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Studie zur Augenuntersuchung

Die Netzhaut kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzeigen

Netzhaut Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine einfache Untersuchung der Augen könnte Aufschluss über das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung geben Foto: iStock/Vasyl Dolmatov
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FITBOOK Redaktion

17. März 2021, 5:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Seit rund 20 Jahren sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die weltweit häufigste Todesursache. Dementsprechend hat die Früherkennung von kardiovaskulären Problemen einen hohen Stellenwert in der medizinischen Forschung. Eine Studie aus den USA hat diese nun ein Stück weiter gebracht.

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Das Team der Universität San Diego fand heraus, dass eine Untersuchung der Netzhaut bei der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen helfen kann. Winzige „Infarkte“ in der Retina sollen demnach auf ein erhöhtes Risiko für beispielsweise Schlaganfälle, Herzinfarkte und die koronare Herzkrankheit hindeuten.

Was hat die Netzhaut mit dem Herz-Kreislauf-System zu tun?

Die Netzhaut, auch Retina genannt, eignet sich sehr gut, um Nervenzellen und Blutgefäße zu untersuchen. Denn sie werden nicht, wie an allen anderen Stellen im Körper, durch Knochen, Muskeln oder Haut verdeckt. Die entsprechende Untersuchung nennt sich „optische Kohärenztomografie“. Ein schwaches Laserlicht ermöglicht hierbei eine schmerzfreie, graphische Darstellung der einzelnen Retina-Schichten. Durch das Verfahren lassen sich Veränderungen im Auge schnell feststellen.

Zu diesen Veränderungen zählt beispielsweise auch die schlechte Durchblutung oder der Verschluss von feinen Blutgefäßen im Auge. Genau die können laut der neuen Studie auf kardiovaskuläre Erkrankungen hindeuten. „Eine Mangeldurchblutung, das heißt ein durch Herzerkrankungen ausgelöster verminderter Blutstrom, kann zu einer unzureichenden Durchblutung des Auges führen und dadurch können wiederum Zellen in der Retina absterben“, fasst es Dr. Mathieu Bakhoum, Hauptautor der Studie in einer Pressemitteilung zusammen. „Das hinterlässt einen permanenten Fleck.“ Den hat Bakhoums Team „Retina ischemic perivascular lesion“, kurz RIPL, genannt. Zu deutsch nicht weniger sperrig: retinale ischämische perivaskuläre Läsion.

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Studie zeigt deutlichen Zusammenhang

Das Forscherteam hat die RIPL untersucht, um herauszufinden, ob die unzureichende Durchblutung in der Netzhaut auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuten kann. Hierfür schauten sie sich die Kohärenztomografie-Scans von 160 Patient*innen an, die bislang keine Krankheitsgeschichte der Augen hatten. Bei insgesamt 84 unter ihnen war im Vorfeld eine kardiovaskuläre Erkrankung dokumentiert worden, darunter 58 mit koronarer Herzerkrankung und 26, die einen Schlaganfall hinter sich hatten. Die gesunden 76 Teilnehmer*innen bildeten die Kontrollgruppe.

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Bei der Analyse der Retina-Scans zeigte sich, das kardiovaskulär Vorbelastete deutlich mehr RIPL in der Netzhaut hatten als die gesunde Kontrollgruppe. Dieser Effekt zeigte sich auch noch, nachdem Faktoren wie Alter, Geschlecht, Blutdruck und Cholesterinspiegel berücksichtigt wurden. Bei 47 Proband*innen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen fand das Forscherteam ein RIPL, bei 31 zwei RIPL und bei 35 sogar drei. In der Kontrollgruppe kamen nur vereinzelt Veränderungen an der Retina vor.

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Risiko für zukünftige Erkrankungen deutlich erhöht

Mithilfe des ASCVD-Scores lässt sich bestimmen, wie hoch das Risiko ist, innerhalb der nächsten zehn Jahre an einer kardiovaskulären Krankheit zu erkranken. ASCVD steht hierbei für „Atherosclerotic cardiovascular disease“, also atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen. Auf der Website der European Association of Preventive Cardiology kann man sich ausrechnen lassen, wie hoch das eigene Risiko ist, innerhalb der nächsten zehn Jahre beispielsweise einen Herzinfarkt zu erleiden. Die Ergebnisse dieser Rechnung hat das Forscherteam aus San Diego mit der Anzahl der RIPL verglichen.

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Dabei zeigte sich, dass Proband*innen mit einem hohen ASCVD-Risiko im Durchschnitt mehr Veränderungen an der Retina aufwiesen, als die mit einem geringeren errechneten Risiko. Dr. Bakhoum fasst zusammen: „Individuen mit niedrigen oder grenzwertigen ASCVD-Scores hatten eine geringe Anzahl von RIPL in ihren Augen, aber mit steigendem ASCVD-Risiko stieg auch die Zahl der RIPL.“ So hatten die Teilnehmenden mit einem Risiko von 7,5 bis 20 Prozent, innerhalb von zehn Jahren zu erkranken, rund 70 Prozent mehr RIPL.

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Bedeutung für die Herz-Kreislauf-Forschung

Die Augenärzte und Augenärztinnen am Universitätsklinikum von San Diego überweisen mittlerweile an die Kardiologie, wenn sie bei einem Patienten RIPL bei einer Kohärenztomografie entdecken. Das Forscherteam hofft, dass die Ergebnisse dazu führen, dass RIPL zu bekannten Markern bei der Früherkennung von kardiovaskulären Erkrankungen und Teil der Berechnung des ASCVD-Scores werden.

„Weltweit sind kardiovaskuläre Erkrankungen die Todesursache Nummer eins. Leider sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass sie vielleicht ein Problem am Herzen haben“, gibt Bakhoum zu bedenken. Der Schlüssel sei eine früher Erkennung und Behandlung. Die Identifizerung von RIPL auf der Netzhaut als Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen könne dazu beitragen, Herzprobleme zu erkennen, bevor Herzinfarkte oder Schlaganfälle eintreten.

Themen Augengesundheit Herzgesundheit
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