Patienten werden im Notfall häufig in ein Krankenhaus gebracht, das für ihre speziellen Bedürfnisse gar nicht ausgerichtet ist – so die Einschätzung der Krankenkassen. Sie fordern eine bessere Organisation und mehr Verantwortung durch die geplante Reform der Notfallversorgung.
„Wir transportieren unsere Pakete sehr viel verantwortungsvoller als unsere Patienten“, findet Wulf-Dietrich Leber vom Krankenkassen-Spitzenverbands. Was er damit meint? Pakete könne man auf ihrem Weg zum Kunden digital nachverfolgen, aber niemand erfasse, warum Notfallpatienten zu welchen Krankenhäusern transportiert werden. Dies müsse sich im Zuge der geplanten Reform der Notfallversorgung ändern.
Mehr Verantwortung in der Notaufnahme
Der Klinik-Experte kritisiert, dass Rettungswagen häufig auch jene 500 Krankenhäuser in Deutschland ansteuerten, die nicht über eine offiziell definierte Basisversorgung im Notfall verfügten. Die rund 250 Leitstellen hätten unterschiedliche Träger, es gebe keine Verfahren zur Sicherung der Qualität. Künftig sollte der Rettungsdienst über die Grenzen der Bundesländer hinweg organisiert werden.
Im Grundsatz begrüßten die Krankenkassen einen Reformvorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die Notfallversorgung vereinheitlichen und verbessern will. Auch dass der Rettungsdienst künftig als eigene Kassenleistung gelten soll, findet bei ihnen Anklang. Bisher bezahlen die Krankenkassen Einsätze nur dann, wenn der Transport in die Klinik geht. Dies schaffe falsche Anreize, Patienten ins Krankenhaus zu bringen.
Organsation soll vereinfacht werden
Stattdessen solle es deutlich einfacher organisierte gemeinsame Tresen in den Krankenhäusern geben. Diese sollten als zentrale Anlaufstelle rund um die Uhr geöffnet sein, wie Stefanie Stoff-Ahnis vom Vorstand des Kassenverbands erklärt. Patienten sollten etwa zu bestehenden Notdienstpraxen von Kassenärzten oder in die Notaufnahme des Krankenhauses weitergeleitet werden. „Bisher landen die Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser“, sagte Stoff-Ahnis. Diese sollten künftig weniger überfüllt sein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft teilte mit, aus ihrer Sicht reichte ein gemeinsamer Tresen völlig aus.
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Auch Spahns Ziel ist die Entlastung der Rettungsstellen. Als zentrale Lotsen sollen Gemeinsame Notfallleitstellen fungieren, die unter der Nummer 112 des Rettungsdiensts und der Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zu erreichen sein sollen. Der Kassenverband forderte bundesweit einheitliche Standards für die telefonische Ersteinschätzung, damit sich Patienten auf eine professionelle Bewertung ihres Falls verlassen können.