Bei Temperaturen um die 35 Grad – hatten wir in den vergangenen Wochen ja öfter – schmeißt wohl jeder, sofern vorhanden, den Ventilator an. Und das ist falsch, behauptet aktuell die britische Gesundheitsbehörde. Ausgerechnet bei starker Hitze soll man das Gerät ausgeschaltet lassen. FITBOOK nennt die angeblichen Gründe und hat diese auch mit einem deutschen Mediziner gegengecheckt.
Die (bisher) heißeste Woche des Jahres ist in Deutschland angebrochen und wir sehnen uns nach Abkühlung. Inzwischen weiß man ja: Klimaanlagen sind mit Vorsicht zu genießen, und zwar selbst die gut gewarteten, in deren Gehäuse keine Keime lauern dürften. Die Klimaanlagenluft gilt als sehr trocken, weshalb sie die Schleimhäute – unser Krankheitserreger-Abwehrsystem – angreifen. Zudem fürchten viele durch ihre (zu kalte) Zugluft eine Erkältung.
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Zumindest Ventilatoren galten bislang als unbedenklich, die nur vorhandene Luft zirkulieren lassen. Doch gerade hiergegen schlagen Experten nun Alarm.

Noch mehr Hitze durch Ventilatoreinsatz?
Public Health England hat aktuell einen Leitfaden zum richtigen Verhalten bei starker Hitze veröffentlicht. Was den Gebrauch von Ventilatoren anbetrifft, steht darin, dass diese bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Celsius keinen Schutz vor hitzebedingtem Unwohlsein bieten – im Gegenteil. Vielmehr soll häufiges Laufenlassen eines Ventilators zu noch mehr Wärmeentwicklung im Körper führen und eine Dehydrierung begünstigen.
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Grundsätzlich sei es angeraten, „den Ventilator mit einem gewissen Abstand aufzustellen, nicht direkt auf den Körper zu richten und regelmäßig etwas zu trinken.“ Mit ihrer Empfehlung will sich die Gesundheitsbehörde auf eine Untersuchung internationaler Forscher beziehen, die seit 2012 in der Medizin-Datenbank Cochrane Library dokumentiert ist.
Was sagt der Experte?
Dr. Falk Stirkat ist Notfall- und Allgemeinmediziner. Und er sieht es etwas anders als die Kritiker als Großbritannien. „Eine Dehydrierung verstärken Ventilatoren eher nicht“, so seine Einschätzung, „da sie für Abkühlung sorgen und damit die Schweißproduktion verringern.“ Heißt: Der subjektive Eindruck, dass die bewegte Luft aus dem Ventilator Hitze erträglicher macht, täuscht nicht. Wer weniger schwitzt sprich Flüssigkeit verliert, ist logischer auch weniger gefährdet, zu dehydrieren.
Und was ist mit dem Naheliegenden – dass man sich vor dem Ventilator einen Zug holen und entsprechend verkühlen kann? „Diese Annahme ist unbewiesen und fußt eher auf dem medizinischen Verständnis unserer Großeltern, das wenig bis gar nicht evidenzbasiert war“, erklärt uns Dr. Stirkat. Demnach braucht man KEINE Erkältung zu fürchten, nur weil man einem künstlichen Luftzug ausgesetzt war. Dazu bräuchte es das Zutun von Krankheitserregern. Einzig bei Babys sollten man vom Ventilatoreneinsatz eher absehen, da ihre Körperoberfläche im Verhältnis größer ist als bei Erwachsenen.
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Und tatsächlich: Liest man in der Original-Quelle nach, zeigt sich, dass darin eine etwaige Empfehlung contra Ventilatoren gar nicht konkret vertreten wird. Das verantwortliche Wissenschaftler-Team habe zahlreiche internationale Studien zu dem Thema analysiert – ohne Ergebnis! Wie in der Zusammenfassung steht, gilt ihrer Untersuchung zufolge eine vermeintliche Gesundheitsschädlichkeit von Ventilatoren weder als bestätigt noch als widerlegt.