18. Juli 2025, 20:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Er durchbrach die Schallmauer, stellte Rekorde auf und wird als einer der größten deutschsprachigen Extremsportler in die Geschichtsbücher eingehen. Jahrzehntelang verschob Felix Baumgartner immer wieder die Grenzen des Machbaren – sei es mit spektakulären Sprüngen von den höchsten Gebäuden der Welt, der Überquerung des Ärmelkanals mit Karbonflügeln oder seinem Grand Finale 2012: dem Sprung aus der Stratosphäre. Baumgartner setzte stets neue Maßstäbe – bis er am 17. Juli 2025 tragisch ums Leben kam.
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Manche Menschen tragen diese eine Bestimmung in sich, von der sie schon früh wissen, dass sie ihr Leben prägen wird. So auch der Salzburger Felix Baumgartner. Seit seiner Kindheit gab es wohl zwei Träume, und beide waren in der Luft: das Fallschirmspringen und als Pilot im Cockpit eines Hubschraubers zu sitzen. Wenn Roland Rattenbacher, damals noch vom HSV Salzburg – heute HSV Red Bull Salzburg – dem kleinen Felix mal wieder vom Springen erzählte, müssen Felix’ Augen geleuchtet haben. In einem Interview gegenüber den Flying Bulls erzählte Baumgartner: „Der hat immer vom Springen erzählt und mich dabei als Kind wahnsinnig begeistert und inspiriert. Ich wollte schon als Kind aus dem Flugzeug springen.“
1996 ging Baumgartners Karriere los
Mit 16 wurde aus dem Traum dann endlich Realität und der spätere Weg war geebnet – mit kurzem Umweg. Nachdem Felix seine Kfz-Mechaniker-Ausbildung abgeschlossen hatte, ging er zum Österreichischen Bundesheer. Dort habe er viel springen und innerhalb kürzester Zeit einen guten Erfahrungsstock aufbauen können. Umso prägender war jedoch die spätere zufällige Bekanntschaft mit Tracy Lee Walker, einem in Bayern lebenden Amerikaner, der zu Baumgartners Mentor im Fallschirmspringen wurde. Zu den damals 500 DM Bezahlung sagte Baumgartner im Nachhinein: „Das beste Investment meines Lebens.“1
1996 gab es dann den Startschuss für Baumgartners Karriere, als er an den inoffiziellen Weltmeisterschaften im BASE-Jumping von der New River Gorge Bridge in West Virginia teilnahm und den Wettbewerb für sich entschied. Daraufhin folgte eine lange Liste an beeindruckenden Sprüngen – so auch der spektakuläre Sprung, wieder an der New River Gorge Bridge in West Virginia beim Bridge Day nur ein Jahr später, für den er mit dem Titel „Best Overall Performance“ ausgezeichnet wurde. Genau dieser Sprung brachte Baumgartner schließlich den Vertrag mit Red Bull ein, der für seine weitere Karriere von so entscheidender Bedeutung sein sollte.
Baumgartners eindrucksvollste Sprünge
1999 sprang Baumgartner aus einer Höhe von 449 Metern von den „Petronas Towers“ in Kuala Lumpur, Malaysia, und stellte damit den Rekord für den höchsten Fallschirmsprung von einem Gebäude auf. Das Skurrile dabei: Verkleidet als Geschäftsmann, mit dem Fallschirm in der Aktentasche, schlich sich Baumgartner bis in den 88. Stock und sprang anschließend von einem Fensterputzkran ab.
Doch noch im selben Jahr sollte ein weiterer eindrucksvoller Sprung erfolgen: der Sprung vom rechten Arm der Christusstatue in Rio de Janeiro, Brasilien. Erneut ohne Erlaubnis und erneut ein Rekord: der niedrigste BASE-Sprung aller Zeiten.
2003 absolvierte Baumgartner den Hauptstunt für die Taurus Awards in Hollywood. Ausgestattet mit Flügeln aus Kohlefaser, sogenannten Carbonflügeln, trat er zu einem Wettflug gegen eine Propellermaschine an. Nach mehr als sechs Minuten in der Luft und einer Geschwindigkeit von 240 km/h konnte Baumgartner das Rennen für sich entscheiden.2
Der Höhepunkt Baumgartners Karriere
Der Stunt, mit dem Baumgartner die Welt schockte und wofür die meisten Menschen ihn kennen, ist sein Sprung aus der Stratosphäre. Zusammen mit Red Bull lief unter dem Namen „Red Bull Stratos“ der wohl eindrucksvollste Fallschirmsprung aller Zeiten.
Bevor es jedoch zum eigentlichen Sprung kam, absolvierte Baumgartner zwei aufsehenerregende Testsprünge: Im März 2012 sprang er zunächst aus rund 21.800 Metern Höhe über Roswell, New Mexico, und erreichte dabei bereits Überschallgeschwindigkeit. Wenig später folgte ein zweiter Testsprung aus über 29.600 Metern.
Am 14. Oktober 2012 schließlich sprang Baumgartner aus einer Höhe von 39.045 Metern. Als erster Mensch im freien Fall durchbrach er dabei die Schallmauer. Er erreichte eine Geschwindigkeit von 1.357,6 km/h. Weltweit verfolgten Millionen Menschen das Ereignis live im Fernsehen oder via Livestream im Internet.
Felix Baumgartners weltbekannter Satz vor seinem Sprung: „Manchmal musst du weit hinaufgehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist.“3
Der Sprung war nicht nur ein Meilenstein in der Geschichte des Extremsports, sondern wurde auch zu einem medialen Großereignis, das weltweit für Begeisterung und Faszination sorgte. Der „Red Bull Stratos“-Sprung stellte gleich mehrere Weltrekorde auf, darunter den höchsten bemannten Ballonsprung, den längsten freien Fall und den ersten Menschen, der im freien Fall die Schallmauer durchbrach.
Baumgartners Beitrag über den Sport hinaus
Baumgartners Beitrag zum Sport geht über seine eigenen Erfolge und Auszeichnungen hinaus. Durch den „Red Bull Stratos“-Sprung wurden unter anderem bedeutende Erkenntnisse für das Notfall-Fluchtprogramm der NASA gewonnen.4 Außerdem engagierte sich Baumgartner bei Charity-Events, insbesondere für Kinderhilfsprojekte. Besonderen Einsatz zeigte er für die Stiftung „Wings for Life“, die sich der Heilung von Rückenmarksverletzungen verschrieben hat.5,6
Kontroversen
In den letzten Jahren polarisierte der Österreicher nicht mehr mit waghalsigen Stunts, sondern zunehmend durch seine öffentlichen Aussagen. Vor allem politische Aussagen zur heimischen Innenpolitik sorgten wiederholt für Empörung. Ob die Aussprache für eine „gemäßigte Diktatur“, die von „ein paar Leuten aus der Privatwirtschaft“, die sich „wirklich auskennen“, geführt werden sollte, oder Friedensnobelpreis-Bekundungen für den rechten ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán aufgrund seiner Migrationspolitik.7
Auch zuletzt stand Baumgartner noch in der Kritik, durch Aussagen zum Frauenfußball. Auf die Aussage der Fußballerin Alisha Lehman bei dem italienischen Magazin „La Repubblica“: „Wir machen denselben Job, aber ein Mann verdient hunderttausendmal mehr als ich“, kommentierte Baumgartner: „Einbildung ist auch eine Bildung. Natürlich machen Frauenfußball-Spielerinnen nicht denselben Job wie ihre männlichen Kollegen. Frauen haben nicht die gleichen Einschaltquoten, also gibt es weniger Geld.“8
Baumgartners tragisches Ende und was bleibt
Am Donnerstag, dem 17. Juli 2025, verstarb Felix Baumgartner bei einem Paragliding-Flug in Italien. Baumgartner war ein Mann der Extreme – nicht nur während seiner aktiven Zeit als Extremsportler, sondern auch danach als prominente Persönlichkeit in der Öffentlichkeit. Seine Erfolge sind unverkennbar und für viele bleibt er ein Vorbild und eine Inspirationsquelle im Sport. Immer wieder hat er die Grenzen des Möglichen verschoben und neue Maßstäbe gesetzt. Sein Unterarmtattoo brachte es auf den Punkt: Er war „Born to fly“.