1. April 2024, 8:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn der Gedanke an Sport Ihnen sprichwörtliche Kopfschmerzen bereitet, dann ist Fitness wohl nicht so Ihr Ding. Doch es gibt auch „echte“ Kopfschmerzen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität. FITBOOK-Autorin Laura Pomer hat sich genauer angeschaut, welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen, und hat Tipps zur Vorbeugung der sogenannten primären Belastungskopfschmerzen.
Kopfschmerzen sind längst nicht immer eine faule Ausrede von Bewegungsmuffeln. Wenn es beim oder nach dem Sport dazu kommt, rein aufgrund der körperlichen Aktivität, dann hat man es mit sogenannten primären Anstrengungs- oder Belastungskopfschmerzen zu tun. Doch was steckt dahinter?
Übersicht
Kopfschmerzen beim Sport – so stellen sie sich dar
Primäre Anstrengungskopfschmerzen haben keine krankhaften Ursachen oder anderen Auslöser. Dem Namen entsprechend handelt es sich dabei um „primär“ („ursprünglich“, „an erster Stelle“) auf die Belastung (= die körperliche Anstrengung) zurückzuführende Beschwerden. Die speziellen Kopfschmerzen treten meist beidseitig auf und werden von Betroffenen mehrheitlich als pulsierend beschrieben, ist dazu bei der American Migraine Foundation nachzulesen.1 Wie lang sie nach dem Sport anhalten, ist individuell verschieden. Es kann laut der Stiftung zwischen fünf Minuten und 48 Stunden dauern.
Abgrenzung zur belastungsinduzierten Migräne
Sport zählt bekanntlich zu den typischen Auslösern von Migräne-Attacken.2 Und auch gibt es zwischen dieser Art der belastungsinduzierten Migränekopfschmerzen und primären Belastungskopfschmerzen gewisse Gemeinsamkeiten. Ein wichtiger Unterschied ist laut der American Migraine Foundation jedoch, dass bei den reinen Anstrengungskopfschmerzen Begleiterscheinungen wie eine gestörte Sinneswahrnehmung (auch bekannt als Aura) ausbleiben.
Wie genau „Sport-Kopfschmerzen“ entstehen
Beim intensiven Kraft- und Ausdauertraining wird die Durchblutung angeregt. Dies bewirkt unmittelbar, dass uns warm wird. Bei manchen Menschen kann es sich zudem mit einer auffälligen Gesichtsrötung bemerkbar machen. Wie FITBOOK vom Dermatologen Dr. Timm Golüke weiß, hängt dies mit der verstärkten Aktivität innerhalb der kleinen Blutgefäße zusammen, und auch die im Gehirn sind logischerweise von der gesteigerten Blutzirkulation betroffen. Dies führt zu einer erhöhten Spannung, und da die Gefäßstrukturen im Gehirn besonders empfindlich sind, schnell zu den geschilderten Kopfschmerzen.
Die Beschwerden sind in ihrer Entstehung den gefürchteten Sexualkopfschmerzen nicht unähnlich. Auch hierbei handelt es sich laut den offiziellen Kopfschmerz-Klassifizierungen der International Headache Society um primäre Belastungskopfschmerzen.3 Bei den Betroffenen verengen sich die Gefäße im Kopf- und Nackenbereich, was Experten auch mit dem Adrenalinausstoß beim Sex assoziieren. Dieser ist auch bei verschiedenen Sportarten gegeben. Bei Sexualkopfschmerzen wird zudem ein gestörter Stressregulationsmechanismus diskutiert. FITBOOK geht hier ausführlicher auf das Thema ein.
Begünstigende Faktoren
Auch gewöhnliche Kopfschmerzursachen können bei primären Belastungskopfschmerzen eine Rolle spielen. Hierzu zählt allem voran ein Flüssigkeitsmangel. Zu wenig zu trinken, lässt das Blut dickflüssiger werden, wodurch in der Folge das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Da man beim Sport gemeinhin schwitzt, also weiter an Flüssigkeit verliert, können die Beschwerden umso stärker ausfallen.
Laut der Migräne-Stiftung sind primäre Belastungskopfschmerzen bei (schweißtreibender) Hitze besonders wahrscheinlich. Gleiches gelte für körperliche Aktivität in Höhenlagen. Denn dort wird die Luft „dünner“, sprich der anteilige Sauerstoffdruck nimmt ab. Der Mensch atmet scheinbar normal weiter, doch dabei weniger Sauerstoff ein. Achtung: Kopfschmerzen können nun schlimmstenfalls ein frühes Anzeichen der sogenannten Höhenkrankheit sei. Genaueres dazu erfahren Sie hier.
Hinweise für Betroffene
Dieser Beitrag behandelt explizit primäre Belastungskopfschmerzen. Daneben
könnten beim Sport auftretende Kopfschmerzen grundsätzlich auch krankhafte Ursachen haben. In dem Fall spräche man von sekundären Kopfschmerzen – einem Symptom für z. B. Einblutungen, Tumoren oder Stoffwechselerkrankungen. Weiterhin schließen Belastungs- bzw. Anstrengungskopfschmerzen das Vorhandensein kardiovaskulärer Risikofaktoren nicht aus. Bei wiederkehrenden Beschwerden empfiehlt sich daher dringend eine eingehende ärztliche Untersuchung.
Als Sofortmaßnahme sollten Betroffene die sportliche Aktivität umgehend einstellen und mindestens bis zum Abklingen der Beschwerden aussetzen. Je nach Schwere der Belastungskopfschmerzen kann gar eine längere Sportpause sinnvoll sein.
Vorbeugend empfehlen sich gefäßerweiternde Maßnahmen wie ausreichendes Trinken sowie das Vermeiden der anderen oben genannten begünstigenden Faktoren.4 Ist Ihre Neigung zu primären Belastungskopfschmerzen bekannt, sollten Sie sich beim Training nicht überlasten. Trotzdem bitte am Ball bleiben. Denn nicht bloß ist körperliche Aktivität gesund – dauerhaft kann die Beschwerdeanfälligkeit zurückgehen.