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Foscher identifizieren

Der Faktor, der offenbar zu mehr Herzerkrankungen führt als Rauchen

Faktoren für Herzerkrankungen
Herzerkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache Foto: Getty Images

14.09.2023, 04:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Rauchen ist nicht nur schlecht für die Lunge, sondern auch für das Herz. Der Tabakkonsum gilt als eine der wichtigsten vermeidbaren Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch offenbar gibt es etwas, was für das Herz sogar noch schädlicher ist als das Rauchen. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann erklärt, was eine kürzlich veröffentlichte Studie diesbezüglich herausgefunden hat.

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Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (dfkz) sterben in Deutschland jährlich rund 359.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.1 Weltweit sind es rund 9 Millionen (Stand 2019).2 Vielfach stehen diese Erkrankungen im Zusammenhang mit Tabakkonsum. Dieser kann Arteriosklerose verursachen und bis zum Herzinfarkt führen. Doch jetzt kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass ein anderer Faktor weltweit sogar für noch mehr Herzerkrankungen verantwortlich ist. Bei Kindern hat er sogar Auswirkungen auf den IQ. Vor allem Entwicklungsländer sind betroffen.

Die Studie

Bei der in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie handelt es sich um eine Modellstudie, die sich auf Daten aus der „Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study“ (GBD) beruft.3 Für ihre Modellrechnungen nutzten die Forscher Informationen über den Blei-Gehalt im Blut von Menschen aus 183 Ländern. Diese beruhten auf Schätzungen zur Bleikonzentration im Blut der einzelnen Länder aus dem Jahr 2019.

Mithilfe geeigneter Modelle und Analyseverfahren errechneten die Forscher zum einen den IQ-Verlust bei Kindern unter 5 Jahren in der Weltbevölkerung. Zum Verständnis: Es ist bereits seit Längerem bekannt, dass Blei im Körper die Gehirnentwicklung von Kindern beeinträchtigen kann.4

Zum anderen schätzten die Wissenschaftler die durch Bleiexposition bedingten kardiovaskulären Todesfälle bei Menschen im Alter von 25 Jahren und älter. Dafür kam ein Modell zum Einsatz, das sich in der Wissenschaft für die Schätzung der Auswirkungen bestimmter Faktoren auf die Gesundheit etabliert hat. Mithilfe dieses Modells bewerteten die Forscher den Effekt von Bleibelastung auf die Herzgesundheit nicht nur, wie sonst üblich, anhand der Auswirkungen auf den Blutdruck. Sie berücksichtigten auch weitere, auf das Herz einwirkende, Mechanismen, wie z. B. die Verhärtung von Arterien.

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Effekt von Blei auf Kinder

Die Modellrechnung ergab, dass im Jahr 2019 weltweit Kinder unter 5 Jahren schätzungsweise 765 Millionen IQ-Punkte aufgrund von Bleibelastung verloren. 729 Millionen der insgesamt 765 Millionen verlorenen IQ-Punkte (also 95 Prozent des globalen IQ-Verlustes bei Kleinkindern) verzeichneten die Wissenschaftler in Ländern mit überwiegend mittleren oder niedrigem Einkommensniveau. Dort war der berechnete IQ-Verlust fast 80 Prozent höher als in einer früheren Schätzung der GBD.

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Todesfälle aufgrund von Herzerkrankungen durch Blei

Dramatisch war laut dem Modell auch der Effekt von Blei als Faktor für Herzerkrankungen. Geschätzt starben 2019 weltweit 5.545.000 Erwachsene aufgrund ihrer Bleiexposition an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch hier zeigte sich eine ähnliche Verteilung wie beim IQ-Verlust. Rund 90 Prozent der herzkreislaufbedingten Todesfälle aufgrund von Bleibelastung traten in Entwicklungsländern auf. In totalen Zahlen waren es 5.004.000 Todesfälle. Damit war die Zahl der Todesfälle dort sechsmal höher als die einer Schätzung des GBD aus dem Jahr 2019.

Blei in Deutschland

Die Studie ermittelte die dramatischsten Zahlen zu Bleibelastung und Todesfällen für Südostasien, den Mittleren Osten und Afrika. Weniger schlimm sah es in Europa und Zentralasien aus.

In Deutschland ist die Bleibelastung in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen, etwa durch Maßnahmen wie das Benzinbleigesetz, das 1971 entworfen und 2020 angepasst wurde.5 Dieses führte dazu, dass die Bleibelastung durch den Straßenverkehr zurückging.6

Aber auch auf anderen Wegen können Menschen in Deutschland mit dem giftigen Schwermetall in Berührung kommen. Dieses findet sich teils in Böden, in alten Gebäuden kann es durch Bleirohre ins Trinkwasser gelangen.7,8 Letzteres sollte man als Hausbesitzer oder Mieter im Zweifel prüfen lassen.

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Quellen

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