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Unspezifische Symptome

Symptome, die auf einen Hirntumor hindeuten können

Illustration Hirntumor
Hirntumoren können jede Region des Gehirns befallen und entsprechend unterschiedliche Symptome auslösen Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

13.02.2023, 17:52 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Als Hirntumoren werden zahlreiche gutartige und bösartige Wucherungen im Gehirngewebe oder in den Gehirnhäuten bezeichnet. Sie weisen zunächst keine und in späteren Stadien eher unspezifische Symptome auf. Welche das sein können, wie es um die Prognose der unterschiedlichen Hirntumor-Typen steht und welche Behandlung wann sinnvoll ist – lesen Sie mehr dazu bei FITBOOK.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Neurologe und Präsident der Deutschen Hirnstiftung

Als Gehirntumoren oder Hirntumoren versteht man verschiedene Tumorarten, die von unterschiedlichen Gewebetypen ausgehen und an verschiedenen Stellen entstehen können. Je nach Typ und Position des Hirntumors können sich seine Symptome unterschiedlich darstellen, ebenso seine Heilungschancen und welche konkrete Therapiemethode sinnvoll ist. FITBOOK gibt einen Überblick über die verschiedenen Arten von Hirntumoren, die Diagnosestellung sowie Behandlungsmöglichkeiten.

Wie viele Menschen erkranken an einem Hirntumor?

Jährlich erhalten etwa 500.000 Menschen in Deutschland eine Krebsdiagnose. Hirntumoren sind dabei nur für ca. zwei Prozent aller Krebserkrankten verantwortlich. Von 100.000 Personen haben durchschnittlich 9,8 (Männer), bzw. 7,7 (Frauen) einen bösartigen Hirntumor;1 es sind sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen.

Welche Arten von Hirntumoren gibt es?

Mit Hirntumoren sind gutartige und bösartige Gewebewucherungen im Bereich des Gehirns, des Rückenmarks sowie der Hirn- und Rückenmarkshäute gemeint. Mediziner sprechen korrekterweise von Tumoren des zentralen Nervensystems, kurz ZNS. Allgemein gebräuchlicher ist der verallgemeinernde Begriff Hirntumoren. Die Wucherungen können sich direkt aus den Zellen im Gehirn entwickeln, aber auch Metastasen bzw. Absiedelungen von anderen Tumoren sein. Schätzungen zufolge erkranken jedes Jahr in Deutschland rund 7000 Frauen und Männer (diese etwas häufiger) an einem primären Hirntumor.2

Der Wissenschaft sind nach derzeitigem Stand rund 130 Unterarten von Hirntumoren bekannt.3 Diese unterscheiden sich unter anderem dadurch, in welcher Art von Zelle sie entstanden sind. Ebenso spielt bei der Differenzierung die Geschwindigkeit, mit der die Wucherungen sich vergrößern, eine Rolle sowie die Prognose und das Anschlagen auf angewandte Therapien.

Astrozytome

Astrozytome sind die häufigsten Hirntumoren, die von den Astrozyten ausgehen. Astrozyten gehören zum System der Stützzellen (Gliazellen). Astrozytome machen 60 Prozent der gesamten Fälle aus. Je nach ihrer Wachstumsdynamik und Invasivität gibt es gutartige sowie bösartige Astrozytome und hierfür eine offizielle Klassifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anhand von vier Schweregraden.

Pilozytische Astrozytom

Das pilozytische Astrozytom mit WHO-Schweregrad 1 gilt als gutartiger und gut abgegrenzter Hirntumor, der verhältnismäßig langsam wächst und sich in der Regel gut und dauerhaft therapieren lässt. Laut der Deutschen Hirntumorhilfe tritt er hauptsächlich bei Patienten im Kindes- oder jüngeren Erwachsenenalter auf; der Altersgipfel liegt bei etwa zehn Jahren. Dabei sind die Tumoren in den meisten Fällen im Bereich des Hypothalamus sowie in den vorderen Sehbahn lokalisiert.

Prognose: meist gut. Operativ lassen sich pilozytische Astrozytome in der Regel vollständig entfernen und die Erkrankung heilen. Sitzt der Tumor allerdings in einer empfindlichen Region des Gehirns, entscheidet man sich statt einer Operation für eine alternative Behandlungsmethode (mehr zu den verschiedenen Therapien später im Text), was die Heilungschancen etwas reduzieren kann.

Diffuses Astrozytom

Diffuse Astrozyten klassifiziert die WHO mit dem Schweregrad 2, sie gelten als niedriggradig, das heißt gering bösartig. Der Altersgipfel liegt hier im Bereich des 30. Lebensjahrs. Diese Art des Hirntumors wächst vergleichsweise langsam, doch weniger abgegrenzt als etwa das pilozytische Astrozytom. Es kann daher in das benachbarte Gewebe einwachsen und es somit beeinträchtigen.

Prognose: nicht so gut. Eine zeitnahe Therapieaufnahme ist wichtig, um eine bösartige Entartung zu verhindern. Auch hier empfiehlt sich eine möglichst großflächige operative Entfernung des betroffenen Gewebes, wenngleich aufgrund seines diffusen Wachstums ein Eingriff nicht immer möglich ist. Häufig sind diffuse Astrozytome rezidivierend bzw. gehen in eine bösartigere Tumorform über.

Anaplastisches Astrozytom

Das anaplastische Astrozytom hat WHO-Schweregrad 3. Die Betroffenen haben das 50. Lebensjahr mehrheitlich überschritten, es sind doppelt so häufig Männer wie Frauen. Der bösartige Hirntumor entsteht gemeinhin im Großhirn, er wächst schnell.

Prognose: schlecht. Auch bei rascher Aufnahme einer gezielten Behandlung entwickelt sich ein anaplatisches Astrozytom häufig zu einem sekundären sogenannten Glioblastom (= Schweregrad 4).

Glioblastom

Das Glioblastom mit WHO-Schweregrad 4 ist die bösartigste bekannte Form von Gewebsentartungen im Gehirn. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Es wird zwischen primären Glioblastomen, die mit kurzer klinischer Vorgeschichte auftreten und sich schnell im Gehirn ausbreiten, und sekundären Glioblastome unterschieden, welche etwa aus diffusen Astrozytomen niedrigerer Stadien entstanden sind.

Prognose: sehr schlecht. Rund die Hälfte der betroffenen Patienten erliegt der Krankheit innerhalb eines Jahres nach der Diagnose.4

Mögliche Anzeichen für einen Hirntumor

Die meisten Hirntumoren machen sich im Anfangsstadium gar nicht bemerkbar. Mit ihrem Voranschreiten weisen Hirntumoren zumeist unspezifische Symptome auf, sprich Beschwerden, die sich nicht direkt einer bestimmten Krankheit zuordnen lassen. Welche und wie stark etwaige Symptome auftreten, hängt nicht zuletzt vom jeweiligen Typ, der Größe und der genauen Stelle ab, an der der Hirntumor sich befindet.5

So gibt es Stellen im Gehirn, bspw. im Stirnhirn, an denen sich Gewebsveränderungen erst ab einer Größe von einigen Zentimetern durch leichte Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar machen. An anderen Stellen, etwa in der motorischen Rinde, führen bereits einige Millimeters eines wachsenden Tumors zu einer Lähmung.

Typische Symptome

  • Empfindungsstörungen, also eine veränderte Wahrnehmung von bspw. Berührungen und Temperatureinwirkungen auf der Haut, können auf einen Hirntumor hinweisen.
  • Gleichgewichts-, Seh- und Koordinationsstörungen.
  • Krampfanfälle bzw. neu auftretende epileptische Anfälle sind bei jedem fünften Patienten das erste Symptom eines Hirntumors. Diese können sowohl das Bewusstsein und die Motorik des gesamten Körpers als auch einzelne Bereiche (z. B. ein Bein oder einen Arm) betreffen. Je nachdem, wo der Tumor sitzt. Meist kommt es zu unkontrollierten Zuckungen. Schuld an diesen epileptischen Anfällen ist eine elektrische Übererregung der Hirnregion, die durch den Tumor gestört wird. Es findet eine Art „Kurzschluss“ statt, der dann zu den Zuckungen der Gliedmaßen führt.
  • Taubheit/Lähmung: Wenn der Tumor in einer Region sitzt, in der die Sinnesempfindungen der Berührung verarbeitet oder die Motorik reguliert wird, kommt es zu Taubheit oder zu Lähmungen.
  • Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auf einen erhöhten Druck im Schädel und somit auf einen wachsenden Hirntumor hinweisen. Dabei unterscheiden sich die Kopfschmerzen von gewöhnlichen Kopfschmerzen, wie beispielsweise Spannungskopfschmerzen. Denn sie treten in der Regel mit einer auffälligen Intensität und sehr plötzlich auf. Sie steigern sich im Verlauf weniger Tage oder Wochen und werden oft so stark, dass rezeptfreie Schmerzmittel nur kaum oder keine Linderung erzielen. Die genannte Übelkeit ist dabei ein begleitendes Symptom.
  • Persönlichkeits- oder Stimmungsveränderungen können ebenfalls Hinweis auf einen Hirntumor sein, wenn dieser dort lokalisiert ist, wo die Persönlichkeitsmerkmale oder Gemütszustände reguliert werden. Betroffene sind deshalb mitunter reizbarer, weniger konzentriert oder depressiv bzw. ziehen sich auffällig zurück. Kommen Vergesslichkeit und Verwirrung hinzu, können die Symptome mit denen einer Demenz verwechselt werden.

Bitte keine Eigendiagnose stellen

Wie bereits erwähnt, sind die Symptome von Hirntumoren eher diffus. So müssen auch stärkere Kopfschmerzen natürlich nicht bedeuten, dass man von der Krankheit betroffen ist. Gehirntumoren zählen zu den selteneren Tumorarten. Bevor Sie sich voreilig selbst diagnostizieren: Bitte Ruhe bewahren und zunächst beobachten, ob die Symptome abebben bzw. sich auf andere, neue Gewohnheiten zurückführen lassen. In den meisten Fällen, in denen vermeintliche Anzeichen auf einen Hirntumor beschrieben werden, steckt etwas anderes dahinter. Bleiben die Beschwerden, wenden Sie sich bitte an einen geeigneten Arzt. Dieser kann die Situation durch eine neurologische Untersuchung und eventuelle Zusatzuntersuchungen wie z.B. Elektroenzephalographie (EEG; „Hirnstromkurve“) und schließlich Computer- bzw. Kernspintomographie (CT, MRT) klären.

Risikofaktoren noch nicht geklärt

Eine eindeutige Antwort darauf, warum bzw. bei wem primäre Hirntumoren entstehen, gibt es nicht. Zwar sollen Therapien mit sogenannten ionisierende Strahlen, wie sie nicht zuletzt bei der Bestrahlung von Krebszellen eingesetzt werden, auch die Entstehung eines Hirntumors begünstigen können. Ebenso erkranken Menschen mit bestimmten, darunter eher seltenen Grunderkrankungen etwas öfter. Hier ist weitere Forschung notwendig.

Übergewicht und Hirntumoren?

Während dagegen bei anderen Krebsarten (z. B. einem Lungenkarzinom) die Lebensführung eine gewisse Rolle spielen kann, ist dies laut aktuellem Wissenschaftsstand bei Hirntumoren nicht der Fall. Einzig zu viel Körpergewicht wird neuerdings etwas kritisch gewertet. So sollen Übergewichtige ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an einem Hirntumor erkranken. Das wollen Forscher der Universität Regensburg in einer groß angelegten Meta-Untersuchung herausgefunden haben.6 Bei Fettleibigen sei die Erkrankungswahrscheinlichkeit sogar um 54 Prozent erhöht.

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Quellen

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