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Nachgefragt beim HNO-Arzt

Ozäna – was steckt hinter dem Phänomen „Stinknase“?

Mann hält sich die Nase zu
Leidet jemand unter einer Stinknase, leidet er oftmals auch unter gesellschaftlicher Isolation Foto: Getty Images
Christian Glass

02.09.2023, 17:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wer unter einer sogenannten Stinknase leidet, belastet damit vor allem sein Umfeld. Denn aus dem Riechorgan strömt ein unangenehmer Geruch. Das Fiese daran: Betroffene bekommen das selbst meist gar nicht mit. FITBOOK sprach mit einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde über mögliche Ursachen und die Behandlung der unangenehmen Erkrankung.

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Stinknase? Klingt vielleicht komisch, ist aber für Betroffene sicherlich kein Spaß. Denn hinter dem seltsam anmutenden Begriff verbirgt sich eine unangenehme Erkrankung der Nase. Typisches Merkmal: Ein fauliger Geruch, der aus dem Riechorgan entweicht. Wodurch wird die Erkrankung verursachen? Warum riechen Betroffene ihr Problem nicht? Und wie wird eine Ozäna behandelt?

Was ist eine sogenannte Stinknase?

Bei einer Ozäna (so wird die Stinknase fachsprachlich genannt) bildet sich die Nasenschleimhaut zurück. Es kommt zu starken Verkrustungen im Naseninnenraum, weiß Prof. Dr. med. Thomas Deitmer, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Infolgedessen bilden sich grün-gelbe Borken, die die Nase verstopfen und das Atmen erschweren können. Manchmal hängen die Borken sogar hinten aus der Nase und fallen unangenehm in den Rachen ab. Im erkrankten Riechorgan siedeln sich Bakterien an, die einen schleimigen Belag produzieren. Und dieser Belag ist es, von dem der ziemlich üble Gestank ausgeht. Das Gemeine: Die Betroffenen selbst merken meist nicht, dass sie aus der Nase stinken – ihre Mitmenschen aber umso mehr.

Ausprägungen – primäre und sekundäre Ozäna

Bei der „primären Stinknase“ bilden sich neben der Nasenschleimhaut auch Blutgefäße und schleimproduzierende Nasendrüsen zurück, erklärt Deitmer gegenüber FITBOOK. Manchmal verkümmere zudem der knöcherne Teil der Nasenmuscheln in der Nasenhöhle. An einer primären Stinknase erkranken vor allem Frauen und jüngere Menschen. Auf die Frage nach dem Warum gibt es laut dem HNO-Facharzt bisher keine eindeutige Antwort – vermutet wird, dass die primäre Ozäna anlagebedingt ist.

Die „sekundäre Stinknase“ tritt bei einer Verletzung oder Austrocknung der Schleimhäute auf. „Dass das infolge einer Infektion passiert, ist in Deutschland jedoch sehr selten“, erklärt Deitmer FITBOOK.

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Wie kommt es zur Stinknase?

Ursache für eine Stinknase ist in der Regel eine Verletzung der Schleimhäute. Beispielsweise nach einem Unfall, einer Tumor-Erkrankung oder nach einer Strahlentherapie. „Eine Ozäna kann infolge einer Tumor-Operation im Nasenbereich auftreten. Zum Beispiel, wenn die Nasenmuscheln entfernt werden müssen“, erläutert Deitmer. Diese seien eine Art Klimaanlage der Nase und wärmen die einströmende Luft und feuchten sie an. Fehlen die Nasenmuscheln, trockne die Nasenschleimhaut aus und es bilde sich der bakterielle Belag.

Achtung: Auch der jahrelange Missbrauch von Nasensprays und -tropfen, die die Nasenschleimhaut abschwellen, kann eine Stinknase verursachen. Entwarnung gibt der HNO-Experte allerdings für das Popeln: „Selbst intensives Bohren in der Nase verursacht keine Stinknase.“

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Nasennebenhöhlenentzündung weiterer möglicher Grund für eine müffelnde Nase

Nicht immer, wenn es aus der Nase müffelt, muss die Diagnose gleich „Stinknase“ lauten. Verbunden mit einem schleimigen Sekret kann dahinter auch eine eitrige Nasennebenhöhlenentzündung stecken. Möglich ist auch die Vereiterung einer Zahnwurzel oder ein Befall mit einem Nasenpilz.

Warum riechen Betroffene ihre Stinknase nicht?

„Durch die Erkrankung werden die Geruchsnerven in der Nase angegriffen. Das führt zur Beeinträchtigung oder zum Verlust des Geruchssinns“, erklärt Prof. Deitmer FITBOOK. Auch das Geschmacksempfinden, das zum Teil über das Riechen vermittelt wird, könne dann beeinträchtigt werden. „Das feine Schmecken ist eigentlich ein Riechen. Nur sdie fünf Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig, bitter und umami werden genau genommen geschmeckt.“

Der fünfte Grundgeschmack Umami ist charakteristisch für seine fleischähnliche, pikante, würzige Note. Hergestellt wird er künstlich, steckt gerne als synthetisches weißes Pulver vor allem in asiatischen Fertiggerichten.

Menschen mit einer Ozäna droht die soziale Isolation

Leidet jemand unter einer Stinknase, leidet er oftmals auch unter gesellschaftlicher Isolation. Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen meiden den Betroffenen – dieser weiß erst mal gar nicht, warum. Als Folge droht eine depressive Erkrankung. Um den Teufelskreis zu durchbrechen, ist es wichtig, dem Betroffenen klarzumachen, dass dessen Nase unangenehm riecht. Am besten sollte der Betroffene sich schleunigst von einem HNO-Arzt untersuchen und behandeln lassen.

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Woher weiß ich, ob ich eine Ozäna habe?

Obwohl sich infolge des Rückgangs der Nasenschleimhaut die Nasenhöhle vergrößert, haben Betroffene oftmals das Gefühl, kaum durch die Nase atmen zu können. Grund: Normale Nasen ziehen und stoßen die Atemluft gleichförmig ein und aus. Bei einer Ozäna ist der Luftstrom aufgrund der größeren Nasenhöhle hingegen diffus und verwirbelt. HNO-Arzt Deitmer: „Zudem bemerken wir eine gute Nasenatmung dadurch, dass bei Einatmung Feuchtigkeit in der Nase verdunstet und dadurch die Schleimhaut abkühlt. Wenn die Nase trocken ist, kann nichts verdunsten und es entsteht keine wahrnehmbare Abkühlung.“

Erkrankte leiden oftmals auch unter Kopf- und Nasenschmerzen oder verspüren einen Druck im Kopf. Manchmal kommt es zudem zu Nasenbluten. Häufiger läuft ein eitriges Sekret aus der Nase, begleitet von verkrusteten Borken. Spätestens, wenn man nicht mehr richtig riechen kann, sollte man dringend einen Facharzt (in diesem Fall HNO) aufsuchen.

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Was kann man gegen eine Stinknase tun?

In den meisten Fällen kann eine Stinknase nicht vollständig geheilt werden, so Deitmer. Jedoch lassen sich die unangenehmen Symptome behandeln. Die Nasenschleimhaut sollte feucht gehalten werden, beispielsweise mit einem Nasenöl oder einem Spray mit Mineralsalzen. Auch Inhalieren und Spülen mit Salzwasser kann helfen, die Schleimhäute zu befeuchten und zu reinigen. Ein oft in der kalten Jahreszeit auftretendes Problem ist zu niedrige Luftfeuchtigkeit in Innenräumen.

Auch ausreichendes Trinken – zwei bis drei Liter Wasser täglich – hält die Schleimhäute feucht. Um die Regeneration der Nasenschleimhäute zu fördern, können Erkrankte zusätzlich zur normalen Nahrung Präparate mit Vitamin A und E und Zink einnehmen.

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