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Wichtig für Diabetiker

Blutzuckerspiegel kann beim Sport ansteigen – Experte erklärt, warum

Verschwitzte junge Frau im Sport-BH
Sport kann den Blutzucker vorübergehend ansteigen lassen – abhängig von Faktoren wie dem individuellen Fitnesslevel und der Intensität des Trainings Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

23.02.2022, 20:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sport ist für einen gesunden Körper – und zur Vermeidung von Krankheiten, die mit Übergewicht in Verbindung stehen können – extrem wichtig. Auch Diabetikern wird körperliche Betätigung empfohlen. Da erscheint es fast widersprüchlich oder gar gefährlich, dass der Blutzuckerspiegel beim Sport vorübergehend ansteigen kann.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Was ist der Grund für einen vorübergehenden Anstieg des Blutzuckerspiegels beim Sport? FITBOOK hat sich ausführlicher dazu informiert und mit einem Facharzt gesprochen.

Sport unterstützt einen gesunden Stoffwechsel

Bei körperlicher Anstrengung wie Sport gelangt Zucker in die Zellen. Dieser Prozess ist wichtig, um die Muskeln zu aktivieren – und muss bei Diabetikern häufig durch Medikamente unterstützt werden. Wenn die Zucker- bzw. Energiedepots erschöpft sind, greifen die Zellen auf den Blutzucker zurück, mit der Folge, dass der Blutzuckerspiegel sinkt.

Dass sich regelmäßiger Sport günstig auf den Stoffwechsel auswirken kann, ist nicht zuletzt für diejenigen interessant, die gefährdet sind, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Also Menschen, die genetisch oder aufgrund ihres Lebensstils (Übergewicht, Rauchen, schlechte Ernährung) vorbelastet sind. Gleichwohl sollen Diabetiker selbst von regelmäßigem Sport profitieren, da sie weniger Insulin benötigen, um ihre Zellen mit Zucker zu versorgen.

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Blutzuckeranstieg durch Anstrengung

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: dass der Blutzuckerspiegel während der sportlichen Betätigung ansteigt. FITBOOK hat darüber mit dem Diabetologen und Internisten Dr. med. Matthias Riedl gesprochen. Zusammen mit Kollegen am Medicum Hamburg habe er entsprechende Versuche mit diabeteskranken Probanden durchgeführt und bestätigt, dass bei einigen der Blutzuckerspiegel nach dem Sport deutlich angestiegen ist. Aber: nicht immer und nicht bei jedem.

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Intensiver Sport und Blutzuckerspiegel

Entsprechende Erfahrungen werden auch in verschiedenen Diabetes-Foren und Blogs geteilt. Freizeitsportler berichten von einem „schlagartig“ ansteigendem Blutzucker, der teilweise mehrere Stunden lang kontrolliert und immer wieder mithilfe von Spritzen korrigiert werden müsse.

Interessant: Offenbar sind es meist die intensiveren Einheiten, die mit einem Blutzuckeranstieg enden. So will ein Nutzer diese Beobachtung vor allem nach kürzeren, aber anstrengenderen Einheiten (z.B. auf dem Crosstrainer) gemacht haben. Verbrachte er hingegen mehr als drei Stunden bei mäßigem Tempo auf dem Mountainbike, läge sein Blutzuckerspiegel noch Tage später im „optimal-niedrigen Bereich“.

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Blutzuckerspiegel und aerobes bzw. anaerobes Training

„Belastungen im aeroben Bereich induzieren weniger Glukoseschwankungen als Belastungen im anaeroben Bereich.“ So ist es in den offiziellen Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft nachzulesen. Kurz zur Erklärung: Aerobes Training entspricht Einheiten von mäßiger Intensität, bei denen dem Körper genügend Sauerstoff zur Verfügung steht. Bei schnellem, intensivem Training (bspw. Gewichtheben und Sprints) verfeuern die Muskeln in kürzerer Zeit mehr Energie, als ihnen durch die Atmung nachgeliefert werden könnte. Stattdessen werden jetzt Kohlenhydrate durch Milchsäuregärung in Energie umgewandelt. Dabei entsteht das Abbauprodukt Laktat. Man spricht dann von anaerobem Training.

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„Bei dieser letzten intensiven Belastungsform werden vermehrt Katecholamine freigesetzt“, heißt es in der Leitlinie weiter, mit der möglichen Folge eines Blutzuckeranstiegs. Was das bedeutet, kann uns Facharzt Riedl genauer erklären. Die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin sind sogenannte Stresshormone, also chemische Botenstoffe, die im Körper evolutionsbedingt als „Treibstoff im Kampf“ wirken. Als ein solcher sei auch eine (ungewohnt) starke Belastung zu verstehen. Es hänge also auch vom individuellen Fitnesslevel ab, wie stark der Ausstoß von Stresshormonen beim Sport ausfällt.

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Diabetiker sollen keine Angst vorm Sport haben

Da die Blutzuckerreaktion von Person zu Person unterschiedlich ausfallen kann, befindet Riedl: „Jeder muss das für sich selbst austesten.“ Seine allgemeine Empfehlung für diesen Fall würde lauten, weniger Kohlenhydrate vor bzw. bei Anstrengung zu sich zu nehmen. In jedem Fall sollte der Patient mit seinem behandelnden Arzt eine individuelle, auf seinen Sport und seine Krankheit ausgerichtete Insulintherapie einplanen.

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