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Körpergewicht und Ernährungsform

Je weniger Fleisch in der Ernährung, desto niedriger …

Vegetarier haben einen bestimmten Vorteil gegenüber Fleischessern
Vegetarische Ernährung ist nicht nur beliebt, sondern soll auch viele positive Wirkungen im Vergleich zur fleischhaltigen Ernährungsform bieten. Foto: Getty Images
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Julia Freiberger
Carolin Berscheid,

11.04.2024, 04:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele Menschen verzichten aus ethischen Gründen auf Fleisch. Doch auch aus gesundheitlicher Sicht ist diese Ernährungsweise interessant. Eine Studie des Max-Planck-Instituts lieferte die Erkenntnis, dass Vegetarier im Schnitt schlanker als Fleischesser sind. FITBOOK zeigt, welche Faktoren dahinterstecken und welche Forschungsergebnisse es zu diesem Thema sonst noch gibt.

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In Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Leipzig wurden im Rahmen der Studie des Max-Planck-Instituts fast 9.000 Studienteilnehmer befragt. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, in welchem Zusammenhang die eigene Ernährungsform zu Körper und Psyche steht. FITBOOK hat sich die gesamte Studienlage zum Thema angeschaut.

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Je weniger Fleisch in der Ernährung, desto niedriger der BMI?

Vegetarismus macht scheinbar schlank. Das jedenfalls wollen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig in einer groß angelegten Studie herausgefunden haben, die 2020 in der Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht wurde.1 Je weniger Fleisch die Studienteilnehmer aßen, desto niedriger war zeitgleich auch ihr Body-Mass-Index (BMI) und damit das Körpergewicht.

Als mögliche Ursache nannte die Neurowissenschaftlerin Dr. Evelyn Medawar, eine der Autorinnen der Studie, dass man bei einer pflanzlichen Ernährung weniger stark verarbeitete Lebensmittel zu sich nimmt. „Dick machen vor allem übermäßig fett- und zuckerreiche Produkte. Sie regen den Appetit an und zögern das Sättigungsgefühl heraus. Verzichtet man auf tierische Nahrungsmittel, nimmt man im Schnitt weniger solcher Produkte zu sich“, erklärte Medawar, die damals am Max-Planck-Institut die Auswirkungen von pflanzlicher Ernährung auf das Gehirn und den Körper untersuchte, in einer Pressemitteilung des Instituts.2

Vegetarische Lebensmittel sättigen besser als tierische Nahrungsmittel

Zudem seien vegetarische Lebensmittel meist ballaststoffreicher und würden sich positiv auf das Mikrobiom im Darm auswirken. Dadurch seien sie auch sättigender als tierische Nahrungsmittel. „Menschen, die sich vorwiegend pflanzlich ernähren, nehmen deshalb womöglich weniger Energie auf“, führte Medawar, die inzwischen ein Start-up zur Wissensvermittlung zu pflanzlichen Proteinquellen gegründet hat, damals aus.

Primäre Tierprodukte vs. sekundäre Tierprodukte – das ist günstiger für den BMI

Bei den Menschen, die sich nicht vorwiegend pflanzlich ernähren, scheint die Art der vorwiegend konsumierten Tierprodukte relevant: Die Studie zeigte außerdem, dass der BMI signifikant höher war bei Menschen, die überwiegend zu Fleisch, Wurst und Fisch griffen (primäre Tierprodukte). Einen niedrigeren BMI hingegen hatte, wer primär sekundäre Tierprodukte konsumierte, also Eier, Milch, Käse oder Butter. Medawar damals: „Dass eine Person einen 1,2 Punkte niedrigeren BMI hatte, bedeutete im Durchschnitt, dass sie auf bestimmte tierische Produkte ganz verzichtete, also etwa die primären, und sich vegetarisch ernährte. Oder, dass sie zwar auch weiterhin Fleisch und Fisch aß, dafür aber insgesamt seltener.“

Ernährung und Psyche – sind Vegetarier eher introvertiert?

Neben dem Körpergewicht wurde in der Studie auch beleuchtet, ob und wenn ja, welche Zusammenhänge sich zwischen einer vegetarischen Ernährung und der Psyche sowie der Persönlichkeit herstellen lassen. Auf ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen verweist etwa eine Studie aus dem Jahr 2012.3 Die Forscher des Max-Planck-Instituts fanden lediglich heraus, dass die befragten Vegetarier im Schnitt als weniger offen und extrovertiert einzustufen waren.

Aber ist dafür wirklich der Vegetarismus verantwortlich? „Es könnte daran liegen, dass introvertiertere Personen eher zu restriktiverem Essverhalten neigen oder sich aufgrund ihres Essverhaltens stärker sozial abgrenzen“, mutmaßte Dr. Veronica Witte, Biologin und Mitautorin der Studie, in der Pressemitteilung des Instituts. Diese Vermutung konnte durch die Studie jedoch nicht bestätigt werden. Ebensowenig, wie die These, dass die pflanzliche Ernährung häufiger mit depressiven Verstimmungen einhergeht. Laut Witte hatten auch hier frühere Studien eine Beziehung zwischen beiden Faktoren nahegelegt. „Auch das konnten wir nicht erkennen“, sagte Witte.

Veganismus, Vegetarismus und Gewichtsabnahme – Studienlage

Eine neuere Studie aus dem Jahr 2023, die den Body-Mass-Index von 71.751 Menschen über einen Zeitraum von fünf Jahren untersuchte, stellte fest, dass der BMI bei Veganern durchschnittlich am niedrigsten war. Fleischesser hatten den höchsten BMI. Die Zusammensetzung der Studienteilnehmer bestand aus fünf verschiedenen Ernährungsgruppen: Pesco-Vegetarier (Fischesser), Fleischesser, Halbvegetarier, Lacto-Ovo-Vegetarier (die Milchprodukte konsumieren) und Veganer.4

Und eine Metaanalyse aus dem Jahr 2016 zeigt, dass sowohl eine rein pflanzliche Ernährung (Veganismus) als auch eine Ernährung, bei der auf Fleisch und Fisch verzichtet wird (Vegetarismus), die Gewichtsabnahme fördern kann. Probanden aus insgesamt zwölf Studien, die sich über eine mittlere Dauer von 18 Wochen vegetarisch ernährt hatten, verloren im Schnitt 2,02 Kilogramm an Gewicht; Probanden, die sich vegan ernährten gar 2,52 Kilogramm und jene, die sich lakto-ovo-vegetarisch ernährten, verloren immerhin 1,48 Kilogramm durchschnittlich.5

Dass eine hohe Fleischaufnahme – und dadurch die Aufnahme hoher Energiemengen durch Fett – mit einem höheren Risiko für Fettleibigkeit verbunden ist, zeigte hingegen eine US-Studie 2009.6

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Fazit

Auch wenn viele Vagetarier dünner sind als Fleischesser (das zeigt ja die Studie aus 2020), ist eine vegetarische Ernährung natürlich kein Garant für’s Abnehmen oder einen „normalen“ BMI. Genauso wenig übrigens, wie eine BMI-Abnahme ein Garant für eine sinnvolle Gewichtsreduktion ist – bessere Alternativen stellen nach aktuellem Forschungsstand das Taille-Hüft-Verhältnis sowie das Taille-Größe-Verhältnis dar, mehr dazu lesen Sie hier). Vegetarische Lebensmittel sind oft ballaststoffreicher; und Ballaststoffe zögern das Sättigungsgefühl heraus. Aber entscheidend ist immer noch die Gesamtmenge an Kalorien. Und möglicherweise leben Menschen, die sich schwerpunktmäßig pflanzlich ernähren, auch allgemein gesünder. Bereits im Jahr 2019 gaben in einer Allensbacher-Befragung 6,10 Millionen Menschen in Deutschland an, sich bewusst vegetarisch zu ernähren. Vier Jahre später – im Jahr 2023 identifizierten sich hierzulande 8,12 Millionen Menschen als Vegetarier, also rund jeder zehnte. Tendenz steigend.7

Quellen

Themen #peloton Vegetarische Ernährung

Quellen

  1. Medawar, E., Enzenbach, C., Roehr, S. et al. (2020). Less Animal-Based Food, Better Weight Status: Associations of the Restriction of Animal-Based Product Intake with Body-Mass-Index, Depressive Symptoms and Personality in the General Population. Nutrients. ↩︎
  2. Max-Planck-Institut: Vegetarier sind schlanker und weniger extrovertiert als Fleischesser (2020, aufgerufen am 10.04.2024) ↩︎
  3. Michalak, J., Zhang, XC. et al. (2012). Vegetarian diet and mental disorders: results from a representative community survey. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity. ↩︎
  4. Rizzo, NS., Jaceldo-Siegl, K. et al. (2013). Nutrient profiles of vegetarian and nonvegetarian dietary patterns. J Acad Nutr Diet. ↩︎
  5. Huang, RY., Huang, CC. et al. (2016). Vegetarian Diets and Weight Reduction: a Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Journal of General Internal Medicine. ↩︎
  6. Wang, Y., Beydoun, MA. (2009). Meat consumption is associated with obesity and central obesity among US adults. Int J Obes. ↩︎
  7. Statista. Anzahl der Personen in Deutschland, die sich selbst als Vegetarier einordnen oder als Leute, die weitgehend auf Fleisch verzichten¹, von 2015 bis 2023. (aufgerufen am 09.04.2024). ↩︎
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