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Überblick

Bei welchen Verletzungen sollte man kühlen – und wann ist Wärme besser?

Wärme oder Kälte – was hilft bei welcher Verletzung?
Wärmekissen oder Coolpack bei verschiedenen Verletzungsarten – sind Sie sich da immer so sicher? Foto: Getty Images, Collage: FITBOOK
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FITBOOK Redaktion

07.09.2023, 04:55 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wer sich gestoßen hat, würde die betroffene Stelle kühlen – und beim verspannten Nacken wohl eher zum Wärmekissen greifen. Helfen diese Methoden wirklich? Wie wirken sie? FITBOOK sagt, bei welchen Verletzungen eine Kältetherapie die richtige Maßnahme ist – und wann Wärme hilft. Tatsächlich sind die Unterschiede enorm.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Mathias Schettle, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

Jedes Kind weiß: Auf eine Beule gehört ein Kühlpack. Und auch bei Fußballspielen sind Ärzte oder Physiotherapeuten mit Eisspray nicht weit, wenn es auf dem Platz zu einer Verletzung gekommen ist. Einen steifen Nacken hingegen sollte man nicht kaltstellen… FITBOOK sagt, wie Wärme und Kälte bei Verletzungen auf den Körper wirken sowie wann – und wie genau – man was anwenden sollte.

Wie Kälte und Wärme auf den Körper wirken

Bei Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen. Das passiert im Sinne einer konstanten Körpertemperatur: Der Blutfluss wird verringert, damit so wenig Wärme wie möglich über das Blut verloren geht. Bei Wärme hingegen dehnen sich die Gefäße aus. Das kann man fühlen und auch optisch wahrnehmen, wenn man ohne Handschuhe in der Kälte war und die Hände sich im Raum wieder an die Wärme gewöhnen und rot werden. Aber was heißt das jetzt für schmerzende Verletzungen?

Verletzungen, bei denen man kühlen sollte

Kälte reduziert Schwellungen und Schmerzen. Beispielsweise nach einem schmerzhaften Tritt gegen das Schienbein beim Fußball: Hier sollte man idealerweise das Schienbein hochlegen, eine straffe Binde anlegen, ein Coolpack auflegen und dieses mit einer leichten Binde fixieren.

Schwellungen entstehen, weil kleine Blutgefäße beschädigt sind. Durch Kälte ziehen die Gefäße sich zusammen und verschließen sich rascher. Auch die Weiterleitung der Schmerzsignale in Richtung Gehirn wird durchs Kühlen gehemmt. Es tut also nicht mehr so weh. Grundsätzlich sollte man bei allen akuten Verletzungen zu Kühlmitteln zu greifen, auch bei Quetschungen oder Frakturen – aber nie bei offenen Verletzungen.

PECH-Regel für die Behandlung von Verletzungen mit Kältetherapie

Ob geprellter Arm oder verknackstes Sprunggelenk: Bei einer Muskel- oder Gelenkverletzung kommt es besonders auf die ersten Minuten direkt nach der Verletzung an. Anwenden sollte man dann das sogenannte PECH-Schema. Werden die vier Schritte nach der Verletzung eingehalten, ist das sehr positiv für den Heilungsverlauf. PECH steht für:

  • P – Pause: Stellen Sie nach der Verletzung jegliche Tätigkeit mit dem verletzten Körperteil ein, um eine weitere Belastung zu vermeiden. Stellen Sie betroffene Stelle ruhig.
  • E – Eis: Betroffene Stelle sofort kühlen; Kühlmittel aber nicht direkt auf die Haut legen, sondern bspw. ein Handtuch zwischen Haut und Coolpack legen.
  • C – Compression: Ein nach dem Sturz angelegter Kompressionsverband kann die Ausweitung von Blutungen und Schwellungen verhindern.
  • H – Hochlagern: Um Druck aus dem verletzten Gefäß zu nehmen, sollte man die verletzte Körperstelle idealerweise über Herzhöhe lagern. So kann ein Hämatom in seiner Größe begrenzt werden.

Erster und zweiter Kälteschmerz

Doch bei der Anwendung ist Vorsicht geboten. Passt man nicht auf, kommt es schlimmstenfalls zu Erfrierungen an der Haut. Der erste Kälteschmerz ist kein Grund zur Unterbrechung. Folgt nach der Gewöhnung daran jedoch ein zweiter Kälteschmerz, ist das ein Signal dafür, dass die Körpertemperatur absinkt – und das kann Erfrierungen bedeuten. Spürt man den zweiten Kälteschmerz, sollte man daher die Kältezufuhr unterbrechen. Keine Gefahr diesbezüglich besteht bei kalten Güssen oder kalten Wickeln.

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So lange sollte man verletzte Bereiche mit Kühlmitteln behandeln

Bei Kühlmitteln wie Eisbeutel oder Eisgranulat, deren Temperatur etwa um den Gefrierpunkt liegt, empfiehlt es sich, diese 30 Minuten am Stück anzuwenden und anschließend zu pausieren. Mit Coolpacks aus dem Tiefkühlfach sollte man etwa 15 bis 20 Minuten lang kühlen. Allerdings ist es dabei wichtig, ein Handtuch zwischen Haut und Kühlpad zu legen, um Hautschädigungen zu vermeiden.

Bei einer Eismassage reibt man einen Eiswürfel immer wieder über die verletzte Stelle. Das hat den Vorteil, dass diese keiner dauerhaften Kühlung ausgesetzt ist, wobei dennoch ein schmerzstillender Effekt eintritt.

Eine verletzte Stelle sollte man maximal über zwei Tage lang immer wieder kühlen. Ab dem dritten Tag ist zu viel Kälte hinderlich – nun möchte man ja den Stoffwechsel eher wieder anregen.

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Krankheitsbilder, bei denen man nicht kühlen sollte

Kühlmittel können unter diesen Voraussetzungen gut zu Hause ohne medizinische Hilfe angewendet werden. Ausnahmen gibt es aber auch – so sollte man insbesondere bei Durchblutungsstörungen oder Kälteempfindlichkeiten aufpassen. Gleiches gilt bei Formen der Sensibilitätsstörung – Betroffene spüren den Kälteschmerz oft nicht. Außerdem können sich Verspannungen und Verkrampfungen verhärten, wenn man darauf Kälte anwendet: Während Muskeln sich durch Wärme entspannen, verspannen sie sich durch Kälte.

Nun wissen wir, bei welchen Verletzungen Kälte das Mittel der Wahl ist – in welchen Fällen ist Wärme besser?

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Verletzungen, bei denen Wärme hilft

Auch die Anwendung von Wärme, zum Beispiel in Form von Kirschkernkissen, Wärmflaschen oder Rotlichtlampen, kann Beschwerden lindern – allerdings nicht bei akuten Verletzungen. Denn wie oben erwähnt, weitet Wärme die Gefäße, was die Durchblutung verbessert. Dieser Effekt hilft bspw. bei einem starken Muskelkater, bei Gewebeverklebungen oder Vernarbungen. Wärme kann bei allen Veränderungen des Bindegewebes hilfreich sein. Ebenso bei Menstruationsschmerzen oder chronischen Entzündungen wirkt Wärme schmerzlindernd.

Bei welchen Verletzungen sollte man nicht wärmen?

Weil Wärme die Durchblutung fördert, könnte sich eine Akutverletzung (also bspw. Verstauchungen, Zerrungen, Risse, Brüche) und die damit einhergehenden Schmerzen durch die Anwendung einer Wärmetherapie verschlimmern. Auch auf den Gewebeschaden wirkt sich Wärme negativ aus, er breitet sich schneller aus.

Warnsignale bei Wärmeanwendungen

Wenn durch die Wärme rote Flecken auf der Haut entstehen, ist das grundsätzlich nicht gefährlich. Ein Problem ist es, wenn noch Schmerz dazukommt. Dann können durchaus schon eine Verbrennung ersten Grades vorliegen. Schmerz in Kombination mit Rötungen sollte immer als Warnsignal betrachtet werden. Man kann sich vielleicht diese Regel merken: Die Wärme sollte sich angenehm anfühlen.

So lange sollte man verletzte Bereiche mit Wärme behandeln

Ein Heizkissen oder eine Rotlichtlampe sollte man lieber mehrmals am Tag nutzen als einmal von langer Dauer. Bei einer Erkältung sollte man auf die Anwendung einer Wärmetherapie verzichten, die Belastung ist nicht gut für den Körper.

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Fazit – wann Kälte, wann Wärme bei Verletzungen?

Zu Kälte greift man bei allen akuten Verletzungen: Verstauchungen, Zerrungen, Risse, Brüche und auch bei Quetschungen oder Frakturen. Offene Verletzungen nie mit Kältetherapie behandeln.

Wärme ist die richtige Wahl bei starkem Muskelkater, Gewebeverklebungen (wobei man verklebte Faszien auch mit einer Wasserflasche lösen kann, wie Sie hier nachlesen können), Vernarbungen, allen Veränderungen des Bindegewebes sowie bei Menstruationsschmerzen oder chronischen Entzündungen.

Themen #amazon Verletzungen
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