3. August 2025, 8:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein Wespenstich ist schmerzhaft, aber auch gefährlich? Wie man sich verhalten soll, wenn man gestochen wurde, woran man eine allergische Reaktion erkennen kann und was moderne Stichheiler bringen, erklärten Experten bei FITBOOK. Auch erfahren Sie, warum man auf den Stichstellen nicht kratzen sollte.
Wespenstich – was tun?
Wespen steuern allzu gerne Kuchen oder süße Getränke auf dem Tisch an. Die beste Methode, Wespen loszuwerden, ist vorsichtiges Wegschieben – abgesehen davon, dass man süße Getränke und Speisen im Freien abdecken sollte. Um sich schlagen oder die Tiere anpusten – eine ganz schlechte Idee: Das in der Atemluft enthaltene Kohlendioxid stellt für sie ein Alarmsignal dar und kann sie in Alarm- oder Angriffsbereitschaft versetzen. Tatsächlich stechen Wespen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Wird man doch einmal von einer Wespe gestochen, ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Bei gesunden Menschen – unabhängig vom Alter – führt ein Wespenstich in der Regel lediglich zu einer etwa zwei Tage anhaltenden, druckempfindlichen Schwellung an der Einstichstelle sowie zu einem zunächst ziehenden Schmerz, verursacht jedoch keine weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Wespen hinterlassen – anders als Bienen – in der Regel keinen Stachel, wenn sie zugestochen haben. Im Gespräch mit FITBOOK erklärt der Münchner Dermatologe Dr. med. Timm Golüke, dass Insektenstiche symptomatisch behandelt werden sollten – und damit ganz ähnlich wie ein Sonnenbrand. In erster Linie sollte man sie kühlen, „beispielsweise mit Quarkumschlägen. Kortisonhaltige Cremes lindern den Juckreiz und lassen die Schwellung zurückgehen“. Diese gäbe es rezeptfrei zu kaufen, beispielsweise Präparate wie „Hydrocortison“ oder „FeniHydrocort“. Allzu viel kann man leider nicht machen.
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Anaphylaktischer Schock – Symptome und Begleiterscheinungen
Anders sieht es bei Menschen aus, die eine allergische Reaktion auf Wespenstiche haben. Die Reaktionen können dabei weit über eine lokale Schwellung hinausgehen. Bei Symptomen wie Übelkeit, Schwindel oder Ohnmacht sollte man umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen.1
Dr. Golüke warnt daher, es spätestens dann sehr ernst zu nehmen, wenn kurze Zeit später die Fußsohlen und Handinnenflächen beginnen zu kribbeln. „Dabei könnte es sich um einen anaphylaktischen Schock handeln“, erläutert der Facharzt. Dabei handelt es sich um eine schwere allergische Reaktion, die immer ein ärztlicher Notfall ist. Weitere Begleiterscheinungen wären allgemeiner Schwindel, Atemnot – und die Folge könnte schlimmstenfalls der Tod sein. Also noch einmal: Ein anaphylaktischer Schock muss sofort behandelt werden, rufen Sie den Notarzt.
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RAST-Test und Notfallset
„Nach einem ersten Vorfall dieser Art sollte ein RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test, Anm. d. Red.) durchgeführt werden“, betont Dr. Golüke. Dabei wird festgestellt, ob eine Insektengiftallergie vorliegt. Wer davon weiß, sollte dem Experten zufolge immer ein Notfallset mit sich führen. Dieses enthält einen Adrenalin-Pen, mit dem sich Gestochene besagtes Hormon schnellstmöglich über den Oberschenkel injizieren sollen. Ebenfalls in einem solchen Notfallset enthalten: Kortisonsaft – gegen das Zuschwellen des Halses – und ein Antihistaminikum, also ein Medikament, das Unverträglichkeitssymptome lindert. Der Umgang wird Ihnen in der Apotheke beigebracht.
Insektenstiche im Mund- und Rachenraum ein Fall für den Rettungsdienst
„Wenn man eine Wespe verschluckt und sie sticht, führt das schnell zu einem Anschwellen der inneren Schleimhäute“, warnt Dr. Golüke. Somit könnten Insektenstiche im Mund- und Rachenraum folgenschwer sein. Auch in diesem Fall: Bitte umgehend einen Rettungsdienst alarmieren! Um das Risiko im Vorfeld zu reduzieren, empfiehlt der Arzt, offene Getränke im Freien abzudecken und stets zu überprüfen, ob sich in Lebensmitteln womöglich ein Insekt versteckt hat.
Merkmale ausgewählter Insektenstiche
Was bringen moderne Stichheiler?
Dass man Bienen- oder Wespenstiche einfach verschwinden lassen kann, versprechen neuerdings spezielle Geräte. Auch Dr. Golüke hat von jenen Stichheilern schon gehört. „Die thermischen sollen mit einem Wärmeimpuls dafür sorgen, dass das fremde Protein aus dem Wespengift denaturiert wird und sich nicht weiter ausbreiten kann.“ Elektrische Stichheiler sollen einen ähnlichen Effekt auf das Gift haben, allerdings über Ladungsstöße. Nach der Einschätzung des Experten ist man mit den konventionellen Linderungsmethoden aber besser beraten. „Wichtiger sind antiallergische Arzneimittel und kühlen“, findet er.
Wann sollte ich bei Insektenstichen zum Arzt?
Gegen Bremsenstiche hilft die richtige Kleidung
Weshalb kratzen nicht empfehlenswert ist
Prof. Thilo Jakob, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Gießen sagt, dass man auf den Stichstellen nicht kratzen sollte. Der Grund dafür sei: „Wenn die Haut aufgekratzt ist, können sich da Bakterien ansiedeln und vermehren – dann kann der Stich nicht ordentlich abheilen.“
Spucke und Zwiebel sind keine guten Heilmittel
Zudem erwähnt Dr. Jakob, dass Spucke nichts anderes sei als eine Flüssigkeit, die man immer dabei habe, die den Stich kühlen könne. Denn liegt Feuchtigkeit auf der Haut, reicht schon ein leichter Luftzug, um ihr Wärme zu entziehen – so funktioniert der Kühleffekt, führt er fort.
Meist nutzt man auch Zwiebeln als Kühlmittel. Allerdings sollte man dies vermeiden. Denn in Zwiebeln steckt viel Säure, wodurch es Verätzungen der Haut kommen kann. „Wir haben schon Patienten gesehen, die sich Zwiebelscheiben mit einem schön dicken Verband auf die Haut gemacht und das für 24 Stunden darauf gelassen haben“, sagt der Arzt.
Fazit: Was tun bei Wespenstichen? Die wichtigsten Tipps
- Vorbeugung von Wespenstichen: vorsichtiges Wegschieben von Wespen;
Abdecken von süßen Getränken und Speisen im Freien - Erste Hilfe bei einem Wespenstich: Kühlen des Stichs, z. B. mit Quarkumschlägen; Verwendung von kortisonhaltigen Cremes zur Linderung von Juckreiz und Schwellung;
Verwendung von modernen Stichheilern (thermisch oder elektrisch) - Anaphylaktischer Schock: Notarzt rufen bei Verdacht auf anaphylaktischen Schock!
RAST-Test und Notfallset bei bekannter allergischer Reaktion immer mitführen - Insektenstiche im Mund- und Rachenraum: Rettungsdienst alarmieren!
*Mit Material von dpa