume zu pflanzen ist also niemals eine Geldverschwendung.

Themen Kindergesundheit Schwangerschaft

Quellen

  1. Donovan, G.H., Prestemon, J.P., Kaminski, A.R. et al. (2025). The association between tree planting and birth outcomes, Science of The Total Enviroment ↩︎
  2. Drexel University. Newborns Living Near Trees Tend to Be Healthier. New Data Suggests It’s Not Because Healthier People Reside Near Parks. (aufgerufen am 9. Mai 2025) ↩︎
  3. Donovan, G.H., Butry, D.T, Michael Y.T. et al. (2013). The Relationship Between Trees and Human Health: Evidence from the Spread of the Emerald Ash Borer, American Journal of Preventive Medicine ↩︎

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