
7. Mai 2025, 17:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Corona-Pandemie hat die Welt mehrere Jahre lang bewegt. Auch wenn es um die Infektionen inzwischen ruhiger geworden ist, bringt eine Studie interessante Erkenntnisse über die Impfung. Diese könnten auch für andere Impfstoffe von Nutzen sein.
Das Thema Corona bzw. COVID-19 ist immer noch nicht aus der Welt. Die 7-Tage-Inzidenz liegt Anfang Mai 2025 bei 0,5 laborbestätigten COVID-19-Fällen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner.1 Laut dem Infektionsradar ist dieser Wert ist in den vergangenen Wochen gesunken. Dabei muss man bedenken, dass nur noch wenige Menschen sich auf Corona testen lassen, weshalb die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Deswegen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) weiterhin Personen ab 60 Jahren sowie Erwachsene mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19 Verläufe haben, eine jährliche Auffrischungsimpfung im Herbst.2 Nun haben Forscher herausgefunden, warum es besser ist, bei Corona-Impfungen immer denselben Arm zu nehmen.
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Übersicht
Worum ging es in der Studie?
Atemwegserreger wie SARS-CoV-2 stellen eine große Herausforderung für den Impferfolg dar. Da sich die Erreger ständig anpassen, können sie durch die vom Impfstoff hervorgerufene Immunität des Wirts entgehen. Dies ist besonders problematisch, weil die Reaktion des Wirts auf das ursprüngliche Immunogen (Antigen) zukünftige Reaktionen einschließen und gegen eng verwandte Virusstämme unwirksam sein kann.
Deswegen haben australische Forscher von der University of New South Wales (UNSW) und vom Garvan Institute of Medical Research Projekt die zellulären und molekularen Mechanismen untersucht, die zu einer Immunprägung beitragen.3 Dabei ging es insbesondere um die Frage: Macht es einen Unterschied, wenn die erste Corona-Impfung und später folgende Booster in denselben Arm oder in den anderen Arm erfolgen?
So lief die Studie ab
Die Forscher haben in der Studie sowohl in Tierversuchen an Mäusen als auch an Menschen die Wirksamkeit der Corona-Booster-Impfungen untersucht. Dabei lag der Fokus auf den sogenannten Makrophagen. Das sind Immunzellen, die sich nach einer Impfung in den Lymphknoten und später im ganzen Körper verbreiten. Sie steuern die Positionierung von B-Gedächtniszellen. Letztere sind eine Art Informationsspeicher zur Bildung von Antikörpern gegen den Impfstoff bzw. eine Krankheit, wenn der Körper sie bereits durchlebt hat.
Zunächst untersuchten die Wissenschaftler an Mäusen, wie eine Booster-Impfung wirkt, wenn sie an derselben oder an einer anderen Körperstelle injiziert wird. Mit bildgebenden Verfahren konnten sie beobachten, wie die B-Gedächtniszellen in die Peripherie des nächstgelegenen Lymphknotens wandern, wo sie auf Makrophagen, auch Fresszellen genannt, treffen. Die Auswertung der Bilder zeigte, dass eine Booster-Impfung an der gleichen Körperstelle dazu führt, dass die bereits aktiven Fresszellen das neue Antigen besonders gut erkennen. Dadurch werden die bereits vorhandenen B-Gedächtniszellen zu einer schnelleren und stärkeren Antikörperproduktion angeregt. Dies führt zu einer insgesamt effektiveren Immunantwort im Vergleich zur Booster-Impfung an einer anderen Körperstelle.
Booster-Corona-Impfungen in gleichen Arm sind effektiver
Anschließend haben die Forscher an Menschen überprüft, ob die höhere Effektivität der Booster an gleicher Körperstelle zutrifft. Dazu wurden 30 Probanden rekrutiert. Sie alle erhielten den gleichen mRNA-Impfstoff von Biontech. Bei der Booster-Impfung wurde jedoch unterschiedlich injiziert. Bei zwanzig der Probanden erfolgte die Injektion in den gleichen Arm. Die anderen zehn Kandidaten erhielten die Injektion in den anderen Arm.
„Bei menschlichen Probanden führte das Boosten des BNT162b2-Impfstoffs im gleichen Arm zu einer schnelleren Sekretion von breit neutralisierenden Antikörpern, einer stärkeren Expansion von SARS-CoV-2-spezifischen B-Zellen, als das Boosten des anderen Arms“, schreiben die Forscher in der Studienauswertung. Mit anderen Worten: Booster-Corona-Impfungen sind auch bei Menschen effektiver, wenn sie immer in den gleichen Arm erfolgen.
Die Studie belegt außerdem, dass die Antikörper eine stärkere Wirkung gegen Virusvarianten wie Delta und Omikron entfalten. Etwa vier Wochen nach der Verabreichung gleichen sich die Antikörperspiegel beider Gruppen jedoch an. Die Wissenschaftler betonen allerdings, dass der frühzeitige Immunschutz entscheidend sein kann, um einen Ausbruch der Erkrankung zu vermeiden.

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Einschränkungen der Booster-Studie
Obwohl die Studie stichhaltige Daten liefert, so gibt es einige Einschränkungen. Vor allem ist die Probandenanzahl mit 30 Teilnehmern relativ gering. Denn die Humanstudie an Menschen war darauf ausgelegt, korrelative Daten für die frühe Impfstoffreaktion zu erhalten. Die Forscher geben zu, dass sie durch die Anzahl der Blutentnahmen eingeschränkt waren. Deswegen brauche es größerer Studien, um ihre Erkenntnisse zu bestätigen. „Es ist notwendig, eine große, prospektive, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie durchzuführen, um die Wirksamkeit von ipsilateralem und kontralateralem Boosting zu vergleichen und Informationen für die zukünftige Praxis zu erhalten“, schreiben die Forscher in ihrer Auswertung. Dennoch könnten ihre Ergebnisse zu einer effektiveren Booster-Impfung auch gegen anderen Krankheiten beitragen. Betroffene Personen sollten also lieber immer den gleichen Arm für bei Corona-Impfungen hinhalten.