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Experteneinschätzung

Alkoholfreies Bier soll schlank machen – was ist dran?

Alkoholfreies Bier
Close up frothy bubbles in golden lager beer Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

26.07.2021, 14:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Gesundheitsbewusste haben es sich längst von Schwangeren abgeguckt und trinken „ohne Not“ alkoholfreies Bier. Grund sind (vermutlich neben dem Geschmack) die angeblich wertvollen Inhaltsstoffe. Aus der Forschung gibt es Hinweise für u.a. eine schlankmachende Wirkung des immer beliebteren Getränks. Was ist dran an den Behauptungen?

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Alkoholfreies Bier wird immer beliebter – und das längst nicht mehr nur bei Sportveranstaltungen, die es als isotonisches Getränk nach der Anstrengung ausgeben. Interessant ist, was die Forschung zu alkoholfreiem Bier zu sagen hat – dort ist u.a. von einer positiven Wirkung auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel die Rede. Was ist dran? FITBOOK hat Ernährungswissenschaftler Uwe Knop um Einschätzung gebeten.

Konsum von alkoholfreiem Bier in Deutschland

2020 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 0,58 Millionen Personen, die mehrmals pro Woche alkoholfreies Bier konsumierten (2018 waren es noch 0,43)1. Der größere Durst auf das Produkt zeigt sich auch darin, dass immer mehr Produkte auf den Markt drängen – inzwischen gibt es ganze Supermarkt-Regale, die sich dem Thema widmen, neuerdings auch in der 0,0-Prozent-Kategorie – also ganz ohne Alkohol (alkoholfreies Bier kann bis zu 0,5 Volumenprozent Restalkohol enthalten). Als wichtigstes Kaufkriterium wird genannt, dass alkoholfreies Bier keinen nennenswerten Geschmacksunterschied zu alkoholischem Bier aufweist.2

Ist alkoholfreies Bier als Durstlöscher geeignet?

Alkoholfreies Bier ist ein gutes isotonisches Getränk, das zu großen Teilen aus Wasser besteht und daher den Durst löscht. Zudem enthält es wertvolle Mineralstoffe, die beim Schwitzen verloren gehen. Sportlerinnen und Sportler können also tatsächlich davon profitieren.

Studie der Uni Erlangen-Nürnberg sorgte für Wirbel

2018 stellten Mitarbeiter der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg (FAU) die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit der Universität Wien vor.3 Die Wissenschaftler hatten gesunde Inhaltsstoffe untersucht, die in Kombination nur in Bier vorkommen sollen: Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Diese sollen, so Studienautor Prof. Dr. Claus Hellerbrand von der FAU, „zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit sehr vielversprechend“ sein.

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Alkoholfreies Bier gegen Gewichtszunahme und Leberkrebs?

Ihre Annahme stützen die Forscher auf die Erkenntnis, dass Xanthohumol (kommt in Hopfen vor) einer möglichen Begleiterscheinung von starkem Übergewicht entgegenwirken könne: Leberverfettung. Verschiedene Medien berichteten daraufhin, dass der Stoff eine Gewichtszunahme bremsen und darüber hinaus Leberkrebszellen abtöten könne.4 Auch der zweite untersuchte Inhaltsstoff, Iso-Alphasäuren, soll Leberschäden verhindern und sich positiv auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirken können.

Bier war lange Zeit als Dickmacher verrufen. Inzwischen gilt ein bewusster Genuss als relativ unbedenklich (normales Bier kommt auf etwa 43, alkoholfreies auf etwa 25 Kalorien à 100 Milliliter) – eine ansonsten bewusste Ernährung vorausgesetzt. Doch dass es als Schlankmacher taugen soll, überrascht dann doch: Die Uni-Wissenschaftler erhielten für ihre Untersuchung den Forschungspreis der „European Foundation for Alcohol Research“ und der „European Brewery Convention“ (richtig, das ist auf Deutsch die „Europäische Brauerei-Vereinigung…) im Wert von 60.000 Euro. Wir fragten einen unabhängigen Fachmann, was er davon hält.

Das sagt der Ernährungsexperte

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop ist auf die Untersuchung von Studien spezialisiert, in denen die Auswirkungen der Ernährung auf den Körper aufgezeigt werden sollen. Dass alkoholfreies Bier schlank macht und vor Krebs schützen soll – „das ist natürlich frei erfundener Nonsens“, sagt der Experte im Gespräch mit FITBOOK. Gleichzeitig nimmt er die Studienleiter in Schutz und zitiert aus dem Fazit: „‚Es ist (…) denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken (…) eine positive Wirkung zu erzielen ist‘. Die Forscher relativieren ihre Aussage klar mit dem Wort denkbar.

Auch die Tatsache, dass Xanthohumol und die Iso-Alphasäuren so hochgelobt werden, beurteilt Knop kritisch. Bislang sei allenfalls eine vage Grundlagenforschung verfügbar, die mit den Auswirkungen vom Biertrinken nichts zu tun hätten. Und Knop weiter: „Nur weil man im Reagenzglas mit isolierten Substanzen aus Bier positive Effekte beobachtet, bedeutet das in keiner Weise, dass der Konsum des gesamten Lebensmittels die Wirkungen im realen Leben tatsächlich zeigt.“

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Fazit

Dass man mit alkoholfreiem Bier Krebszellen wegtrinken kann und schlank bleibt – das klingt nicht nur unglaublich, sondern ist es wohl auch. Und dies zu behaupten, könnte Kranken und ihren Angehörigen womöglich falsche Hoffnungen machen. Unumstritten hingegen ist, dass alkoholfreies Bier ein prima Durstlöscher ist und Mineralstoffe enthält, die beim Schwitzen verloren gehen. Sportler könnten also tatsächlich davon profitieren. Wenn es Ihnen darum geht oder Bier einfach nur schmeckt, dann reicht das doch schon völlig aus.

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Quellen

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