2. Juni 2025, 19:02 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Wie man ihr vorbeugen kann und warum eine Operation die letzte Option sein sollte – FITBOOK fasst die wichtigsten Fakten und neuesten Erkenntnisse zusammen

Wandern, Badminton, Tanzen – was gerade noch selbstverständlich schien, kann mit einer Arthrose schlagartig zur Qual werden. Die Krankheit greift alle Gelenke an, von der Schulter bis zum Fußgelenk. Besonders betroffen ist aber das Knie. Schleichend zerstört eine Arthrose im Gelenk den Knorpel, der als Puffer zwischen den Knochen dient. Wenn am Ende die blanken Knochen aneinander reiben, sind die Schmerzen für Betroffene kaum noch auszuhalten. Arthrose ist nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, ihr vorzubeugen und rechtzeitige Maßnahmen bei den ersten Anzeichen der Erkrankung zu ergreifen.
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Übersicht
Was versteht man unter Arthrose?
Von Arthrose spricht man, wenn ein schleichender Verschleiß des Gelenkknorpels stattfindet. Dabei handelt es sich um die glatte Knorpelschicht, die die Gelenkflächen der Knochen bedeckt und wie ein Stoßdämpfer Belastungen abfedert. Sie verhindert, dass Knochen direkt aufeinander reiben. Mit fortschreitendem Knorpelabbau verliert das Gelenk an Schutz – Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. „Mit Arthrose bezeichnet man den Verschleiß von Gelenk-Knorpel. Dieser Verschleiß ist meist altersbedingt“, erklären Experten. Reiben die Knochen aneinander, verstärken sich die Beschwerden und die Gelenkfunktion nimmt weiter ab. Arthrose ist nicht heilbar, allerdings gibt es Behandlungsmethoden, mit denen sich Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen lassen.1
Häufigkeit
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) tritt eine Arthrose in jungen Jahren (18 bis 29 Jahre) sehr selten auf, ab dem 45. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit jedoch deutlich zu. 23,2 Prozent der Frauen zwischen 45 bis 64 Jahren haben eine Arthrose, bei den Männern sind es nur 16,6 Prozent. Im Alter wird der Unterschied sogar noch deutlicher: Bei den Menschen über 65 sind knapp die Hälfte der Frauen (48,1 Prozent) und nahezu ein Drittel der Männer (31,2 Prozent) betroffen.
Warum Frauen häufiger Arthrose entwickeln als Männer, ist unklar. Laut RKI könnte die Hormonumstellung im Zuge der Menopause ein Grund dafür sein. Untersuchungen hätten aber bis jetzt keine eindeutigen Ergebnisse dazu ergeben.
Arten von Arthrose
Allgemein betrachtet verfügt der menschliche Körper rund über 140 echte Gelenke – das heißt Gelenke, die aus zwei Knochen bestehen, die durch einen Gelenkspalt voneinander getrennt sind. Prinzipiell kann Arthrose an jedem dieser Gelenke auftreten. Besonders häufig betroffen sind jedoch:
- Hüftgelenk (Coxarthrose)
- Kniegelenk (Gonarthrose)
- Hand- und Fingergelenke
Die Erkrankung verläuft oft schleichend – umso wichtiger ist es, frühzeitig auf Symptome wie Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit zu achten und geeignete Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen.
Ursachen der Erkrankung
Die Krankheit tritt vor allem dann auf, wenn Gelenke über einen langen Zeitraum zu stark belastet werden. Das kann bei bestimmten Sportarten, wie beispielsweise Squash, der Fall sein – vor allem dann, wenn man sie professionell betreibt. Dazu gehören aber auch berufliche Belastungen wie ständiges Hinknien und Anheben. Verletzungen, bakterielle Infektionen oder Fehlstellungen, wie X- oder O-Beine, können ebenfalls eine Arthrose auslösen. Ein großer Risikofaktor ist Übergewicht. Bei adipösen Menschen ist meistens das Knie betroffen.
Symptome
Eine Arthrose macht oft zuallererst mit dem sogenannten „Anlaufschmerz“ auf sich aufmerksam. So bezeichnet die Deutsche Rheuma-Liga das unangenehme Gefühl, wenn man aufsteht und nicht so recht in die Gänge kommt, weil es im Knie oder in der Hüfte zieht. Dieser Schmerz ist anfangs noch nicht sehr stark und tritt auch nur hin und wieder auf. Mit der Zeit wird das Gehen aber zunehmend anstrengender und die Schmerzen ein ständiger Begleiter. Mitunter schwillt das betroffene Gelenk auch an. Die Deutsche Rheuma-Liga warnt eindringlich: „Der Schmerz ist ein Alarmsignal.“ Das bedeute meistens, dass die Zerstörung der Gelenke ist bereits in vollem Gange sei.
Folgende Risikofaktoren begünstigen die Entstehung von Arthrose
Verschiedene Einflüsse können den Knorpelverschleiß in den Gelenken beschleunigen. Zu den biologischen Risikofaktoren gehören:
- Entzündungen und frühere Verletzungen, zum Beispiel Meniskusschäden, Bänderrisse oder Knochenbrüche
- genetische Faktoren, wenn Arthrose in der Familie bereits häufiger aufgetreten ist
- Fehlstellungen von Gelenken, wie beispielsweise an Knie oder Hüfte
- fortschreitendes Alter, vor allem ab dem 50. Lebensjahr
- weibliches Geschlecht
Neben diesen biologischen Ursachen tragen auch Lebensstilfaktoren zur Entstehung von Arthrose bei:
- Bewegungsmangel, etwa durch langes Sitzen im Büro, kann die Muskulatur schwächen, Haltungsschäden begünstigen und den Knorpelabbau beschleunigen
- Übergewicht belastet die Gelenke stark – so ist das Risiko für Arthrose an Knie und Hüfte bei starkem Übergewicht vier- bis fünfmal so hoch
- Sportarten mit starker Gelenkbelastung, wie Handball, Fußball, Boxen oder Ringen, können das Risiko erhöhen
- einseitige oder falsch erlernte Bewegungsabläufe, etwa durch monotone Arbeitsabläufe oder intensive sportliche Belastung, können zu Überlastung führen
- Tätigkeiten, die häufiges Knien, Bücken, Hocken oder schweres Heben erfordern, wie es in einigen Berufen üblich ist, belasten die Gelenke ebenfalls stark2
Diagnose
Besteht der Verdacht auf Arthrose, sollte man schnellstmöglich einen Orthopäden aufsuchen. Nur so können Operationen abgewendet oder hinausgezögert werden. Ein Arzt kann anhand eines Ultraschall- und Röntgenbildes gut erkennen, ob es sich um eine Arthrose handelt – und wie weit sie bereits fortgeschritten ist.

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Behandlung von Arthrose
Übergewicht vermeiden oder abbauen
Jedes Kilo weniger bedeutet für Betroffene (und für die Gelenke) eine Erleichterung. Das ist wissenschaftlich erwiesen. In einer Studie aus dem Jahr 2018 wurden 240 adipöse Teilnehmer mit leichter bis mittelschwerer Arthrose über einen längeren Zeitraum untersucht. Das Resultat: Wer 20 Prozent seines Gewichts abnahm, hatte 25 Prozent weniger Schmerzen.3
Bewegung
Wer Schmerzen im Gelenk hat, neigt meistens ganz automatisch dazu, das betroffene Körperteil zu schonen. Doch statt bei Beschwerden im Knie die Beine hochzulegen, rät die Deutsche Rheumaliga, sich zu bewegen – aber richtig! Deswegen verschreibt ein Orthopäde im frühen Arthrose-Stadium oft auch Krankengymnastik. Dort lernt man, wie man seine Gelenke beweglich hält und richtig belastet. Generell gilt: Wer Sport treiben möchte, sollte auf gelenkschonende Arten wie Schwimmen und Radfahren zurückgreifen.
Medikamentöse Therapie
- Schmerzmittel: Wenn die Arthrose so sehr schmerzt, dass man kaum mehr laufen mag (und kann), können Schmerzmittel dabei helfen, in Bewegung zu bleiben. Das RKI empfiehlt, mit einfachen Präparaten wie Paracetamol anzufangen. Reichen diese nicht aus, werden meistens sogenannte nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAP) verschrieben. Sie wirken entzündungshemmend, können aber auf den Magen schlagen und sollten daher nur für kurze Zeit eingenommen werden.
- Cortison: Ist die Arthrose bereits weit vorangeschritten, kann Cortison helfen. Es wird direkt ins Gelenk gespritzt und dämpft die Entzündung. Patienten sind danach meistens wochenlang nahezu schmerzfrei. Eine Dauerlösung sind Cortison-Spritzen wegen ihrer starken Nebenwirkungen jedoch nicht.
- Hyaluronsäure: Manche Ärzte injizieren das Mittel ins Gelenk. Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür in der Regel nicht. Diese Therapie gehört zu den sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). Begründet wird es damit, dass eine positive Wirkung nicht ausreichend erwiesen ist.4
- Chondroitin: Dabei handelt es sich um einen Bestandteil des Knorpelgewebes, der in Kapsel-Form freiverkäuflich von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Es soll den Knorpelabbau hemmen und Beschwerden lindern. Die Verbraucherzentrale sieht das skeptisch und weist auf widersprüchliche Ergebnisse bei Studien hin. Das ist auch der Grund, warum Anbieter ihre Chondroitin-haltigen Nahrungsergänzungsmittel bereits seit 2012 nicht mehr mit Slogans wie „Für gesunde Gelenke“ bewerben dürfen.
Gelenkspiegelung
Bei einer Gelenkspiegelung, der Arthroskopie, macht der Arzt kleine Schnitte in die Haut. Über sie gelangt er ins Gelenk und kann beispielsweise abgelöste Knorpelstückchen entfernen. Allzu viel darf man sich als Betroffener davon nicht versprechen. Das Dresdner UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie weist auf seiner Website darauf hin, dass eine Arthrose damit nicht beseitigt wird und Beschwerden innerhalb weniger Wochen nach dem Eingriff wieder auftreten können.
Knorpel-Transplantation
Wenn die Arthrose an einer umschriebenen Stelle lokal begrenzt ist, kann eine Knorpeltransplantation sinnvoll sein und gute Ergebnisse bringen. Ist eine große Fläche geschädigt, ist ein solcher Eingriff weniger Erfolg versprechend. Bei der Knorpeltransplantation wird mithilfe einer Arthroskopie Knorpelgewebe aus dem Gelenk entnommen, im Labor vermehrt und dann wieder eingesetzt.
Operation und künstliche Gelenke
Liegt eine angeborene oder verletzungsbedingte Fehlstellung der Beine vor, wird das Kniegelenk oft einseitig stark belastet. Um das auszugleichen, begradigt man im Rahmen einer Operation die Beine. Bestenfalls wird die Knie-Arthrose damit ausgebremst und Betroffene haben einige Jahre Ruhe.
Wenn die Arthrose stark ausgeprägt ist und alle anderen Behandlungsmöglichkeiten (Medikamente, Krankengymnastik) ausgeschöpft sind, bleibt nur noch eines übrig: das zerstörte Gelenk durch ein künstliches Implantat zu ersetzen – entweder in Form einer Teil- oder Voll-Prothese. So eine Operation birgt jedoch immer das Risiko einer Infektion. Das Dresdner UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie schreibt dazu: „Dieses Risiko besteht nicht nur in den ersten Wochen nach der Operation, sondern kann auch in späteren Jahren auftreten.“ Starkes Übergewicht kann das Infektionsrisiko noch erhöhen. Eine Gelenkprothese ist deswegen das letzte Mittel der Wahl – und älteren Menschen vorbehalten, denn so eine Prothese hält meist nur zehn Jahre.