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Verantwortliches Gen entdeckt

Fingerabdrücke könnten bei Diagnose und Behandlung bestimmter Krankheiten helfen

Fingerabdrücke Krankheiten: Computerbild eines Fingerabdrucks
Fingerabdrücke sind nicht nur für die Kriminalitätsbekämpfung wichtig, sondern auch für die Medizin Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

10.01.2022, 14:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fingerabdrücke sind so einzigartig wie die DNA eines jeden Menschen. Sie sind in der Lage, Handys zu entsperren, Türen zu öffnen und Täter zu identifizieren. Doch nicht nur das: Fingerabdrücke können offenbar sogar für die Früherkennung bestimmter Erkrankungen hilfreich sein.

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Schon im vierten Schwangerschaftsmonat entwickelt der Fötus an Fingern und Fußzehen Abdrücke, die in ihrer Erscheinungsform einzigartig sind. In der Wissenschaft wird angenommen, dass die schleifen-, wellen- und bogenförmigen Muster in den Fingerkuppen vor allem dazu dienen, Gegenstände leichter greifen und ertasten zu können.1 Eine Studie des „Shanghai Institute of Nutrition and Health“ hat nun herausgefunden, was genau entscheidet, welches Muster eine Person entwickelt. Darüber hinaus bekräftigt die Untersuchung frühere Erkenntnisse zum Zusammenhang von Fingerabdrücken und bestimmten Krankheiten.

Gen bestimmt über die Entwicklung von Fingerabdrücken

Prof. Sjla Wang, Genetikerin und Co-Autorin der Studie, untersuchte gemeinsam mit ihren Kollegen die DNA von mehr als 23.000 Menschen. Dabei entdeckten sie, dass vor allem das Gen EVI1 für die Ausbildung von Fingerabdrücken verantwortlich ist. Zur Überprüfung führten sie einen Versuch durch: Sie schalteten das EVI1-Gen in Mäusen aus und verglichen anschließend die Abdrücke der Labormäuse mit denen wilder Artgenossen. Das Ergebnis: Die Mäuse, die nicht über das Gen EVI1 verfügten, wiesen abnormale Hautmuster an ihren Zehen auf.2

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Gen ist verantwortlich für Wachstum der Gliedmaßen

Das Gen EVI1 spielt auch bei der Entwicklung der Gliedmaßen eines Embryos eine entscheidende Rolle. So ergab die Analyse der menschlichen Studiendaten, dass die Fingerabdrücke mit der Fingerlänge in Verbindung stehen. Menschen mit Wirbelformen in ihrem Fingerabdruck neigen beispielsweise dazu, längere kleine Finger zu haben.

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„Wir wissen nicht genau, wie die Gene Fingerabdruckmuster formen“, erklärt Co-Autorin Prof. Jinxi Li in einer Medienmitteilung.3 Sie vermutet, dass die Entwicklung der Fingerabdrücke von der Stärke des Wachstums bestimmt wird, die auf das Gewebe des Embryos einwirkt.

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Fingerabdrücke können auf Krankheiten hinweisen

Während des Wachstumsprozesses dehnen und verlängern sich Handflächen und Finger. Dabei verändern sich auch die Muster der Fingerabdrücke. Diese könnten möglicherweise Aufschluss über die Anfälligkeit von Krankheiten geben. „Frühere Forschungen haben gezeigt, dass EVI1 mit dem Leukämie-Risiko zusammenhängt, und in einigen Studien wurde beobachtet, dass Menschen mit mehr Wirbelmustern anfälliger für diese Krankheit sind“4, erklärt Prof. Wang. Kinder, die mit dem Down-Syndrom zur Welt kämen, hätten dagegen häufig eine einzelne Falte, die sich über ihre Handfläche ziehe.

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„Viele angeborene genetische Störungen hängen mit unterschiedlichen dermatoglyphischen Mustern, wie zum Beispiel Fingerabdrücken, zusammen“, führt Prof. Wang weiter aus. Ziel der Studie, die Teil des „International Human Phenome Project“ ist, soll sein, künftig genauer Aufschluss darüber geben zu können, wie das Muster auf der Fingerkuppe und Krankheiten zusammenhängen. Mit Hilfe von Fingerabdrücken könnte dann leichter eine Diagnose gestellt und Krankheiten könnten schneller behandelt werden.

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Quellen

  1. Jarocka E, Prushynski JA, Johansson RS (2021). Human Touch Receptors Are Sensitive to Spatial Details on the Scale of Single Fingerprint Ridges. The Journal of Neuroscience
  2. Wang S, Li J, Glover JD et al. (2021). Limb development genes underlie variation in human fingerprint patterns. Cell
  3. EurekAlert! (2021). Fingerprint patterns are linked to limb development genes
  4. Glass C, Wilson M, Gonzales R (2014). The role of EVI1 in myeloid malignancies. Blood Cells, Molecules, and Diseases
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