
15. Juli 2025, 14:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der älteste Marathonläufer der Welt, Fauja Singh, ist tot. Er starb im Alter von 114 Jahren durch einen Verkehrsunfall. Seine beeindruckende Laufkarriere begann der Mann, der 1911 in Indien geboren wurde, in einem Alter, in dem andere längst die Schuhe an den Nagel gehängt haben – mit 89 Jahren. Was über seine Lebensweise und Laufkarriere bekannt war.
Übersicht
- Mit 114 Jahren beim Überqueren einer Straße von Fahrzeug erfasst
- Wie Fauja Singh Langstreckenläufer wurde – mit 89 Jahren!
- Antritt mit 100 beim Toronto-Marathon machte ihn zum „ältesten Marathonläufer“ der Geschichte
- 2012 Fackelträger bei den Olympischen Spielen
- „Ich bin traurig, dass für mich die Zeit gekommen ist, nicht mehr Teil davon zu sein“
- Das war über seinen Lebensstil bekannt
- Quellen
Mit 114 Jahren beim Überqueren einer Straße von Fahrzeug erfasst
Fauja Singh, bekannt als „The Turbaned Tornado“, ist am 14. Juli 2025 im Alter von 114 Jahren in seinem Heimatdorf Beas Pind (Punjab, Indien) verstorben. Laut „The Times of India“ wurde der legendäre Marathonläufer beim Überqueren einer Straße von einem Fahrzeug erfasst. Auch britische Medien wie „Independent“ berichten von seinem Tod. Singh hat lange in London gelebt und in dieser Zeit an vielen internationalen Marathonläufen teilgenommen.
Wie Fauja Singh Langstreckenläufer wurde – mit 89 Jahren!
Zum Laufen kam Singh mit Ende 80 – aus tiefem persönlichem Schmerz heraus. Mitte der 90er-Jahre, nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust eines erwachsenen Sohnes, zog er von Indien zu seinem Sohn nach London. Auf der Suche nach einer neuen, sinnstiftenden Aufgabe wurde Singh Langstreckenläufer. „Aus einer Tragödie sind viel Erfolg und Glück entstanden“, zitierte ihn die „BBC“ später einmal.1
In den Folgejahren wurde er ein ernsthafter Marathonläufer. Seinen ersten 42,195 Kilometer am Stück lief Singh, der der Sikh-Religion angehört, im Jahr 2000 in London mit 89 Jahren. Seine offizielle Zeit: 6:54 Stunden. Laut „Olympics.com“ unterbot er damit den bisherigen Weltbestwert in der Altersklasse 90+ um fast eine Stunde.
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Antritt mit 100 beim Toronto-Marathon machte ihn zum „ältesten Marathonläufer“ der Geschichte
Danach war Fauja Singh eine Berühmtheit und er lief mehrere internationale Marathons, u. a. in Toronto, New York, Mumbai und nochmals London. Seine persönliche Bestzeit lieferte er 2003 im Alter von 92 Jahren beim Toronto Waterfront Marathon ab. Er absolvierte die Strecke in 5:40 Stunden.2
2011 kam Singh erneut zu diesem Rennen, um seinen 100. Geburtstag zu feiern. Obwohl sein Rekord aufgrund einer fehlenden Geburtsurkunde nie von Guinness World Records anerkannt wurde, machte ihn dieser Lauf (Zeit: 8:11 Stunden) zum ältesten Marathon-Finisher der Geschichte. „So gern wir diesen Rekord auch bestätigen würden, uns fehlen einfach die Beweise“, fand der Chefredakteur von Guinness World Records, Craig Glenday, damals entschuldigende Worte.3 Seltsam: „The Times“ berichtete über ein indisches Passdokument, das den 1. April 1911 als sein Geburtsdatum ausweist.4
2012 Fackelträger bei den Olympischen Spielen
Singhs Ruhm blieb von der Nicht-Offiziell-Anerkennung unberührt: 2012 war er mit 101 Jahren Fackelträger bei den Olympischen Spielen in London. Videos zeigen, wie er damals durch die Straßen lief. Seine Lebensgeschichte wurde in der Biografie Turbaned Tornado (2011) festgehalten.
„Ich bin traurig, dass für mich die Zeit gekommen ist, nicht mehr Teil davon zu sein“
Mit einem letzten, lockeren 10-Kilometer-Lauf beim Hongkong-Marathon (1:32 Stunden) beendete Singh 2013 seine offizielle Läuferkarriere. „Ich werde mich an diesen Tag erinnern. Ich werde ihn vermissen“, sagte Singh der BBC, nachdem er die Ziellinie überquert hatte. „Ich bin froh, dass ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere in den Ruhestand gehe, aber ich bin traurig, dass für mich die Zeit gekommen ist, nicht mehr Teil davon zu sein.“

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Das war über seinen Lebensstil bekannt
Informationen über seinen Lebensstil stammen aus zweiter Hand, oft vermittelt durch Trainer, Familienmitglieder oder Journalisten. Er selbst war kein Selbstdarsteller, sondern lebte zurückhaltend. Singhs körperliche Zähheit ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass er einen großen Teil seines Lebens auf dem Feld gearbeitet haben soll. Außerdem wird berichtet, dass er bis zum Alter von fünf Jahren nicht laufen konnte, weil er als Kind schwach und untergewichtig war.
Weggefährten wie sein früherer Trainer Harminder Singh, der mal Vorsitzender des Sikhs-Laufclubs der Stadt London war, erzählte einem BBC-Reporter vor 12 Jahren, dass Singh sehr eingeschränkt aß: „Bauerndiät – nur frische Lebensmittel. Sein Geheimnis sind kleinere Portionen, Kinderportionen.“ Fauja Singh scheint diesen Ansatz unbewusst gelebt zu haben – über Jahrzehnte.
Nun beendete nicht Krankheit oder Alter, sondern ein tragischer Verkehrsunfall sein langes Leben: beim Überqueren der Straße, wie er es vermutlich hundertfach getan hatte.