In einem deutschlandweiten Kinder- und Jugendreport, veranlasst durch die Krankenkasse DAK, zeigte sich: Das Bildungsniveau der Eltern beeinflusst die Gesundheit ihres Nachwuchses. Je niedriger, desto größer die Wahrscheinlichkeit auf chronische und/oder psychische Erkrankungen. Und auch das Einkommen spielt eine Rolle.
Der Report basiert auf Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 von rund 590.000 Kindern und Jugendlichen und derer 430.000 Eltern, die bei der DAK versichert sind. Demnach hat etwa jedes vierte Kind in Deutschland eine potenziell chronisch verlaufende Krankheit wie Neurodermitis oder Asthma und jedes zehnte mit psychischen Erkrankungen wie ADHS oder Schulangst zu kämpfen. Auffällig: Es waren Kinder von Eltern ohne Abschluss, die häufiger Medikamente verschrieben bekamen und im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Schlechte Zähne und Übergewicht
Insbesondere bei Karies und Fettleibigkeit spiele die Bildung der Eltern eine Rolle. Das erklärt Wolfgang Greiner, Mitautor des Reports und Gesundheitsökonom der Universität Bielefeld. Kinder hätten fast dreimal so häufig Karies und seien zweieinhalb mal so oft adipös, wenn ihre Eltern keinen Abschluss gemacht haben. Der Unterschied hinsichtlich Entwicklungs- und Verhaltensstörungen sei weniger stark, aber immer noch deutlich ausgefallen.
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Die finanzielle Situation der Eltern wirkt sich anscheinend ähnlich aus. Bei der KiGGS, einer großen Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts (RKI), ist im Frühjahr herausgekommen, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Elternhäusern gesundheitlich benachteiligt sind. Die Experten begründeten das unter anderem mit den fehlenden Mitteln, um bei verschiedenen Unternehmungen dabei sein zu können. Jene Kinder sollen oft dicker sein, sich weniger bewegen, zu Rauchern werden und häufiger an psychischen Problemen leiden.
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Experten kennen die Problematik
Wenig überrascht von den Ergebnissen zeigte sich Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Seiner Einschätzung nach haben die entsprechenden Eltern oftmals ein mangelndes Gesundheitsbewusstsein und „andere Probleme“. Die Kinder fielen daher durch die Maschen.
„Gesundheit gehört auf den Lehrplan“, betont deshalb DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Kinder seien besser greifbar als Eltern und daher Konzepte von der Kita nötig, beispielsweise gesünderes Kochen und Impulse zu mehr Bewegung. Ihm schwebe zudem eine Integration des Themas in bestehende Fächer vor. Der Report zeige, dass die Präventionsarbeit bislang zu wenig auf die nun identifizierten Risikogruppen zugeschnitten sei.
Storm und Fischbach sprechen sich weiter dafür aus, sehr süße Lebensmittel durch eine Zuckersteuer zu verteuern. Auch die Kennzeichnung auf Verpackungen müsse laut Fischbach vereinfacht werden. Verbraucher sollen etwa leichter erkennen können, dass hinter einem Begriff wie Fruktose letztlich Zucker steckt. Die DAK plant weitere Kinder- und Jugendreports, um Trends ablesen zu können.