Auch wenn Urin streng riechen kann und manchmal wegen seiner ungewöhnlichen Farbe ins Auge sticht: Die wenigsten Menschen beachten wohl ihr kleines Geschäft. Dabei kann ein Blick in die Schüssel sehr aussagekräftig sein – und Sie vor Krankheiten warnen.
Pro Tag scheiden Menschen durchschnittlich anderthalb Liter Urin aus. Er wird in den Nieren gebildet und besteht zu rund 95 Prozent aus Wasser. Der Rest setzt sich einerseits aus (Abfall-)Stoffen zusammen, die es aus dem Körper zu befördern gilt (darunter Harnstoff), andererseits aus Glucose, Amino- und anderen Säuren sowie Elektrolyten. Es handelt sich bei Urin folglich um ein Stoffwechselprodukt – und das lässt bis zu einem gewissen Maße Rückschlüsse auf die Gesundheit zu.

»Die Farbe wird oft überbewertet
FITBOOK sprach mit Dr. med. Christoph Pies, Facharzt für Urologie und Buchautor („Was passiert beim Urologen?“, Herbig Verlag). Der Experte empfiehlt, der Farbe des Urins nicht allzu viel Beachtung zu schenken. „Wie klar, gelb oder gar bräunlich er ausfällt, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen und unterliegt auch im Verlauf des Tages natürlichen Schwankungen.“ So sei er morgens etwas dunkler und dicker, da man in den Stunden zuvor lange gelegen hat und die Inhaltsstoffe im Urin zu diesem Zeitpunkt besonders konzentriert sind. Hat man einmal etwas weniger Wasser getrunken oder durch Schwitzen an Flüssigkeit verloren, könne die Ausscheidung ebenfalls farbintensiver erscheinen.
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Trübungen im Urin können harmlos sein
Auch der Durchsichtigkeit von Urin wird laut Dr. Pies oftmals zu viel Bedeutung beigemessen. Ob er trüb ist oder klar, sei größtenteils abhängig von der Flüssigkeitsversorgung des Körpers. So habe trüber Urin nur manchmal mit einer Eiweißbeimengung zu tun – diese ist in aller Regel (vor allem) ernährungsbedingt, kann aber auch krankhafte Ursachen haben. „Ist der Nierenfilter zu grob, kann es passieren, dass er Eiweißpartikel durchlässt, die eigentlich im Körper bleiben sollten. In diesem Fall würde der Urin auch schäumen“, erklärt der Fachmann. Auch bei Entzündungen seien auffällige Trübungen mit einer Art Flockenbildung möglich. In diesem Fall würde die Blase die Entzündung quasi ausschwitzen – und der Besuch beim Urologen nicht schaden.
Bei Alarmstufe Rot – unbedingt zum Arzt!
Bei einer roten Färbung handelt es sich laut Dr. Pies sehr wahrscheinlich um Blut im Urin und damit um ein Warnsignal für die Gesundheit – insbesondere, wenn das Wasserlassen KEINE Schmerzen verursacht. Wenn es auf der Toilette brennt und zieht, liegt es vermutlich an einem schmerzhaften, aber relativ harmlosen Harnwegsinfekt, der mit Medikamenten schnell und zuverlässig behandelt werden kann. Der Facharzt rät in jedem Fall, die Ursachen der Blutbeimengung zu untersuchen, um Schwerwiegenderes auszuschließen.