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Universität Cambridge

Schwerer Corona-Verlauf kann IQ um 10 Punkte senken

Ein schwerer Corona-Verlauf hat laut Studienergebnissen starke Auswirkungen auf die kognitive Leistung der Betroffenen
Ein schwerer Corona-Verlauf hat laut Studienergebnissen starke Auswirkungen auf die kognitive Leistung der Betroffenen Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

05.05.2022, 20:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mittlerweile ist bekannt, dass es nach einer Covid-19-Erkrankung zu Langzeitbeschwerden kommen kann, dem sogenannten Long Covid. Offenbar sind die Schäden durch einen schweren Corona-Verlauf aber insbesondere für das Gehirn gravierend, wie britische Forscher herausfanden.

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Die schlechten Nachrichten zum Thema Corona reißen nicht ab. Obwohl sich die meisten Menschen vermutlich freuen, wenn sie eine Corona-Infektion heil überstanden haben, heißt es noch lange nicht, dass sie wieder ganz fit sind. Denn insbesondere ein schwerer Corona-Verlauf kann zu Langzeitschäden in der Gehirnregion führen. So haben britische Forscher von der Universität Cambridge herausgefunden, dass das Gehirn um 20 Jahre altern kann nach einem schweren Covid-Verlauf. Das entspricht einem Verlust von zehn IQ-Punkten.

Einige Patienten wurden bis zu 50 Tage maschinell beatmet

Bei der relativ kleinen Studie wurden 46 Patienten untersucht, die alle wegen eines schweren Corona-Verlaufs im Krankenhaus waren. Das Alter der Intensivpatienten lag zwischen 28 und 63 Jahren. 16 von ihnen mussten sogar bis zu 50 Tage lang maschinell beatmet werden. Etwa sechs Monate, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten, absolvierten sie für die Studie eine Reihe von kognitiven Tests.

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Als Kontrollgruppe dienten 460 Probanden, die ebenfalls an Covid erkrankt waren, jedoch nicht im Krankenhaus behandelt wurden. Um eine bessere Vergleichbarkeit herzustellen, wurde die Kontrollgruppe nach Alter, Geschlecht, Herkunft und Bildungsniveau den Intensivpatienten angeglichen.

Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden

Sowohl die ehemaligen Intensivpatienten als auch die Kontrollgruppe führten dieselben Tests durch. Dabei wurden unter anderem die Intelligenz, die Genauigkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit der Probanden getestet. Und die Unterschiede waren gravierend.

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Jene 46 Intensivpatienten, die einen schweren Covid-Verlauf hatten, waren weniger genau und langsamer bei den Antworten als die Kontrollgruppe mit mildem Covid-Verlauf. Insbesondere bei sogenannten verbalen Analogieaufgaben, bei denen sie gebeten wurden, Ähnlichkeiten zwischen Wörtern zu finden, lagen die größten Unterschiede. Laut den Forschern passe dies zu weitverbreiteten Patientenberichten. So beklagen sich etliche Menschen nach einer Corona-Infektion über Schwierigkeiten, das richtige Wort zu finden. Sie hätten das Gefühl, dass ihr Gehirn in Zeitlupe arbeite.

Verlust von 10 IQ-Punkten

Nach Auswertung der Daten und dem Vergleich mit anderen Studien entsprach das Ausmaß des kognitiven Verlusts den Auswirkungen des Alterns zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Oder anders ausgedrückt: Ein schwerer Corona-Verlauf kann das Gehirn um 20 Jahre altern lassen. Das entspricht einem Verlust von zehn IQ-Punkten.

„Kognitive Beeinträchtigungen treten bei einer Vielzahl von neurologischen Störungen auf, einschließlich Demenz und sogar beim routinemäßigen Altern, aber die Muster, die wir gesehen haben – der kognitive ‚Fingerabdruck‘ von Covi-19 – unterschieden sich von all diesen“, sagt der Neurowissenschaftler und Studienautor David Menon von der Universität Cambridge.2

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Überall auf der Welt waren Zehntausende von Menschen auf Intensivstationen. „Das bedeutet, dass es da draußen viele Menschen gibt, die noch Monate später Probleme mit der Wahrnehmung haben. Wir müssen dringend prüfen, was getan werden kann, um diesen Menschen zu helfen“, konstatiert der Forscher Menon.

Leichte Verbesserung nach 10 Monaten

Immerhin gibt es Anzeichen dafür, dass sich die kognitive Leistung der ehemaligen Intensivpatienten mit der Zeit wieder verbessert. So haben die Forscher einige der Probanden noch zehn Monate nach dem Krankenhausaufenthalt untersucht. Dabei stellten sie eine sehr langsame Besserung fest.

„Obwohl dies statistisch nicht signifikant war, geht es zumindest in die richtige Richtung, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass einige dieser Personen sich nie vollständig erholen werden“, sagt Studienautor David Menon.

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Quellen

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