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Doku „FITBOOK Alltagsathleten“

1,95-Meter-Basketballerin Wiebke Schwartau: »Mir wurde vermittelt, mein Körper sei falsch und unschön

30.08.2022, Berlin, Bild Headshot, Impressum, 
im Foto Alexandra Grauvogl

© Wolf Lux
@wolf_lux_photography
M.A. Alexandra Grauvogl

13.12.2023, 14:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Als Basketballerin und Model profitiert Wiebke Schwartau von einer gewissen Körperlänge – mit 1,95 Meter zählt sie jedoch auch in diesen Kreisen zu den größten Frauen. In der Doku „FITBOOK Alltagsathleten“ erzählt sie emotional von Herausforderungen und Beleidigungen im Alltag, mit denen sie sich täglich konfrontiert sieht. Und sie erklärt, warum sie trotz Bedenken bei der TV-Show „Germany’s Next Top Model“ mitgemacht hat.

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Fotos aus ihrer Kindheit betrachtet Basketballerin Wiebke Schwartau von Alba Berlin mit gemischten Gefühlen. Einerseits hatte sie eine schöne Kindheit dank ihrer Familie, andererseits seien auch traurige Gefühle mit ihr verbunden. „In diesem Alter habe ich mich immer sehr anders gefühlt als alle anderen. Ich war schüchtern und dazu noch wahnsinnig groß. Ich konnte mich nie wirklich verstecken“, beschreibt Wiebke die schwierige Situation. Die 24-Jährige ist 1,95 Meter groß. Das kommt ihr beim Basketball und auch beim Modeln natürlich zugute. „Die Größte zu sein, ist jetzt toll, aber in meiner Kindheit war es schwierig.“

Hier geht zur Doku FITBOOK Alltagsathleten mit Wiebke Schwartau, Teil 1

Hier geht zur Doku FITBOOK Alltagsathleten mit Wiebke Schwartau, Teil 2

»Mir wurde vermittelt, mein Körper sei falsch und unschön

Ihre Mutter Kristin Schwartau erinnert sich in der Doku FITBOOK Alltagsathleten daran, dass früher oft Sätze gefallen sind wie „Ach Gott, wie groß ist die denn?!“ Selbst der Kinderarzt sei da wenig sensibel gewesen, wofür Wiebkes Mutter kein Verständnis hatte: „Ja, sie war groß. Aber das machte mir doch nichts, dass das Kind groß ist. Aber die Umwelt reagiert da ganz merkwürdig drauf.“ Und Wiebke ergänzt: „Für meine Ärzte war es die schlimmste Vorstellung überhaupt, dass ich als zwölfjähriges Mädchen eine erwachsene Frau werde, die ungefähr 1,95 wird.“ Was das mit einem jungen Mädchen macht, wenn selbst Ärzte vermitteln, dass das „falsch, unerstrebenswert, unschön“ ist, kann man sich vorstellen. Sogar Hormone wollte man ihr geben, um das Wachstum zu stoppen.

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»Basketball war der Ankerpunkt für mein Selbstbewusstsein

„Als Kind und Jugendliche war ich kein selbstbewusster Mensch, aber Basketball war für mich immer ein sicherer Ort, ein Zufluchtsort und eine Konstante in meinem Leben, durch die ich mein Selbstbewusstsein entwickeln konnte, obwohl ich mich in anderen Situationen in meinem Leben gar nicht selbstbewusst gefühlt habe.“ Heute sagt Wiebke Schwartau: „Basketball war der Ankerpunkt für das ganze Selbstbewusstsein, dass ich in meinem Erwachsenenleben entwickelt habe.“

Wiebke Schwartau ist es wichtig, diese Gefühle in die Welt zu tragen: „Ich glaube, es gibt bestimmt viele große Frauen, denen dieses Gefühl fehlt und auch eine solche Konstante wie Basketball“.

Wiebke Schwartau über „GNTM“ und fehlende große Frauen im TV

Während ihrer Zeit als College-Basketballerin in den USA hat Wiebke Schwartau auch Selbstbewusstsein auf einer weiteren Ebene entwickelt, wie sie in der Doku „FITBOOK Alltagsathleten“ erzählt: „In den USA herrscht ein anderes Schönheitsideal. Dort wurde mein Körpertyp und meine Größe viel mehr zelebriert.“ Das ermutigte sie, das Modeln nach ersten weniger schönen Erfahrungen in Deutschland wieder aufzunehmen. „Dort hat es wieder angefangen, dass ich mich wohlgefühlt habe vor der Kamera, dass ich mich schön gefühlt habe. Aber das war ein langer Weg“, sagt Schwartau.

Zurück in Deutschland hat sie schließlich auf unterschiedliche Arten versucht, ihren Platz in der Model-Welt zu finden und sich schließlich zu einem großen Schritt entschlossen: die Teilnahme an Heidi Klums TV-Show „Germany’s Next Top Model“. Zufällig hatte Wiebke Schwartau gesehen, dass es eine Diversity-Staffel geben soll. Diese Chance wollte die 24-Jährige nutzen: „Ich habe mitgemacht, weil ich noch nie eine sehr große Frau im Fernsehen gesehen habe – noch nie! Und ich wusste, wie hart es für mich war, groß zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes, in einer Welt, in der das nicht schön gefunden wird. Ich wollte diese Person sein für andere. Auch wenn das Format fraglich ist und ich es eigentlich nicht unterstütze, aber ich brauchte die Plattform.“

Im Zusammenhang mit GNTM erinnert sich Wiebke Schwartau an ihr bislang krassestes Model-Erlebnis. Auf der griechischen Insel Mykonos mussten die Kandidatinnen mit High-Heels eine wuchtige Treppe aus Steinblöcken rauf und runter, bei heftigem Wind. „Da hoch und runter zu kommen, in hohen Schuhen, ohne hinzufallen und dabei noch gut auszusehen, mit Kameras, die auf dich gerichtet sind – das war schon die nervenaufreibendste Model-Erfahrung, die ich hatte. Aber so ist die Show. Die leben für das Drama!“, erinnert sich Schwartau. Auch wenn sie relativ früh ausgeschieden ist, bereut sie diese Erfahrung nicht. Sie habe viele positive Nachrichten von anderen großen Frauen bekommen, die sie sahen und sich von ihr bestärkt fühlten.

„Egal, wie hart meine äußere Schale ist, das wird mich immer sehr verletzen“

Solche Gesten können viel bewirken, denn im Alltag fühlen sich große Frauen auch heutzutage ausgegrenzt oder werden gar beleidigt. Auch wenn Wiebke Schwartau heute viel selbstbewusster ist als in ihrer Jugend, verletzen sie bestimmte Interaktionen im Alltag weiterhin. „In der Bahn bekomme ich täglich Kommentare, vor allem wenn ich hohe Schuhe trage“, so Schwartau. Sie wird von Fremden als „Giraffe“ betitelt, worüber sie noch schmunzeln kann: „Das war mein Halloween-Kostüm letztes Jahr“.

Aber es fallen auch Begriffe unter der Gürtellinie, „Mannsweib“ etwa. „Egal, wie hart meine äußere Schale ist, das wird mich immer sehr verletzen.“ Auch eigentlich nett gemeinte Bemerkungen von anderen Frauen, wie „Das muss ja unheimlich schwer für dich sein, einen Freund zu finden“, verfehlen ihr Ziel. Und dann sind da noch die meist anonymen Fetisch-Anhänger auf Social Media, die im Stalking-Stakkato nach Videos von großen Füßen betteln. Verständlich, dass Wiebke Schwartau für dieses Thema in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit schaffen will, um Dinge zu verändern.

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Wiebke Schwartau: »Möchte erreichen, dass sich große Frauen wohler in ihrem Körper fühlen

Wiebke Schwartau ist eine Anpackerin – auch bei einem weiteren „Größen-Problem“: „Jedes Mal, wenn ich shoppen gehe, habe ich unschöne Erlebnisse, weil mir nichts passt, was ich mir so vorgestellt habe“, sagt Wiebke Schwartau. Dieses Gefühl können vermutlich alle Frauen nachvollziehen, die von den sogenannten „normalen“ Konfektionsgrößen abweichen. Mit einer eigenen Kollektion für große Frauen in Zusammenarbeit mit dem Berliner Design Laden „GE 03“ möchte sie dieser negativen Erfahrung etwas entgegensetzen.

„Wenn ich etwas in meinem Leben erreichen möchte, dann dass sich große Frauen wohler in ihrem Körper fühlen“ beschreibt Wiebke Schwartau ihren Herzenswunsch. Große Mädchen sollen zu großen Frauen in einer Welt heranwachsen können, in der sie ein positives Körpergefühl entwickeln. „Und wenn ich nur einen kleinen Teil ihrer Entwicklung miterleben oder beeinflussen kann, habe ich alles erreicht!“

Themen Doku Alltagsathleten
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