Wer pflegebedürftig wird, ist oft nur einen Schritt von der Armutsgrenze entfernt. Die DAK-Gesundheit hat jetzt in ihrem Pflegereport ein Finanzierungsmodell vorgestellt, das die Pflegeversicherung deutlich mehr in die Pflicht nimmt.
Die DAK-Gesundheit hat ihren Pflegereport 2018 präsentiert und im Rahmen dessen einen Reform-Vorschlag für das deutsche Pflegesystem vorgestellt. Dieser dreht sich um ein neues Finanzierungsmodell, das die Pflegebedürftigen entlasten soll. Folgendes sollte sich in den Augen von Andreas Storm, dem Vorstandsvorsitzenden der DAK-Gesundheit, ändern.
Eigenanteil deckeln
Der Status quo sieht ja so aus, dass die Pflegeversicherung einen Fixbetrag übernimmt. Alles, was darüber hinaus geht, müssen die Patienten dann aus eigener Tasche bezahlen. Storm würde befürworten, dass es genau andersrum wäre: Der Patient müsste einen einheitlichen – wenn auch nach Pflegestufe gestaffelten – Betrag zahlen, der aber gedeckelt ist. Mehrkosten würden dann von der Pflegeversicherung getragen werden. Finanziert werden solle das Ganze mit einem Bundeszuschuss aus Steuermitteln.
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„Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Eine Mitfinanzierung aus Steuermitteln ist daher sinnvoll“, findet DAK-Chef Storm.
Riesige regionale Unterschiede
Hintergrund ist, dass es hierzulande laut dem DAK-Report große regionale Unterschiede hinsichtlich des Pflegeangebots, der -Qualität und der -Kosten gibt. Doch genau diese Tatsache würde gegen das im Grundgesetz festgeschriebene Gebot der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse verstoßen.
Beispiel für die Diskrepanzen gefällig? So gibt es in Ostdeutschland (aber auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland) ein deutlich geringeres Angebot an vollstationären Pflegeheimen als in den anderen Bundesländern. Und was die Kosten betrifft, so lag der Eigenanteil für Heimbewohner in Thüringen laut „Spiegel Online“-Informationen zuletzt im Schnitt bei 225 Euro; zum Vergleich war der Eigenanteil im Saarland mit 869 Euro mehr als dreimal teurer. Insgesamt würde deutschlandweit die Eigenbeteiligung an den Pflegekosten ansteigen, weiß das „Deutsche Ärzteblatt“, was dazu führe, dass immer mehr Pflegebedürftige in die Sozialhilfe abrutschen.
Höhere Beiträge für bessere Absicherung
Genau hier will der DAK-Reformvorschlag ansetzen, indem man der Preisspirale für Patienten durch einen fixen Eigenanteil ein Ende setzen würde. Finanzierungsmodelle dieser Art scheinen den Nerv der Deutschen zu treffen. Denn der Pflegereport hat auch herausgefunden, dass neun von zehn Deutschen Pflegeheime für zu teuer halten. Das heißt aber nicht, dass die Deutschen nicht bereit sind, Geld für Pflege auszugeben. Ganz im Gegenteil, 68 Prozent der Bevölkerung wären sogar bereit, deutlich mehr in die Pflegeversicherung einzuzahlen, solange dadurch ihr Eigenanteil in einem zumutbaren Rahmen bleiben würde.
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Während der Sozialverband VdK Deutschland e.V. den DAK-Vorschlag begrüßt, geht er der Deutschen Stiftung Patientenschutz noch nicht weit genug. Diese findet, dass die Pflegeversicherung bis auf Ausgaben für Verpflegung, Kleidung, Strom etc. die kompletten Heimkosten übernehmen sollte.